10. November 2022
Richtungsweisende DOSV-Mitgliederversammlung
Am vergangenen Wochenende stellten die DOSV-Vereine eine wichtige Weiche für die Zukunft unseres Orientierungssports mit der Abstimmung über eine neue, partnerschaftliche Vereinbarung zwischen DTB und DOSV. Auch standen Wahlen zum Präsidium an, bei denen es, wie schon lange angekündigt, wichtige personelle Veränderungen gab.
Wahl des Präsidiums
Neuwahlen standen satzungsgemäß auf der Tagesordnung. Das gesamte, bisherige Präsidium stellte sich für eine Wiederwahl zur Verfügung, außer – wie bereits lange angekündigt – unser bisheriger Präsident Hans-Joachim Bader, der mit seinen jungen 76 Jahren Jüngeren Platz machen wollte.
Nach langen Vorgesprächen kandidierte der Leipziger Zahnarzt Wieland Kärger. Er wurde als einziger Kandidat einstimmig von den 29 anwesenden Vereinen, die rund 1600 der Orientierungssportler Deutschlands repräsentierten, gewählt.
Wieland ist seit 35 Jahren erfolgreicher Orientierungsläufer. Seine Eltern gaben ihm und seinen Geschwistern gute OL-Gene mit. Seit fünf Jahren engagiert sich Wieland im erweiterten Präsidium des DOSV. Sein Klub, der OK Leipzig gehört zu den DOSV-Gründungsmitgliedern.
Nach eigenen Worten hegt er großen Respekt vor den Leistungen seines Vorgängers und vertraut auf die stete Zusammenarbeit innerhalb des DOSV-Präsidiums, mit allen DOSV-Mitgliedsvereinen und mit allen Orientierungssportlern Deutschlands aller vier Sportarten, um in diese wichtige Funktion hineinzuwachsen.
Wieland betont, dass er darauf achten wird, keine Lagerbildung unter den Orientierungssportlern zuzulassen. Die Gemeinschaft der Orientierungssportler soll wachsen und optimistisch in die Zukunft schauen können. Ein wichtiges Thema, um diesen Optimismus zu fördern, sind dabei die komplizierten Waldbetretungsrechte Deutschlands, die viel Engagement im Keim unterdrücken, obwohl ja gerade der Orientierungssport ein umweltbewusster, ressourcenschonender und moderner Sport für Alle ist.
Kein einfaches aber wichtiges Thema sind natürlich die Beziehungen zu den großen Sammelsportverbänden DTB und DOSB und zur IOF, die weiterentwickelt und modernisiert werden müssen.
Im DOSV-Präsidium sind derzeit keine Frauen vertreten, stellt Wieland bedauernd fest. Zu Hause stärken ihm mit Ehefrau und zwei Töchtern gleich drei Frauen den Rücken, die Wieland übrigens auch mit dem O-Virus infizierte. Aber das erweiterte DOSV-Präsidium kann aus bis zu 10 Personen bestehen. Diesbezügliche Nach-Wahlen sind auch während der vierjährigen Amtszeit möglich.
Achim Bader unterstützt den DOSV als Mitglied im erweiterten Präsidium weiterhin als erfahrener Sportpolitiker. Er war seit Gründung des DOSV dessen Präsident. Zuvor arbeitete er fünf Jahre im DTB-Gremium Technisches Komitee als Vorsitzender. In Wieland sieht er einen rundum erfahrenen und ausdauernden Orientierungssportler, mit sicherem Urteil, einer ruhigen und verbindlichen Art – genau der Richtige, um den DOSV auch in schwierigen Zeiten gut führen.
Neu ins erweiterte Präsidium wurde der Moritzburger Prokurist und erfahrene Orientierungssportler Daniel Härtelt gewählt. Er engagiert sich seit vielen Jahren in verschiedensten Themen für den Orientierungssport, auf nationaler Ebene zum Beispiel in den Bereichen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, soziale Medien, Organisation von Wettkämpfen bis hin zum Weltcup. Kürzlich gründete er den neuen O-Sport-Verein SV CH Sonnenland mit. In diesem Bereich sieht er auch sein Hauptarbeitsgebiet im DOSV – die Unterstützung der Basis, der Vereine. Daniel spricht hartnäckig Mankos an, diskutiert gern – auch mal verbissen – und sorgt damit ab und zu für kontroverse Diskussionen. Im Zusammenwirken mit seinen Präsidiumskollegen wird sein Engagement den DOSV bestimmt weiter voranbringen.
