24. Juni 2014
Auf dem Weg zu mehr Selbstbestimmung - Gespräch von TK-Mitgliedern mit Vertretern des DTB-Präsidiums
Seit Monaten wird innerhalb der OL-Szene diskutiert, ob es vorteilhaft wäre, den Orientierungslauf auf nationaler Ebene - und nur dort - auf vertraglich gesicherter Basis mit dem DTB in einem eigenen Verband zu organisieren. Parallel hierzu wurde seit Ostern das Gespräch mit dem DTB gesucht, um die Möglichkeiten dieser Lösung auszuloten. Terminliche Probleme seitens des DTB führten dazu, dass dieses Gespräch mit Vertretern des DTB-Präsidiums, an dem seitens des Orientierungslaufs die TK-Mitglieder Jan Müller, Steffen Lösch und Achim Bader teilnahmen, erst in der vergangenen Woche stattfinden konnte.
Zwischenzeitlich hatten sich nach reiflicher Überlegung und vielen Gesprächen auch mit den Landesfachwarten die Vertreter von 13 Vereinen am Rande des Bundesranglistenlaufs in Hetzdorf zusammengefunden, um einen Verband (Deutscher Orientierungssport-Verband, DOSV) zu gründen, weitere Vereine haben ihren Beitritt bereits angekündigt. Was sind die Ergebnisse des gut zweistündigen Gesprächs? Seitens der DTB-Vertreter wurde dem Orientierungslauf eine größere Gestaltungsfreiheit hinsichtlich der uns betreffenden Ordnungen zugesagt, damit z.B. das Startrecht für Ausländer oder der Start von Spitzenläufern bei internationalen Staffeln für einen Verein im Ausland ermöglicht wird, ohne mit DTB-Regelungen in einen Konflikt zu geraten. Es sollen in der nächsten Zeit alle Probleme zusammengetragen und kurzfristig Lösungen gefunden werden. Gleichzeitig wurde bestätigt, dass das Meldesystem Gymnet nicht für den Orientierungslauf vorgeschrieben wird – hier können wir also weiter an dem geplanten zentralen OL-Meldesystem arbeiten. Sehr wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass auch der Modus der Abrechnungen für Bundesveranstaltungen im Wesentlichen beibehalten werden kann. Es wird zwar zukünftig als juristische Grundlage Ausrichterverträge zwischen Vereinen und dem DTB geben, nicht aber die von uns befürchtete Abrechnung über DTB-Konten. Hier wiesen die DTB-Vertreter darauf hin, dass unsere bisherigen Annahmen auf unzureichender Kommunikation und daraus entstandenen Missverständnissen beruhen. Die aufgeführten Punkte bedeuten für uns einen deutlichen Schritt nach vorne, und wir sollten die sich daraus eröffnenden Möglichkeiten nutzen. Letztendlich zeigen sie, dass auch der DTB gewillt ist, dem OL entgegen zu kommen. In diesem Sinne wurde ein weiteres Gespräch nach einem Jahr verabredet. Wenig aufgeschlossen zeigten sich die Vertreter des Präsidiums des DTB gegenüber den Plänen der Orientierungsläufer, die nationalen Angelegenheiten in einen eigenen Orientierungssport-Verband zu übernehmen, im weiteren Sinne also auf das Modell der Faustballer zurückzugreifen. Besonders seitens des DTB-Generalsekretärs wurden zahlreiche Einwände gegen die angedachte vertragliche Vereinbarung zwischen DTB und DOSV vorgebracht. Er kritisierte insbesondere, dass der OL auf Ebene der Landesturnverbände Geld erhalte, auf Bundesebene für sich aber die besseren Bedingungen aussuchen wolle und durch den eigenen Verband auch verwaltungstechnische Doppelstrukturen entständen. Auch könnten beantragte Zuwendungen für den Leistungssport (BMI-Mittel) nicht an eine externe Organisation weiter gegeben werden. Obwohl seitens der TK-Vertreter versucht wurde, das eine oder andere vorgebrachte Argument zu widerlegen, konnte (noch) kein Konsens hergestellt werden. Leider gelang es nicht, die DTB-Vertreter von den speziellen Befindlichkeiten des deutschen OL zu überzeugen und deutlich zu machen, welchen inhaltlichen und ideellen Schub wir uns von der Übernahme der nationalen Angelegenheiten in den eigenen Verband erhoffen. Als Ergebnis des Gesprächs wurde jedoch ein Kompromiss gefunden, der uns als durchaus tragfähig erscheint. Zunächst sollen die uns eingeräumten Möglichkeiten zur Gestaltung genutzt und damit Erfahrungen gesammelt werden. Nach einem, eventuell zwei, Jahren wird gemeinsam Bilanz gezogen. Sollte dann die von uns angestrebte Organisationsstruktur über einen OL-Verband Probleme lösen können, die sich in der Zwischenzeit nicht beseitigen ließen, wird diese Struktur erprobt. Interessant in diesem Zusammenhang: Es wurde betont, dass ein Vertrag mit der Faustballliga zustande kam, nachdem diese bereits vier Jahre existierte, dagegen der DOSV noch neu sei und damit vorerst kein erfahrener und verlässlicher Partner für den DTB sein könne. Ein Manko, von dem der DOSV hofft, es durch gute Arbeit und mit Rückendeckung vieler OL-Vereine im Sinne des deutschen OL beheben zu können. Erste Ideen sind vorhanden und bedürfen in den kommenden Monaten der breiten Unterstützung der deutschen OL-Szene. Es war und ist unser Ziel, mit dem DTB zu verhandeln, aber nicht gegen ihn zu handeln. Die Vertreter des DTB-Präsidiums respektierten ausdrücklich das Engagement von Orientierungssportlern im DOSV. Das gibt berechtigte Hoffnungen auf eine zukünftige konstruktive Zusammenarbeit.