22. Oktober 2021
Elitetipp im Oktober: Ein kleiner Vorgeschmack auf O-Ringen
Man kann die OL-Gemeinschaft wohl in zwei Hälften Teilen: die eine, die schon mal bei O-Ringen waren und die andere, die unbedingt noch dorthin möchte. Deshalb geben wir in diesem Monat einen kleinen Ausblick auf die nächsten Jahre der weltgrößten OL-Veranstaltung.
„O-Ringen“ oder in Schweden auch häufig „Fem Dagars“ (fünf Tage) genannt, findet jedes Jahr in der letzten Juliwoche statt. Meistens sind 15 bis 25 tausend Läufer und Läuferinnen am Start. Es gibt eine Hülle und Fülle an Bahnen und Klassen, so dass für jedes Alter und jedes Niveau etwas dabei ist. Für mich persönlich bedeutet der O-Ringen eine Woche, in der man sich nicht wie ein Alien fühlt, weil man OL macht. Besonders im Vergleich zu Deutschland, wo kaum einer weiß, was wir da eigentlich treiben, ist es ein krasser Kontrast. Wenn plötzlich tausende OL-begeisterte Menschen um einen herum sind, fühlt man sich auf einmal ganz normal. Der gleiche Effekt entsteht übrigens auch bei 10MILA und Jukola, zwei riesigen Staffelwettbewerben in Schweden bzw. Finnland.
O-Ringen in Uppsala wird hoffentlich 2022 stattfinden. Einige Etappen werden in einem etwas ungewöhnlichen, aber besonders schönen Gebiet stattfinden. „Die Karte von Lunsen ist definitiv eine der schönsten auf denen ich je gelaufen bin“, meint Nationalläuferin Leonore Winkler, die seit letzten Sommer in Uppsala studiert und trainiert. „Das Gebiet erstreckt sich über ca. 20 km2 im Südosten von Uppsala und ist geprägt von moosbewachsenen Hügeln, feinen Höhen und Sümpfen und wenigen Pfaden. Kurz gesagt: Lunsen ist ein technischer Märchenwald mit guter Belaufbarkeit, von dem man nie genug bekommen kann. Der Schlüssel für einen erfolgreichen Lauf heißt hier Kompass und 100% Fokus, wobei die schnellste Route meist entlang der roten Linie führt. Wer in Lunsen einmal den Kartenkontakt verloren hat, kann hier komplett verloren gehen. Dafür ist das Gefühl nach einem gelungenen Lauf umso magischer.“ Leonores besondere O-Technik-Tipps für den Lunsen sind: „Attackpoints suchen; Kompass- und Ablaufrichtung überprüfen und so direkt wie möglich laufen.“
2023 soll es nach Åre in die Berge gehen. Åre liegt circa 500 km nördlich von Uppsala und ist eigentlich für seine zahlreichen Skigebiete bekannt. Das Motto lautet „till fjälls!“, was so viel bedeutet wie „Ab in die Berge!“. Die schwedischen Gebirge sind jedoch etwas anders als in Deutschland. Im Vergleich zu den Alpen sind die schwedischen Berge durch Eis und Wetter meistens abgerundet. Durch die nördliche Lage kommt man natürlich schnell über die Baumgrenze und wenn man besonders Glück hat, sieht man vielleicht ein Rentier. Unten im Tal trifft man auf typisch skandinavischen, aber teilweise auch relativ detailarmen Wald mit ein paar mehr Sümpfen, die im Juli meistens gut belaufbar sind. Weiter oben gibt es nur noch kleine krüppelige Birken. In diesen Gebieten ist die Sicht besonders schlecht und ein todsicherer Absprungspunkt ist das A und O. Ganz oben erreicht man das „kalfjäll“, also den kahlen Berg ohne Bäume. Dort ist die Sicht und die Aussicht natürlich überragend und die Laufgeschwindigkeit hoch. Das wichtigste Werkzeug hier ist absolut der Kompass. Außerdem sollte man immer wissen, auf welcher Höhe man gerade ist, um nicht unnötig zu steigen oder zu fallen.
2024 kommt O-Ringen wieder fast 1000 km näher an Deutschland, denn dann geht es an die Küste von Småland bei Oskarshamn. Die Wettkampforte sind noch nicht veröffentlicht. Doch das Gelände um Oskarshamn bietet so ziemlich alles, außer hohe Berge. Große flache Sümpfe umgeben von gut belaufbaren detaillierten kleinen Hügeln wechseln sich mit unwegsamen Steinfeldern, Dickichten, Kahlschlägen und einigen steileren Hügeln ab. Hier gilt es mit den zahlreichen Geländewechseln klarzukommen und das Tempo dem Orientieren anzupassen. Häufig wird das Gebiet von Forstwegen und Pfaden durchzogen, die zu Routenwahlen einladen. Eine gut geplante Route, mit der man die schlecht belaufbaren Gebiete möglichst vermeidet, ist in diesem Gelände wahrscheinlich schon die halbe Miete.
Besonders die jüngeren (und jung gebliebenen) Teilnehmer sollten beim O-Ringen in Småland einen Besuch bei Astrid Lindgrens värld nicht verpassen. Denn beim O-Ringen geht es nicht nur um die Wettkämpfe, sondern auch um das Erlebnis mit Familie und Freunden. Ein Ausflug zum Meer oder zum Badesee darf genauso wenig fehlen, wie das Grillen auf dem Zeltplatz.