07. November 2022
JWOC Staffel
Verfolgte man die Rennen der Staffelentscheidung am heutigen Mittag live, so steckte man die Ergebnisse der deutschen Mannschaft wohl eher in die Kategorie „durchwachsen“. Dabei gibt es aber sehr erfreuliche Einzelergebnisse. Allen voran steht hier die äußerst starke Startstrecke von Marek Pompe. Er kam auf dem dritten Platz ins Ziel, lief allerdings leider nur für ein Mixedteam. Im deutschen Herrenteam konnte Lucas Imbsweiler auf der dritten Strecke mit einem guten Lauf noch ein ganzes Stück nach vorn rücken. Solide ist auch der bereinigte 12. Platz der ersten Damenstaffel, auch wenn durch einige Fehler noch etwas mehr drin gewesen wäre.
Um 10 Uhr Ortszeit starteten zunächst die Damen. Für das erste deutsche Team lief Marlene Fritz die Startstrecke. Der Anfang lief fantastisch und sie war gut im flow. Weil viele Konkurrentinnen am fünften Posten Fehler machten und kreuz und quer rannten, war sie kurz verwirrt und verlor die Tram der Führenden ein wenig aus dem Auge. Trotzdem lief das Rennen im weiteren Verlauf bis Posten 14 fehlerfrei. Dann aber kam es zu einer Bahnkreuzung, Marlene traf eine Läuferin, die auf dem Weg zu Posten 10 war und blieb etwas zu hoch im Hang. Sie verlor im Korrekturprozess etwas Zeit, zeigte sich nach dem Rennen aber trotzdem zufrieden. Kann sie auch durchaus, denn sie beendete die Startstrecke als 12.
Mit vier Minuten Rückstand auf die Spitze ging Emma Caspari auf die mittlere Strecke. Sie lief mit einer Schweizerin gemeinsam los und versuchte mit ihr mitzugehen, dann hatte die Konkurrentin aber einen anderen Gabelposten und Emma lief etwas hektisch falsch den Berg hinauf. Ihr größter Zeitverlust geschah aber zu Posten 6. Sie erwischte eine unglückliche Passage durch ein Dickicht, wollte aber nicht umkehren und das Dickicht umlaufen, bis sie aber an eine zugewachsene Felsspalte kam, durch die absolut kein Durchkommen war – Unglücklich, weil Konkurrentinnen nur wenige Meter weiter eine Passage hindurch fanden.
Fast fehlerfrei lief es zum Schluss für Julia Fritz. Sie nahm am Anfang bewusst sichere Routen und damit auch Umwege in Kauf, um gut ins Rennen zu starten. In der hektischen Schlussphase des Wettkampfes kam sie auch gut durch den Mittelteil der Bahn, auf der Schlussrunde kämpfte sie gegen Dänemark und Polen um die Platzierungen. Zwar verlor sie gegen die Dänin, war aber insgesamt sehr zufrieden mit ihrem Wettkampf, vor allem, da ihre bisherige Saison durch kleinere Verletzungen eher semi-optimal verlief und sie wenige Läufe hatte, mit denen sie wirklich zufrieden war. Am Ende hatte das Team 21:54 Minuten Rückstand auf die Siegerinnen.
Das zweite deutsche Damenteam in der Besetzung Lone Pompe, Franka Klein und Anna Mühlstädt erreichte (unbereinigt) den 37. Rang.
