08. Juli 2023
JWOC Langdistanz
Großteils zufriedene Stimmen kamen nach der heutigen Langdistanz aus dem deutschen Team. Mit Platz 31 gelang Lone Pompe das beste Ergebnis. Eine harte, vorallem physisch fordernde Strecke hatte würdige SiegerInnen gekürt. Beide Langdistanztitel gingen nach Tschechien. Jakub Chaloupsky lief seinen Sieg in der Herrenkonkurrenz überlegen heraus. Umso knapper siegte Lucie Dittrichova bei den Damen.
Ergebnis:
Damen
1. Lucie Dittrichova (CZE) 57:28 Minuten
2. Henriette Radzikowski (SUI) +0:01
3. Pia Young Vik (NOR) +1:05
31. Lone Pompe +11:42
40. Emma Caspari +12:51
65. Anne Kästner +19:26
Herren
1. Jakub Chaloupsky (CZE) 71:20 Minuten
2. Noel Braun (SWE) +3:08
3. Pascal Schärer (SUI) +3:52
39. Marek Pompe +16:55
46. Konrad Stamer +18:12
55. Konstantin Kunckel +19:34
61. Anselm Reichenbach +20:52
128. Malte Borrmann +41:42
Der ausführliche Bericht:
Lone Pompe lieferte als 31. mit 11:42 Minuten Rückstand vorallem läuferisch ein gutes Rennen ab. Was ihr aber wichtig war klarzustellen, das Ergebnis war nicht alles Eigenverdienst. Im enggetakteten Startfeld mit nur zwei Minuten Startabstand liefen zahlreiche Trams durch den Wald. So lief Lone ab dem 3. Posten mit der Ungarin Janka Mikes zusammen. Diese war deutlich schneller unterwegs, als Lone es allein gewesen war, und so beschränkte sie sich vor allem aufs Mitlesen, eigene Pläne machen und bei Unsauberheiten eingreifen. Weil Mikes die Routen ähnlich entschied wie Lone, trennten sich beide auch auf den Routenwahlen nicht entscheidend.
Kurz hinter ihr lief Emma Caspari mit 12:51 Minuten Rückstand auf Platz 40. Wie schon bei der Mitteldistanz vor zwei Tagen berichtete sie davon, etwas langsam losgekommen zu sein. Auf den kurzen Posten zu Beginn wähnte sie sich leicht aus der Richtung, fand die Posten mit guter Übersicht aber problemlos. Wie Lone auch meisterte sie den Geländeübergang an Posten 11 gut, der zahlreiche andere Konkurrentinnen entscheidend Zeit kostete. Emma hatte im Gegensatz zu vielen anderen kaum Gegnerkontakt. Als eine der erstgestarteten Läuferinnen war sie nahezu allein unterwegs, erst an Posten 11 traf sie einige Andere beim Suchen des Postens. Kurz darauf wurde sie von der Finnin Salla Isoherranen überlaufen, konnte aber nur ein Stück auf der langen Routenwahl an ihr dranbleiben.
Als dritte Deutsche wurde Anne Kästner 65., ebenfalls eine solide Leistung.
Die angepeilte Siegerzeit der Damen war mit 62 Minuten berechnet worden. Schon die erste Finisherin, die Finnin Salla Isoherranen, unterbot diese Zeit. Und lange Zeit blieben ihre 61:25 Minuten das Maß aller Dinge. Die Tschechin Anna Karlova lief eine Reihe Bestzeiten, verlor aber im Mittelteil entscheidend an Zeit und reihte sich 17 Sekunden hinter der Finnin ein.
Beinahe zwei Stunden blieb die Bestzeit bestehen, bis Lucie Dittrichova einen phänomenalen Lauf in den Wald zauberte. Anders als zahlreiche andere Konkurrentinnen war sie komplett allein unterwegs, es gab zu der Zeit keine anderen Starterinnen, die läuferisch mit ihr hätten mithalten können. Im Ziel unterbot Dittrichova die vorherige Bestzeit um beinahe vier Minuten. Darauf angesprochen, was der Lauf wert sei, antwortete sie im Interview bescheiden, dass er hoffentlich für eine Top10 reichen würde, aber es kämen noch einige andere, die sie sicherlich schlagen würden.
