Amateurfunkpeilen (ARDF) im DARC
Das Amateurfunkpeilen (Amateur Radio Direction Finding, kurz ARDF) ist ein Funksport, der viele Gemeinsamkeiten mit dem Orientierungslauf aufweist. Daher wird die Sportart bisweilen auch als "Funk-Orientierungslauf" bzw. international als "Radio Orienteering" bezeichnet.
Beim ARDF müssen die Sportler im Gelände ausgebrachte Peilsender mit einem mitgeführten Peilempfänger orten und mit Hilfe von Karte und Kompass im Gelände anlaufen. An den Senderstandorten befinden sich OL-Postenschirme mit Stempeleinheit, wie beim OL. Die Sender werden als "Füchse" bezeichnet, daher auch die umgangssprachliche Bezeichnung "Fuchsjagd" für diesen Funkpeilsport. Anders als beim OL sind die Standorte nicht auf der Karte eingezeichnet, sondern müssen alleine durch Peilen mit dem Empfänger lokalisiert und gefunden werden. Die Füchse senden dabei nicht durchgehend, sondern im Intervall und jeweils nacheinander, was die Aufgabe noch schwieriger macht.
Die vier ARDF-Disziplinen
International und national werden vier Disziplinen ausgelaufen. Neben den beiden klassischen Wettbewerben auf den beiden Frequenzen 3,5 MHz (Kurzwelle, 80-m-Band) und 144 MHz (Ultrakurzwelle, 2-m-Band) gibt es noch den Sprint und die einem Postennetz-OL sehr ähnliche Disziplin "Foxoring", die beide ebenfalls auf dem 80-m-Band ausgetragen werden.
Bei den Klassik-Wettbewerben sind bis zu fünf Sender zu suchen. Hierfür ist eine Maximalzeit (meist ca. 120 Minuten) vorgegeben, innerhalb dieser nach Möglichkeit alle, jedoch möglichst viele der Sender zu finden sind. Die Reihenfolge ist den Wettkämpfern freigestellt. Die fünf Füchse senden jeweils einen Morsecode, anhand dessen sie eindeutig identifizierbar sind (Sender 1 = MOE, Sender 2 = MOI, Sender 3 = MOS, Sender 4 = MOH, Sender 5 = MO5). Im Ziel gibt es einen Rückholsender, die so genannte Bake, die auf einer anderen Frequenz im Dauerbetrieb sendet (Code: MO). Die Läufer starten im Fünf-Minuten-Abstand. In der ersten Minute nach dem Start überträgt Sender 1, ist danach jedoch vier Minuten stumm. Unmittelbar nach Sender 1 folgt Sender 2 für eine Minute, dann die Sender 3, 4 und 5, bevor in der sechsten Minute wieder Sender 1 überträgt usw. Die Aufgabe für den Athleten besteht nun darin, anhand der Richtung und Lautstärke der Signale möglichst rasch ein Bild zu entwickeln, wo auf der Karte sich in etwa die Sender befinden, die optimale Reihenfolge zu ermitteln und alle Füchse in möglichst kurzer Zeit zu finden.
Als Mindestabstände dürfen sich 750 Meter (national: 500 Meter) um den Start und 400 Meter um das Ziel keine Sender befinden, die Mindestabstände der Sender untereinander betragen ebenfalls 400 Meter. In den Elitekategorien ergeben sich meist Luftlinien-Entfernungen der idealen Reihenfolge zwischen fünf und acht Kilometern, die Siegerzeiten liegen im Regelfall zwischen 40 und 60 Minuten. Gelaufen wird hier auf OL-Karten nach ISOM im Maßstab 1:15.000 oder 1:10.000.
Die beiden Disziplinen 2-m-Band und 80-m-Band unterscheiden sich durch die verwendeten Geräte und das Verhalten der Signale. Der 2m-Peilempfänger weist deutlich größere Antennen auf als der 80m-Empfänger. Während beim 80-m-Wettbewerb die Signale den Athleten stets zuverlässig aus der korrekten Richtung und mit entfernungsabhängiger Lautstärke erreichen, kann es beim 2-m-Wettbewerb durch Geländeformen, Dickichte oder auch Wasser im Gelände (Gewässer wie Regenwasser) zu so genannten Reflexionen kommen, bei denen das Signal des Senders abgelenkt wird und vermeintlich aus einer anderen Richtung kommt. Insbesondere in Tälern ist hier ein zuverlässiges Signal eher unwahrscheinlich. Der 2-m-Wettbewerb ist somit peiltechnisch deutlich anspruchsvoller, der 80-m-Wettbewerb für Einsteiger besser geeignet.
Beim ARDF-Sprint werden Sprint-OL-Karten im Maßstab 1:4.000 verwendet. Hier umfasst ein Senderzyklus nicht wie bei den Klassikwettbewerben fünf Minuten, sondern nur eine Minute. Dies bedeutet, dass ein Sender nur zwölf Sekunden lang überträgt, bevor der nächste Sender folgt. Die Mindestabstände im Gelände sind entsprechend geringer. Hier sind zunächst bis zu fünf Sender auf einer Frequenz anzulaufen, danach ein so genannter Zuschauerposten ("Spectator") auf einer zweiten Frequenz, bevor bis zu fünf weitere Sender auf einer dritten Frequenz gefunden werden müssen. Die Bake am Ziel sendet auf einer vierten Frequenz. Die Sender werden hier nicht durch einen Postenschirm, sondern meist nur durch eine dezente Markierung, z.B. Trassierband, im Gelände gekennzeichnet. Sie Siegerzeiten liegen hier bei rund 12 bis 15 Minuten. Diese Disziplin erfordert eine gewisse peiltechnische Erfahrung, um die schnellen Wechsel und Abläufe meistern zu können.
