02. Januar 2022
OL-Pionier Jürgen Hilgenberg verstorben
Einer der maßgeblichen Pioniere im deutschen Orientierungslauf ist für immer von uns gegangen. Im November verstarb Jürgen Hilgenberg im Alter von 85 Jahren in seiner zweiten Heimat Villach, im österreichischen Kärnten. Er hinterlässt seine Frau Pauline, die uns über seinen Tod informierte.
Jürgen Hilgenberg begann in den sechziger Jahren im Rheinischen Turnerbund mit dem Orientierungslauf. Nach anfänglich reiner Wettkampftätigkeit gründete er im Barmer TV eine OL-Abteilung, von der schon bald wichtige Impulse für die Entwicklung des OL in Nordrhein-Westfalen ausgingen. Das brachte es mit sich, dass Jürgen Hilgenberg schon bald das Amt des OL-Landesfachwartes im Rheinischen Turnerbund übertragen wurde.
Es war damals in der Bundesrepublik eine schwierige Zeit für die noch junge Sportart Orientierungslauf. Nicht nur, dass man für OL-Aktivitäten nur Schwarz-Weiß-Kopien von einfachen Messtischblättern zur Hand hatte, es war auch ganz und gar nicht einfach, die neue Sportart organisatorisch voran zu treiben. Zum einen haftete das leidige Vorurteil vom Wiederbeleben martialischer Kompassmärsche aus der Wehrmachtszeit an den Schuhen der ersten westdeutschen OLer, zum anderen stritten sich zwei Fachverbände um das Vertretungsrecht der jungen Natursportart.
Sowohl der Deutsche Turner Bund als auch der Westdeutsche Skiverband beanspruchten den Orientierungslauf als offizielle Sportart in ihrem Sportangebot. So gab es bis in die siebziger Jahre in der damaligen Bundesrepublik zwei nebeneinander laufende deutsche Meisterschaften im OL.
Es war der maßgebliche Verdienst von Jürgen Hilgenberg, dem OL-Fachwart des Rheinischen Turnerbundes, Rolf Sickerling, dem Landesfachwart im Westfälischen Turnerbund, sowie Karl Reimann, dem OL-Wart im Westdeutschen Skiverband, dass dieser unselige Zustand ohne Streit oder Hickhack beendet wurde und der OL in der Bundesrepublik in nur einem Verband weiterlebte. Schnell schritt nun die Entwicklung voran. Schon bald lief man bei OL-Wettkämpfen mit fünffarbigen Spezialkarten, von denen das von Jürgen Hilgenberg gezeichnete Blatt vom Marscheider Wald zu den ersten farbigen OL-Karten in Nordrhein-Westfalen gehörte.
Jürgen Hilgenberg blieb als Landesfachwart des Rheinischen Turnerbundes bis in die neunziger Jahre im Amt und als kompetenter Orientierungsläufer bei Wettkämpfen präsent. Seine ausgeglichene wie kluge Art führten dazu, dass er auf der Bundestagung OL am 23.03.1996 zum TK-Vorsitzenden des inzwischen gesamtdeutschen OL-Sports gewählt wurde.
Mit seiner beruflichen Pensionierung einhergehend gab Jürgen Hilgenberg am 18.03.2000 dieses höchste Amt wieder ab und gab auch seinen bisherigen Wohnsitz im Bergischen Land auf. Er zog zu seiner Frau in zweiter Ehe, der Kärntenerin Pauline, ins österreichische Villach. Die räumliche Entfernung wie auch das Alter brachten es mit sich, dass man Jürgen danach zunehmend seltener auf unseren Zielwiesen begegnete.
Jürgen Hilgenberg wird uns als ein stets freundlicher und hilfsbereiter Sportkamerad wie auch als einer der maßgeblichen Pioniere des westdeutschen Orientierungslaufs in Erinnerung bleiben.