Einige Konkurrentinnen mühten sich an der Zeit ab, am nächsten kam ihr noch die Norwegerin Mathea Gloeersen, die 1:16 hinter der jungen Tschechin ins Ziel lief.
Dann startete in einem großen Feld von Topläuferinnen Henriette Radzikowski. Es schien erneut auf das Duell der Mitteldistanz herauszulaufen. Diesmal war es die Schweizerin, die der Zeit der Tschechin hinterherjagte, und wieder bewegten sich beide im Sekundenabstand. Und zum entscheidenden Zünglein an der Waage wurden beinahe die anderen Topläuferinnen, die Radzikowski aufgelaufen hatte und welche mit ihr mithalten konnten. Schon für das Tempo auf der Strecke wird es sicherlich förderlich gewesen sein. Am letzten Posten hatte Radzikowski noch 7 Sekunden Rückstand auf Dittrichovas Bestzeit. Ihr blieb noch ein 400 Meter langer Schlusssprint, den sie gemeinsam mit Viktoria Mag in Angriff nahm. Und beinahe hätte sie Dittrichova noch abgefangen. Eine Sekunde trennte die beiden Bestplatzierten am Ende.
Eine weitere Athletin setzte noch früh Bestzeiten, während andere Favoritinnen Zeit verloren: Pia Young Vik. Nach dem Anfangsteil lag sie an Posten neun mehr als eine Minute vor Dittrichova. Dort begann der Streckenteil, in dem die Tschechin besonders geglänzt hatte. Hier wechselte die Charakteristik des Geländes – von den vergleichsweise „flachen“, runden Höhen mit perfekter Belaufbarkeit zu Beginn, in denen auch schon der Beginn der Mitteldistanz stattgefunden hatte, wechselte es in steile, ruppige Hänge mit viel Bruchholz am Boden. „After control 10 they go to Japan“, erinnerte sich das Kommentatorenteam an die Weltmeisterschaften 2005, als die Charakteristik des Langdistanzgeländes ähnlich war. Kontinuierlich verlor Young Vik von nun an Zeit und lief gegen ihre Teamkollegin Gloeersen um die Bronzemedaille. Sie konnte diesen Kampf für sich entscheiden und sicherte sich erneut Platz drei. Young Vik mausert sich dabei langsam aber sicher zum Star dieser JWOC. In jedem Rennen hat sie bisher eine Medaille gewonnen. Ganz sicher wird sie in der abschließenden Staffel mit ihren Teamkolleginnen die Goldmedaille anpeilen – die einzige Farbe, die ihr noch fehlt.
Die beste Platzierung der deutschen Herren erlief Marek Pompe als 39. Er hat am Ende 16:55 Minuten Rückstand auf den Sieger Jakub Chaloupsky. Insbesondere mit den ersten zwei Dritteln der Strecke zeigte er sich nach seinem Lauf sehr zufrieden. Zunächst konnte er nach und nach die vor ihm Gestarteten einsammeln, bevor er auf der Routenwahl zu Posten 10 von ebenjenem Chaloupsky aufgelaufen wurde. Einige Minuten lang konnte er von ihm profitieren, in den steilen Hängen war der Tscheche dann aber zu stark. Posten 14 suchte Marek darauf kurz, steckte den Rückschlag aber gut weg und brachte den Lauf gut ins Ziel, auch wenn er auf den letzten Posten nicht mehr so konzentriert wie vorgenommen war.
Konrad Stamer als 46. zeigte sich o-technisch zufrieden. Nur zu Posten 18 unterlief ihm ein Routenwahlfehler, als er die Route durchs Tal nahm, anstatt im Ablauf die Höhenmeter auf den Kamm des Berges hinaufzunehmen. Weil der Teil davor so steil war, dass man kaum laufen konnte, wählte er die Route als Konsequenz der Erschöpfung mit dem Gedanken: „Die 50 Höhenmeter schaffe ich jetzt nicht.“ Läuferisch empfand er die Strecke als sehr hart, sowohl von den Beinen als auch vom Wald. Ab dem Geländewechsel an Posten 9, als es steil, ruppig und rutschig wurde, wurde es „echt hässlich“.
