08. Juni 2020
Deutschlands „beste“ O-Sport-Karten und -Gelände #3

Ingo Horst, besonders Anfang der Nullerjahre Deutschlands stärkster Eliteläufer, der auch international in so einigen (Staffel-)OL ganz vorne mitmischte, nahm inzwischen 110 Karten auf. Seine Elitetipps von damals lässt er seit bald eineinhalb Jahren wieder aufleben und freut sich, wenn andere deutsche Orientierer sich mit ihrem Wissen für alle daran beteiligen.
Du hast die Karte „Hexenküche“ ausgewählt. Warum?
Mich faszinieren seit jeher Felsgelände. Felsen waren für mich schon immer was besonderes, weil es die dort, wo ich herkomme (Nordbaden), kaum gibt. Durch Felsen zu orientieren, hat für mich etwas besonders Abenteuerliches, das weit über den normalen Wald hinausgeht.
Warum genau diese Karte?
Klar, Felskarten gibt es viele. An der „Hexenküche“ gefällt mir besonders, dass sie recht flach ist und vor allem super gut belaufbar. Denn neben Felsen mag ich es, wenn man möglichst schnell im Gelände unterwegs sein kann. Dadurch wird es schwer. Langsam geht ja überall leicht.
Welche Distanz/ welches Training eignet sich auf dieser Karte am besten?
Mikroroutenwahlen, besonderes schwierige Felsposten und dann wieder die Abwechslung mit leichten Posten in lieblichem Gelände, das schnelle Tempo und der größere Maßstab. All das spricht natürlich für eine Mitteldistanz. Man läuft die Bahn, kommt ins Ziel und hat das Gefühl wie beim Jahrmarkt: Darf ich noch 'ne Runde?
In welchem deutschen, lange nicht kartierten bzw. unkartierten Gelände würdest du gerne einmal laufen?
Was mir in Deutschland in den letzten Jahren immer mehr fehlt ist mal „Platz“ beim OL zu haben – ich vermisse riesige, stille Karten. Früher gab es zum Beispiel den „Harz 1“ bei Quedlinburg, den „Knogl“ bei St. Englmar, alles DIN A3 in 1:15000. An manchen Posten dort war es mehr Expedition als OL. Heute werden nur Bruchteile von großen Geländen super genau aufgenommen und dann da eine Bahn reingezirkelt, so dass man ständig am Kartenrand ist oder durch Gelände kommt, wo man kurz vorher schon war. Da ist dem OL ein bisschen Abenteuer verloren gegangen. Außerdem wird es mal Zeit, dass es in Deutschland eine alpine Karte gibt, so wie in der Schweiz mit Liften, Almen und wilden Bachtälern.
Welchen geografischen Vorteil siehst du allgemein in OL-Deutschland?
Deutschland hat so viele verschiedene Geländetypen, dass ich noch 20 verschiedene Lieblingskarten vorstellen könnte. Wie soll man sich festlegen, ob Felskarten, Dünengelände oder Mittelgebirgswälder am besten sind? Ich mache ja OL, weil dort jedes „Stadion“ komplett anders ist.
In Deutschlands gibt es außerdem so viele Dörfer, Städte, Parks und Freizeitparks, dass man selbst bei Sprints eine unglaubliche Variationsbreite hat. Ja, ich glaube, die Variation von Geländen ist es, die in Deutschland Spaß macht.

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