Das komplette DOSV-Präsidium ist unter https://o-sport.de/verband/dosv-praesidium/ aufgelistet.
Neue Vereinbarung zwischen DTB und DOSV
Als Anschlussregelung an die Vereinbarung zwischen dem Deutschen Turner-Bund (DTB) und dem Deutschen Orientierungssport-Verband (DOSV) aus dem Jahr 2018 sowie den Regensburger Kompromiss (2019) wollen beide Partner nach einem langen Jahr Verhandlungsphase ihre Zusammenarbeit mit der Gründung einer gemeinsamen Arbeitsgemeinschaft Orientierungssport (AGO) auf eine qualitativ neue, höhere Stufe stellen. Sie haben damit für die Orientierungssportler Deutschlands mehr Eigenständigkeit vereinbart, was einer Vereinfachung der fachlichen Arbeit auf nationaler Ebene gleichkommt. Gleichzeitig bleiben die Orientierungssportler über den DTB im obersten Sportdachverband Deutschlands, dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) organisiert und sichern sich so den Zugang zu wichtigen Finanzen des Bundesinnenministeriums (BMI). Am Vertrag haben auch die Fachwarte der Landesturnverbände mitgearbeitet.
Dass der sich in den letzten Jahrzehnten international stark entwickelte, moderne Orientierungssport mehr Flexibilität und Eigenständigkeit benötigt, dass viele DTB-Regularien auf unsere Outdoor-Laufsportart nicht passen, sehen inzwischen auch DTB-Verantwortliche und wollen der Weiterentwicklung unserer Sportarten nicht im Wege stehen. Für eine vollständige Eigenständigkeit des DOSV direkt im DOSB, wie es international üblich wäre, reichen aber unsere Mitgliederzahlen noch nicht aus.
Nachdem nun die DOSV-Mitgliedsvereine am letzten Wochenende der neuen Vereinbarung ihren Segen gaben, plant der DTB in den nächsten Tagen die Vereinbarung zu unterzeichnen. Danach wird sie in vollem Umfang veröffentlicht.
Bisher mussten manche selbstverständliche Bedürfnisse der Orientierungssportler aufwändig mit DTB-Regularien abgeglichen werden – viele Mitglieder des Technischen Komitees im DTB resignierten folglich. Mit der Etablierung der AGO erlangen die Orientierungssportler Eigenverantwortung zum Beispiel in diesen Bereichen:
- Bundesrangliste
- Deutsche Park-Tour
- Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
- Internetauftritt O-Sport.de
- Meldesystem O-Manager
- Organisatorisches bei nationalen Veranstaltungen (Wettkampfbestimmungen, Wettkampfkalender, Technische Delegierte, Schiedsgremium)
- Finanzielles bei nationalen Veranstaltungen (Startgebühren, Wettkampfabgaben und Weiteres)
- Ausrüsterverträge, Sponsorenverträge
- Finanzielle Verwaltung vieler Spitzensportmaßnahmen
- Einbeziehung in Gespräche mit DOSB und BMI
- Aufgabenverteilung in der AGO
- Fachliche Arbeit in der IOF
Das Technische Komitee innerhalb des DTB wird aufgelöst. Die AGO übernimmt alle Aufgaben. Die Organisationsstrukturen auf Landes- und Vereinsebene müssen nicht geändert werden.
Dafür, dass der DTB den Orientierungssportlern ihre Arbeit erleichtert, erbat er einen Kompromiss: Für kommende Deutsche Meisterschaften – und nur da – besteht wieder die Pflicht zum Kauf einer DTB-ID, also eines DTB-Startpasses. Im Vergleich zu anderen komplizierten organisatorischen und finanziellen Einschränkungen der deutschen Orientierungssportler ist das aber ein annehmbarer Kompromiss.
Vereine, die den Prozess der Erneuerung auf nationaler Ebene stärken oder sogar aktiv begleiten wollen, sind herzlich eingeladen, dem DOSV beizutreten.
Der DOSV im Jahr 2022
Das Vertragswerk mit dem DTB bestimmte hauptsächlich die Mitgliederversammlung. Aber es wurde auch Rechenschaft abgelegt – nur zwei kurze Fakten sollen den langen Bericht deshalb beschließen:
Der DOSV ist finanziell solide aufgestellt und er blickt stolz auf seine erfolgreiche internationale Veranstaltung JEC / DM 2022 zurück und dankt den Ausrichtern für die geleistete Arbeit.