Auch Konstantin Kunckel und Anselm Reichenbach reihten sich kurz hinter ihren Teamkollegen als 55. und 61. ein. Eine unglückliche Routenwahl zu Posten 10 verhinderte ein besseres Ergebnis Anselms, ansonsten wäre wohl eine Top30-Platzierung dringewesen.
Malte Borrmann lief auf den 128. Platz.
Die Spitze des Herrenrennens wurde zunächst erneut von den Schweizern dominiert. Zunächst war es Elia Ren, später dann Benjamin Wey und Joschi Schmid, welche die rot-weißen Farben hochhielten. Einer, der spätestens nach seinem Mitteltriumph vor zwei Tagen zu den Topfavoriten zu zählen war, war Hannes Mogensen. Auf den ersten Posten schlug er die Zwischenzeiten der Schweizer, schon im Kamerabild an Posten 9 konnte man aber an seinem humpelnden Schritt erkennen, dass etwas nicht stimmte. Und tatsächlich, am nächsten Posten gab er das Rennen auf.
Die beiden Schweden gibt es nur im Doppelpack: Der nächste, der die Zeit Schmids in Angriff nahm, war der letztjährige Sieger Noel Braun. Der Schwede pulverisierte die Zwischenzeiten des Schweizers geradezu, er konnte zu Rennhalbzeit den unwirklichen Vorsprung von 5 Minuten herauslaufen. Dann ereilte aber auch ihn ein Unglück. Er knickte vier Posten vor Ziel um, zwar mit zu diesem Zeitpunkt beruhigendem Vorsprung, er verlor aber bis ins Ziel fast eine Minute Zeit. Dort wurde er sofort von den schwedischen Betreuer*innen versorgt. Den beiden Pechvögeln sei an dieser Stelle eine schnelle Genesung gewünscht, dass sie in der morgigen Staffel antreten können.
Ein nächster Schweizer war es mit Pascal Schärer, der Brauns Zeit attackierte. Der Vorsprung im Rennen sah komfortabel für den Schweden aus, doch man wusste, er büßte durch die Verletzung am Ende noch Zeit ein. Und es wurde tatsächlich noch knapp, auch wenn Braun im Ziel noch 53 Sekunden rettete. Viel länger hätte die Strecke wohl nicht mehr sein dürfen.
Und dann gab es ja noch den zweiten großen Topfavoriten neben Braun. Jakub Chaloupsky setzte von Beginn an neue Bestzeiten, denen auch nur Braun annähernd folgen konnte. Mit dem Geländewechsel setzte er sich aber, wie schon Landsfrau Dittrichova bei den Damen, uneinholbar von Braun ab und baute den Vorsprung bis ins Ziel konstant aus. 3:08 Minuten Vorsprung hieß es am Ende. Er verfehlte die angepeilte Siegerzeit von 70 Minuten knapp. Ihm dürfte das egal gewesen sein, denn nach vielen Versuchen, vielen 4., 5. Plätzen in den vergangenen Jahren war sie endlich da, die ersehnte Goldmedaille.
Drei spätgestartete Läufer sollen noch erwähnt werden. Ein weiterer Schweizer, Matthieu Bührer, lief auf Platz 4 und rundete eine starke Mannschaftsleistung ab. Die Staffel Schärer – Bührer – Müller dürfte wohl erster Anwärter auf die Goldmedaille morgen sein. Auf Platz 5 reihte sich etwas überraschend der Neuseeländer Zefa Faavae ein, direkt hinter ihm der Pole Stanislaw Pachnik.
Zum Abschluss der JWOC steht morgen die Staffel an. Das deutsche Team hat sich viel vorgenommen. Wir drücken die Daumen, dass sie ihre Ziele erreichen.