25. April 2020
Ergebnisse Umfrage Orientierungssport 2019

Im Februar 2020 (für das Jahr 2019) wurde die dritte Online-Umfrage zum Orientierungssport in Deutschland durchgeführt. Der bisherige Fragenkatalog wurde zugunsten aktueller Themen abgeändert. Das Umfrageteam freut sich erneut über eine hohe Beteiligung (320 Personen aus 15 Bundesländern), die auch diesmal wieder eine durchaus repräsentative Auswertung gestattet.
Mit 69 Umfrageteilnehmern war Sachsen wie erwartet am stärksten vertreten. Das verwundert insofern nicht, weil in diesem Bundesland mit Abstand die meisten Orientierungssportler aktiv sind. Niedersachsen, Bayern und Berlin werden jeweils von zirka 40 Aktiven repräsentiert. Insgesamt entspricht die regionale Verteilung den realen Verhältnissen. Und was ganz wichtig erscheint: über 96 Prozent der Umfrageteilnehmer sind selbst aktiv und haben 2019 regelmäßig an Wettkämpfen teilgenommen.
Trail-O im Aufwind
Mehr als ein Drittel der deutschen Orientierungsläufer haben 2019 auch an Ski-OL, Trail-O- oder MTB-O-Veranstaltungen teilgenommen. Ein weiteres Drittel hat dies leider verpasst, würde aber mindestens eine dieser Sportarten in Zukunft gern einmal ausprobieren.
Dank des Engagements eines agilen Teams um Ralph Körner gab es im letzten Jahr seit langem wieder nationale Trail-O-Angebote. Vielleicht gerade deswegen kennen fast 90 Prozent der deutschen OLer auch die Trail-O-Disziplin. Während über zwei Drittel meinen, dass Trail-O auch weiterhin angeboten werden soll, schätzen lediglich sieben Prozent dies als unnötig ein. Über die Hälfte der OLer würde in Zukunft gern ein Trail-O-Angebot wahrnehmen, wenn dieses in andere OL-Veranstaltungen integriert ist.
Klare Wünsche für den Sprint-OL
Der Sprint-OL gilt als jüngste der OL-Disziplinen. Insofern verwundert es nicht, dass gerade hier international als auch national im Vergleich zu den anderen Disziplinen die größten Veränderungen zu verzeichnen sind. Die verschiedenen Fragen zum Sprint-OL ergaben ziemlich klare Meinungsbilder, die sich hoffentlich in unserem Regelwerk niederschlagen werden.
Mit 61 Prozent spricht sich eine klare Mehrheit dafür aus, die Deutsche Meisterschaften im Sprint-OL immer mit Qualifikation und Finale auszutragen. Dieses Votum ist im Kontext mit der Frage zu sehen, ob die DM Sprint und die Sprintstaffel am gleichen Wettkampftag angeboten werden sollen. Während eine Mehrheit von 45 Prozent eine Trennung dieser beiden Wettkämpfe befürwortet, sprechen sich nur 33 Prozent für eine Durchführung am gleichen Tag aus und 22 Prozent haben keine Meinung dazu.
Auch beim Thema "Quarantäne" zeichnet sich ein klares Bild ab. Während sich nur 25 Prozent eine Quarantäne für alle Alterskategorien wünschen, sind mit 47 Prozent fast doppelt so viele für eine auf die Elite beschränkte Quarantäne. Nur 13 Prozent sprechen sich grundsätzlich gegen eine Quarantäne aus und nur 15 Prozent haben entweder keine Meinung dazu oder andere Quarantäne-Vorschläge.
Erhöhung von Startgebühren
Ende der 1990iger Jahre wurde das Startgeld für die Teilnahme an einer Deutschen (Einzel-)Meisterschaft für alle DTB-Sportarten einheitlich auf 50 D-Mark festgelegt. Da dieser Betrag seit mehr als 20 Jahren nicht angepasst wurde, liegt er heute unverändert bei 25 Euro. Davon werden fünf Euro als Wettkampfabgabe an das TK OL abgeführt. Unter diesen Umständen wird es immer schwerer, Deutsche Meisterschaften stabil zu finanzieren und Vereine für eine qualitätsvolle Ausrichtung zu finden. Es wurde deshalb gefragt, in welchem Grad Startgelderhöhungen akzeptiert werden würden und wofür die zusätzlichen Einnahmen vorrangig verwendet werden sollten.