Mit Rang 16 war auch das Ergebnis der deutschen Herren nicht absolut schlecht. Dass über das Ergebnis trotzdem keine Zufriedenheit herrscht, weil mehr drin gewesen wäre, zeigt das Potential der Läufer und das gestiegene Selbstverständnis, um eine Platzierung in den Top10 laufen zu wollen. Anselm Reichenbach erwischte als Startläufer einen nach eigenen Worten ziemlich enttäuschenden Lauf. Der Start war hektisch und schon zu den ersten Posten ließ er sich von den Gegnern beeinflussen, sodass er am zweiten Posten vorbeilief. Schon zu diesem frühen Zeitpunkt war er also in der Defensive, stempelte den zweiten Posten als Vorletzter. Er startete dann eine Aufholjagd und konnte bis Posten 8 über eine Minute auf die Spitze gutmachen. Wie es dann aber so oft ist, rächte sich das Übertempo und zu Posten 9 verlor Anselm weitere Minuten und seine Tram. Im Ziel schickte er Konrad Stamer mit 3:38 Minuten Rückstand auf die zweite Strecke. Auch er kam nicht fehlerfrei durch, verlor an gleicher Stelle wie Emma zu Posten 6 viel Zeit. Auf dem Weg zu Posten 12 blieb er noch im Grün stecken. Weil gleichzeitig vorn die Post abging wuchs der Rückstand deutlich an und Lucas Imbsweiler ging mit 11:21 Minuten Rückstand auf die Schlussstrecke. Mit etwas weniger Druck als wenn die Staffel gut im Rennen gelegen hätte konnte Lucas einen soliden Lauf zeigen. Er blieb nicht fehlerfrei, der Lauf war etwas schwächer als am Freitag, große Zeitverluste konnte er aber vermeiden und mit einer guten Leistung die Staffel noch auf Platz 16 nach vorne führen. Der Rückstand betrug 14:59 Minuten.
Eine tolle Leistung zeigte Marek Pompe auf der Startstrecke für ein Mixed-Team. Von Beginn an lag er in der Spitzengruppe. Er merkte schnell, dass er physisch mithalten konnte, also hing er sich in die Gruppe hinein und schaffte es auch die Kontrolle zu bewahren. Bis zum dritten Funkposten an Posten 11 schaffte er es sogar, sich gemeinsam mit dem für ein weiteres Mixedteam laufenden Finnen Santeri Kirjavainen und Felix Silver aus Schweden von den Verfolgern abzusetzen, doch auf der folgenden Straßenpassage holten sie wieder auf. Auch in der Folge traf Marek die richtigen Entscheidungen, stempelte den letzten Funkposten sogar in Führung liegend und sorgte für helle Begeisterung bei sämtlichen Teilnehmern des parallel stattfindenden Jugendanschlusskadertreffens, die in der Mittagspause gebannt die Wettkämpfe beobachteten. Den Berg hinauf bis ins Ziel musste er noch Peter Molloy (GBR) und Jan Strycek (CZE) passieren lassen, setzte sich aber in einem starken Finish gegen den Schweizer Benjamin Wey durch. Er wechselte auf Konstantin Kunckel, den Abschluss lief Alec Le Helloco aus Kanada.
Im Rennen der Damen setzte sich schon auf der ersten Strecke eine sechs Damen starke Tram ab. Mit dabei die Favoritinnen aus Finnland und Schweden. Auf Platz 3 lag, sehr zur Freude der portugiesischen Kommentatoren, die Spanierin Nerea Gonzalez. Schon mehr als eine Minute Rückstand hatten die Schweizerinnen, Norwegen verlor sogar schon vier Minuten und war damit frühzeitig aus dem Medaillenrennen ausgeschieden.
Auf der zweiten Strecke setzten sich schon früh Schweden, sowie die zweiten Teams aus Finnland und Tschechien ab. Mit ca. einer Minute Abstand folgte Ungarn. Direkt nach der Pflichtpassage an Posten 13 passierten der Schwedin Elsa Sonesson und der Tschechin Lucie Semikova fast zeitgleich ein Fehler. Während die Schwedin ihre finnische Konkurrentin aber wieder einholen konnte, hing Semikova zwischen den Gruppen und verlor bis ins Ziel noch mehr als eine Minute. Ungarn lag 2:20 Minuten zurück, das Team Finnland 1 schon fünf Minuten.