Die vierte Disziplin, das so genannte Foxoring, wurde vor einigen Jahren als Mischung aus ARDF und OL konzipiert. Bei diesem Wettbewerb wird mit so genannten "Mini-Sendern" mit kurzer Reichweite gearbeitet, die durchgehend senden. Beim Foxoring sind auf der Karte Postenkreise eingezeichnet, die in freier Reihenfolge anhand der Karte angelaufen werden müssen. Anders als beim OL befinden sich jedoch die Posten nicht im Kreismittelpunkt, sondern es handelt sich um den so genannten "Hörkreis", innerhalb dessen mit einem durchschnittlichen Peilempfänger der Sender gehört werden kann. Diesem Peilsignal muss der Läufer im Postenraum folgen, um zum Sender zu gelangen, der nicht mit einem Postenschirm, sondern nur mit einem Postenständer und Kontrolleinrichtung (i.d.R. SI-Station) markiert ist. Der Senderstandort kann dabei auch außerhalb des Hörkreises liegen. Da hier also lediglich im so genannten "Nahfeld" gepeilt werden muss, der Großteil des Wettkampfes aber mit Kartenarbeit absolviert wird, sind erfahrene Orientierungsläufer in dieser Disziplin in aller Regel bereits nach kurzer Zeit sehr erfolgreich. Die Siegerzeiten beim Foxoring liegen meist zwischen 30 und 50 Minuten.
ARDF international
Amateurfunkpeilen wird international von der International Amateur Radio Union (IARU), dem Amateurfunk-Weltverband, koordiniert. Alle zwei Jahre finden Weltmeisterschaften statt, die meist in der ersten Septemberwoche ausgetragen wird und bei der innerhalb einer Woche Titel in den vier Disziplinen, sowie in Mannschaftswertungen der beiden Klassikdisziplinen vergeben werden. Hierbei nehmen jeweils rund 300 Athletinnen und Athleten teil, neben den beiden Elitekategorien werden auch zwei Juniorenkategorien und acht Seniorenkategorien ausgelaufen.
Für die Jüngeren gibt es jährlich Jugend-Weltmeisterschaften mit allen vier Disziplinen und vier Kategorien. Alle zwei Jahre im Wechsel mit den Weltmeisterschaften finden Regionalmeisterschaften statt. Da an den IARU-Region-1-Meisterschaften in aller Regel nur Athleten aus Europa teilnehmen, werden diese umgangssprachlich auch häufig als Europameisterschaften bezeichnet.
Dominierende Länder sind Tschechien, Russland und die Ukraine, wo es jeweils hohe Aktivenzahlen gibt. Aktiv betrieben wird ARDF auch in den meisten übrigen Ländern Osteuropas, einzelne Athleten gibt es in Skandinavien, Großbritannien, Ostasien und den USA.
Deutschland nimmt regelmäßig mit Mannschaften von 20 bis 30 Athletinnen und Athleten an den internationalen ARDF-Meisterschaften teil, erringt dort regelmäßig Titel und Medaillen und zählt damit durchaus zur erweiterten Weltspitze.
ARDF in Deutschland
In Deutschland wird Amateurfunkpeilen durch das ARDF-Referat im Deutschen Amateur-Radio-Club (DARC) repräsentiert. Die Ortsverbände und Distrikte des DARC zeichnen für die Durchführung der Veranstaltungen verantwortlich.
Die höchsten nationalen Wettkämpfe sind die insgesamt neun Ranglistenläufe, die an vier Wettkampfwochenenden ausgetragen werden und in deren Rahmen auch die Deutschen Meisterschaften der vier Disziplinen integriert sind. Die Teilnehmerzahlen bewegen sich hier meist zwischen 40 und 100 Startern.
Darunter gibt es die so genannten Distrikts-Peilwettbewerbe, wo häufig an einem Tag zwei Wettkämpfe - meist je einer auf dem 2-m-Band und einer auf dem 80-m-Band - ausgetragen werden. Lokal führen die einzelnen Ortsverbände (OV) breitensportliche OV-Fuchsjagden durch, bei denen auch Einsteiger den ARDF-Sport einmal ausprobieren können. Anders als bei nationalen und internationalen Wettkämpfen darf auf Distrikts- und OV-Ebene meist vor dem Start bereits in aller Ruhe "vorgepeilt" werden, was die Wettbewerbe insbesondere für Neulinge etwas leichter macht. Bei den meisten OV-Fuchsjagden und auch bei einigen Distrikts-Wettbewerben kommen lediglich topografische Karten der Vermessungsverwaltung zum Einsatz, keine OL-Spezialkarten wie auf nationaler oder internationaler Ebene.
Kontakt
Referent für ARDF-Funksport
Kai Pastor, DG0YT
E-Mail: dg0yt at darc . de
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