Sehr positiv ist, dass eine Erhöhung von Startgebühren von einer übergroßen Mehrheit (90 Prozent) generell mitgetragen wird. Im Durchschnitt besteht die Bereitschaft, für einen Start bei Deutschen Meisterschaften (Team und Einzel) zirka 15 Prozent mehr auszugeben, für (einfache) Bundesranglistenläufe wird sogar eine 20-prozentige Erhöhung akzeptiert.
Die zusätzlichen Mittel sollen nach dem Willen der OL-Gemeinschaft wie folgt verwendet werden: 32 Prozent für regionale Nachwuchsarbeit, 28 Prozent zur finanziellen Absicherung der Ausrichter, 19 Prozent zur Unterstützung des Nationalteams, 18 Prozent für die nationale OL-Arbeit und drei Prozent für Sonstiges.
Gute Resonanz für 55-Prozent-Regel
Mit der Einführung des digitalen DTB-Startrechts zum 1. Januar 2019 wurde das bisherige im Startpass eingetragene Zweitstartrecht abgeschafft. Im Zuge dieser Änderung hat die Bundestagung OL die 55-Prozent-Regel für Team-Wettkämpfe auf Bundesebene beschlossen. Diese Regel kam 2019 erstmalig zur Anwendung. Das Umfrageteam wollte jetzt herausfinden, wie diese Regelung allgemein aufgenommen wurde.
Immerhin, nach nur einer Wettkampfsaison kennen knapp 80 Prozent der OLer diese Regel und von diesen finden mehr als die Hälfte, dass diese 55-Prozent-Regel einen guten Kompromiss zwischen Vereinsbindung und Team-Flexibilität darstellt. Während sich nur sechs Prozent mehr Flexibilität wünschen, plädieren sogar 27 Prozent für eine noch stärke Vereinsbindung.
DOSV auf gutem Kurs
Im Jahr 2014 wurde der Deutsche Orientierungssport-Verband (DOSV) gegründet. Seine Mitgliederzahl hat sich seitdem fast verdreifacht. 2018 hat der DOSV mit dem Deutschen Turner-Bund (DTB) eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit in verschiedenen Aufgabenbereichen geschlossen. Und 2019 wurde mit dem DTB der sogenannte "Regensburger Kompromiss" über Startrechtsfragen bei Bundesveranstaltungen vereinbart.
Da liegt es auf der Hand einmal herauszufinden, wie stark der DOSV derzeit in der Orientierungssport-Community verankert ist.
Knapp die Hälfte der deutschen OLer (47 Prozent) sind Mitglied in einem DOSV-Verein. Weitere 11 Prozent wissen, dass ihr Verein eine DOSV-Mitgliedschaft in Erwägung zieht. Nur 18 Prozent geben an, dass für ihren Verein eine Mitgliedschaft im DOSV aktuell nicht in Frage kommt.
Die Arbeit des DOSV wird immerhin von einem Drittel der OLer als gut und nur von 10 Prozent als schlecht eingeschätzt. Die Tatsache, dass die meisten überhaupt keine Meinung dazu haben, was der DOSV leistet (36 Prozent), ist ein deutliches Signal für eine bessere Außendarstellung des DOSV.
Erwähnt werden muss, dass es bei allen den DOSV betreffenden Fragen sehr starke regionale Unterschiede gibt, was die reale Gefahr einer Spaltung der deutschen Orientierungssport-Gemeinschaft in sich birgt. Vielleicht resultiert manche Einzelmeinung über den DOSV aber auch aus unvollständigen Kenntnissen. Denn ein Drittel der deutschen OLer gibt an, die Vereinsziele des DOSV überhaupt nicht zu kennen. Um einer möglichen Spaltungstendenz entgegenzuwirken, scheint ein intensiver inhaltlicher Austausch über gemeinsame Strategien zur Weiterentwicklung des O-Sports in Deutschland abseits von persönlichen Befindlichkeiten dringend angeraten.
Erfreulich ist, dass die Durchführung einer OL-Umfrage im Laufe der Jahre von immer mehr Teilnehmern als sinnvoll erachtet wird. Mittlerweile liegt der absolute Zustimmungsgrad bei fast 85 Prozent. Das wird dem Team um Susen Lösch sicher weiteren Ansporn für die Vorbereitung neuer Umfragen geben. Lediglich ein sinnvoller Zeitpunkt für die nächste Umfrage steht in Anbetracht der Auswirkungen der aktuell kursierenden Corona-Pandemie auf das Sportgeschehen noch nicht fest.