17. August 2019
Präsidentenkonferenz der IOF in Sarspborg
Im Rahmen der Weltmeisterschaften im Orientierungslauf trafen sich auch viele Gremien der unterschiedlichen IOF-Sportarten, um über Wettkampftermine und die weitere Entwicklung des Orientierungssports zu beraten. Während bei der Generalversammlung durch die Vertreter der Mitgliedsländer des Internationalen Orientierungssport Verbandes (IOF) abgestimmt wird, kommt der abwechselnd aller zwei Jahre durchgeführten Präsidentenkonferenz mehr eine informative und austauschende Rolle zu.
Für den Orientierungssport in Deutschland nahmen Fred und Daniel Härtelt am Freitagvormittag an der Präsidentenkonferenz teil. IOF-Präsident Leho Haldna eröffnete die Sitzung mit einigen Worten über die aktuell ausgetragenen Weltmeisterschaften. Im Anschluss folgte ein Abgleich der gesteckten Ziele der IOF mit der Realität. So hat die IOF das klare Ziel, den Orientierungssport als attraktivste Abenteuer-Sportart für alle Altersklassen zu etablieren. Gleichfalls soll die Sichtbarkeit und Attraktivität der Sportart für das allgemeine Publikum erhöht werden. Durch die Liveübertragung der Weltmeisterschaften in 6 Ländern sieht sich die IOF auf einem guten Weg in Richtung der Zielstellung von 10 Ländern im Jahr 2020. Als weiteres Ziel für das kommende Jahr wurde die Anzahl von 500000 Teilnehmern beim World Orienteering Day benannt. Eine Analyse in diesem Zusammenhang ergab, dass in diesem Jahr 72% der Teilnehmer weltweit unter 16 Jahren waren. Für das Erreichen der ½ Millionen-Marke ist trotz des positiven Trends der vergangenen Jahre eine weitere Steigerung notwendig. Bekannt gegeben wurden ebenfalls die in den entsprechenden Gremien abgestimmten Ausrichter kommender Großveranstaltungen im Orientierungssport:
2021: EM MTB-O Russland; WM / Junioren-WM / Jugend-EM Ski-OL Estland 2022: WM Ski-OL Finnland, Junioren-WM OL Rumänien 2023: WM OL Schweiz 2025: WM OL Finnland
Einen umfangreicheren Abriss gab es über die Möglichkeiten der Einbindung des Orientierungssports im Rahmen von internationalen Großveranstaltungen. So zählte der Ski-Orientierungslauf in diesem Jahr erstmals zum Programm der FISU Winter Universiade in Krasnojarsk. Dass der Ski-OL 2021 bei den Wettkämpfen in Luzern ebenfalls dabei sein wird, ist eng mit dem Engagement des Schweizer Verbandes verknüpft. Aber auch bei weiteren Multisportveranstaltungen, wie bei verschiedenen Militärweltmeisterschaften oder den World Urban Games, stehen Orientierungssportler am Start. Mit den olympischen Nachwuchsspielen bieten sich beispielhaft weitere Möglichkeiten. Hier gilt es laut IOF und den anwesenden Vertretern der Mitgliedsländer die richtige Balance zwischen Sichtbarkeit bzw. der Aufnahme in die unterschiedlichen Großveranstaltungen sowie personellen und finanziellen Aufwand zu finden. IOF-Geschäftsführer (CEO) Tom Hollowell referierte im Anschluss über das strukturelle Steuerungs- und Regelungssystem (Governance) innerhalb der IOF. Nach einer Analyse steht der Orientierungssport hier in führender Position im Vergleich zu den nicht olympischen Sportarten. Entwicklungsbedarf besteht laut Hollowell allerdings noch in der Ausgeglichenheit zwischen den Geschlechtern und der Vertretung von Athleten in den offiziellen Gremien. Gleichfalls gilt es ein Ausbildungsprogramm für Mitgliedsländer zu entwickeln. Im anschließenden Austausch wurde aus Dänemark neben den rein geschlechtsspezifischen Unterscheidungen und Quotenregelungen die Erweiterung der Begrifflichkeit beispielsweise auf die Vielfalt der Sichtweisen, Interessen oder Altersbereiche vorgeschlagen.
Nach einigen Wortmeldungen im Vorfeld folgte ein Referat von IOF-Vizepräsidentin Astrid Waaler Kaas über die zukünftige Strategie im Trail-O. Dabei wurde aufgezeigt, dass der bisher genutzte Begriff 'Para' durch das Internationale Paralympische Komitee geschützt ist. Die Vizepräsidentin verwies gleichfalls auf die gleichbleibende Zahl der Teilnehmer in der aktuell als paralympische Klasse bezeichneten Kategorie, während in der offenen Kategorie ein Aufwärtstrend erkennbar ist. Weitere Themen, wie die Organisation von Wettkämpfen, die Qualität der Wettkämpfe und die Finanzierung, wurden angesprochen. Hier wird die IOF im Nachgang der Weltmeisterschaften im Zusammenarbeit mit der Trail-O-Kommission einen Fragebogen an die IOF-Mitgliedsländer senden. Dabei gilt es die aktuelle Situation umfangreich zu analysieren und den Trail-O für die Zukunft weiterzuentwickeln. Astrid Waaler Kaas und die unterschiedlichsten weiteren Wortmeldungen aus Dänemark, Japan oder Portugal bekräftigten die Wichtigkeit der Sportart im Rahmen der Orientierungssportfamilie. Im Gegensatz zu den anderen Sportarten ist diese aktuell für die IOF allerdings hochdefizitär. Dort gilt es Lösungen zu erarbeiten. Als nächsten Programmpunkt gab IOF-Vizepräsident Michael Dowling einen Überblick über die Entwicklung des Wettkampfprogrammes im Mountainbike-Orienteering und im Orientierungslauf. Herausgehoben wurde die Anforderung an WM-Starter, welche inzwischen 5 Weltranglistenläufe innerhalb von 2 Jahren nachweisen müssen. Aufgrund des eingeschränkten Angebots wurde diese Regelung gerade für die Orientierungsläufer außerhalb von Europa als eine Hürde benannt. IOF-Vizepräsidentin Tatiana Kalenderoglu stellte im Anschluss das Wettkampfprogramm der kommenden Jahre im Ski-Orientierungslauf vor. Erarbeitet wurde dieses auch in Abstimmung mit Bernd Kohlschmidt, der innerhalb der IOF inzwischen in der Ski-OL-Kommission aktiv ist. Wichtigste Änderung war hier, dass die Langdistanz zukünftig aus dem WM-Programm gestrichen wird. Damit soll es in Zeiten veränderter klimatischer Bedingungen für die unterschiedlichsten Bewerber auch in Zukunft möglich sein eine Weltmeisterschaft im Ski-Orientierungslauf auszurichten. Weitere Programmpunkte konnten aufgrund der Überschneidung mit der Finalentscheidung über die Mitteldistanz durch die deutschen Vertreter nicht verfolgt werden. In den geführten Gesprächen und bei den Referaten wurde als wichtiges Anliegen die umfassende Transparenz und Zusammenarbeit bei der zukünftigen Entscheidungsfindung hervorgehoben. Auf der Generalversammlung 2020 in Dänemark wird dann das nächste Mal über die Weiterentwicklung des Orientierungssports abgestimmt.
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