11. Oktober 2018
Die 29. IOF-Hauptversammlung hat getagt
Der Internationale Orientierungssport-Verband (IOF) hatte zum 29. Mal in seiner Geschichte zu einer ordentlichen Hauptversammlung eingeladen. 35 der insgesamt 72 Mitgliedsverbände waren am 5. Oktober 2018 der Einladung in die tschechische Hauptstadt gefolgt, um ihr Stimmrecht entsprechend wahrzunehmen.
Die Hauptversammlung ist das höchste Gremium der IOF, welches nach den Statuten aller zwei Jahre zusammentritt. In der Zeit zwischen den Hauptversammlungen werden die Geschicke der IOF von einem 11-köpfigen Verbandsrat, dem sogenannten Council, und von der Geschäftsstelle, dem IOF Office, gelenkt. Die Council-Mitglieder werden einschließlich ihres Vorsitzenden, dem IOF-Präsidenten, von der Hauptversammlung für eine Amtszeit von 4 Jahren bestimmt. Um eine kontinuierliche Arbeit zu gewährleisten, wird dabei aller 2 Jahre nur das halbe Gremium neu gewählt, wobei sich ausscheidende Mitglieder erneut zur Wahl stellen können. Dieses Jahr haben sich 9 Kandidaten für 5 neu zu wählende Council-Positionen beworben. Im Amt bestätigt wurden Michael Dowling (Australien), Tatiana Kalenderoglu (Türkei) und Dominic Yue (Hongkong). Mit Hannu Kottonen (Finnland) und Dusan Vystavel (Tschechien) sieht das Council aber auch zwei neue Gesichter.
Mit Spannung wurden die Berichte des Präsidenten Leho Haldna (Estland) und des Geschäftsführers Tom Hollowell erwartet. Umfragen zufolge gibt es weltweit ca. 2 Millionen Orientierungssportler, wobei sich diese Zahl aus 400.000 Aktiven und 1,6 Millionen Freizeit- und Gesundheitssportlern zusammensetzt. Events wie der 'Word Orienteering Day' werden als sehr bedeutsam für das weitere Wachstum eingestuft. Die Finanzlage der IOF kann als solide bezeichnet werden. Beachtenswert ist dabei, dass knapp 200.000 Euro Mitgliedsbeiträge nicht einmal 25 Prozent der Gesamteinnahmen ausmachen, weil gute Sponsoring-Verträge erfüllt und ausgebaut werden konnten. Wesentliches Element ist neben der Präsentation im Internet und in sozialen Medien die Fernsehausstrahlung. Der Hauptmarkt sind dabei nicht vorrangig die Insider, also die OLer selbst. In Zukunft muss der Orientierungssport vielmehr so attraktiv präsentiert werden, dass er auch für einen durchschnittlichen Fernsehzuschauer einen Unterhaltungswert bekommt. Letztendlich bedeutet dies auch, den Orientierungssport zu vereinfachen und somit verständlicher zu machen. Konsequenterweise besteht nach wie vor das Ziel, den Orientierungssport ins olympische Programm zu bringen, sowohl bei der Sommer- als auch bei der Winter-Olympiade. Die IOF verfolgt dazu einige neue Ansätze.
Einen großen Teil der 8-stündigen Hauptversammlung nahm die Behandlung von Anträgen ein, welche verschiedene Mitgliedsverbände aber auch das Council einbrachten. Dabei wurden unter anderem folgende Beschlüsse gefasst. 1) Für Änderungen der Satzung (IOF-Statut) ist in Zukunft nur noch eine 2/3-Mehrheit anstatt einer 3/4-Mehrheit in der Hauptversammlung erforderlich. Damit soll es leichter werden, sich an aktuellen Entwicklungen und Trends anzupassen. 2) Die Gemischte Sprintstaffel wird ab 2022 ins Wettkampfprogramm der Juniorenweltmeisterschaften (JWOC) aufgenommen. Und weil der JWOC-Zeitplan wie bisher auf 7 Tage begrenzt bleiben soll, wird im Gegenzug die Qualifikation für die Mitteldistanz aus dem Wettkampfprogramm gestrichen. Diese Variante birgt nach Ansicht des TK OL Nachteile für Nationen, die nicht die internationale Spitze mitbestimmen. Dennoch wurde sie mit deutlicher Mehrheit beschlossen. Bei allen kontroversen Diskussionen bleibt die Hauptbotschaft der diesjährigen IOF-Hauptversammlung, die Attraktivität des Orientierungssports weiter zu erhöhen. Und es reift die Erkenntnis, dass dies mit einer Vereinfachung in allen Bereichen und dem Fokus auf den Gesundheits- und Breitensport einhergehen muss.