Es folgte der Wechsel auf Hanna Lundberg (SWE) und Sabina Aumo (FIN 2). Für Ungarn machte sich Rita Maramarosi auf die Aufholjagd, Eeva Liina Ojanaho lief für Finnland 1. Und von den ersten Metern an schien das Tempo Lundbergs für die Finnin zu viel zu sein. Eine Unsauberheit zum zweiten Posten kostete sie schon den Kontakt und Lundberg zog unaufhaltsam davon. Sie ward von keiner Konkurrentin nocheinmal gesehen. Erst nach der Arenapassage schrumpfte der Vorsprung nocheinmal um eine Minute, Lundberg schien die Medaille sicher ins Ziel laufen zu wollen. Bei schließlich 4 Minuten Vorsprung sicherlich eine gute Idee. Ein kurzes Zögern zum sechsten Posten, dann passierte Aumo auch zum siebten Posten nocheinmal ein Fehler. Und dieser Fehler war folgenschwerer als der erste, denn er brachte Ungarn und Tschechien 2 den Anschluss. Und ein Stück weiter hinten flog Ojanaho (FIN 1) heran. Eine Routenwahl zu Posten 11 brachte dann die Vorentscheidung. Anders als ein Großteil der Konkurrenz nahm Ojanaho eine Direktroute, die bei ihr auch zu funktionieren schien. Weil gleichzeitig Maramarosi und Aumo in einem Dickicht Zeit verloren, konnte sie zur Tram im Kampf um Platz 2 aufschließen. Nach der Arenapassage fiel dann die Tschechin final zurück und auch Aumo schien geschlagen. Der Kampf um Silber entschied sich also zwischen Maramarosi und Ojanaho. Die Aufholjagd zuvor schien zu viele Kräfte gekostet zu haben, auf dem Weg den Berg hinauf zur Arena zog die Ungarin davon und sicherte Silber. Bronze ging an Finnland 1.
Neben Marek bestimmten vor allem zwei Läufer das Geschehen auf der Startstrecke der Herren: Peter Molloy (GBR) und Santeri Kirjavainen für ein Mixed-Team. In der ersten Tram war von den Favoritenteams nur der Schweizer Benjamin Wey vertreten, Schweden folgte mit 30 Sekunden Rückstand, Norwegen lag 48 Sekunden zurück, Finnland schon über eine Minute.
Eine Vorentscheidung gelang schon auf der zweiten Strecke. Gamechanger war an dieser Stelle Edvin Nilsson. Er navigierte sehr sicher über die Strecke, profitierte dabei auch von Zeitverlusten der Konkurrenz. Als Pascal Schaerer zu Posten 6 im Grün steckenblieb, holte er ihn ein, als der Schweizer auf der Routenwahl zu Posten 12 zu früh ins Grün abbog zog er davon. In der Verfolgertram machte sich Akseli Virtanen für Finnland auf die Jagd. Er verlor auf Nilsson im Verlaufe der Strecke aber eineinhalb Minuten. Vor allem auf der Schlussschleife nach der Arenapassage machte Nilsson den Unterschied und bewegte sich mit traumwandlerischer Sicherheit zwischen den Dickichten hindurch. Nur der Norweger Martin Vehus Skjerve und der Ungar Peter Gonczi konnten annähernd an die Leistung Nilssons herankommen und verloren weniger als eine Minute.
Damit war der Weg bereitet für einen schwedischen Doppelsieg. Vollenden sollte die Vorarbeit seiner Teamkollegen Noel Braun. Er war nicht der beste Läufer an diesem Tag, orientierte aber sicher genug durchs Gelände, um den Vorsprung zu verwalten, denn auch der zweitplatzierte Schweizer Florian Freuler war nicht schneller unterwegs. Touko Seppa (FIN), Valter Pettersson (SWE 2) und Kornelius Kriszat Lovfald (NOR) konnten zwar zum Schweizer aufschließen, mehr als eine Minute machten sie bis zur Arenapassage aber nicht gut. Freuler schien zu diesem Zeitpunkt schon geschlagen, er hing nur noch hinten dran und versuchte verzweifelt mit der Gruppe mitzukommen. Zwei Minuten Puffer also für Noel Braun auf der Schlussrunde. Dann aber der Schock zu Posten 17. Braun verfehlte den Posten deutlich, war schon fast an Posten 18. Er korrigierte schnell, doch die Konkurrenz kam auch schnell näher. Braun aber ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Näher als eine halbe Minute kamen die vier Verfolger nicht mehr heran. Und in dem Bewusstsein, dass es nur noch zwei Posten waren, fuhr Schweden den Sieg ein. Am nächsten kam Braun noch der Teamkollege Pettersson, der trotz, dass er sein Team auf den zweiten Platz geführt hatte, nicht zu Medaillenehren kam. Silber ging an Finnland mit Seppa, Lovfald (NOR) verlor den Anschluss im letzten Anstieg und musste sich mit Bronze für sein Team zufrieden geben.
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