06. August 2024
WUOC 2024 – Nachbericht
Die Studierenden-Weltmeisterschaften fanden mit der Staffel bereits am Montag ihren Abschluss. Insgesamt zeigte das deutsche Team eine solide Performance mit guten bis sehr guten Einzelleistungen. Im Sprint erreichte Anselm Reichenbach Platz 9, die deutsche Sprintstaffel wurde 10. Auch im Wald gab es mit Platz 13 und 15 für Riccardo Casanova und Julia Fritz ansprechende Top15-Ergebnisse. Die deutsche Herrenstaffel kam auf Platz 9.
Sprint
Die Meisterschaften starteten am Donnerstag mit der Entscheidung im Sprint. In der Stadt Bansko, zugleich Zentralort der Wettkämpfe, wurde um die Medaillen gelaufen. Die Läufer*innen erwartete eine recht laufbetonte Strecke. Großflächige, unsymmetrische Siedlungsflächen ließen vor allem großräumige Routenwahlen zu, einige künstliche Straßensperren sorgten zusätzlich dafür, die Routenwahlen unübersichtlich zu machen. Nach einem schnellen Beginn wartete insbesondere die lange Routenwahl aus dem Park heraus in Richtung Zielgebiet mit unterschiedlichsten Optionen auf. Wer die richtige Variante nicht sah, konnte hier viel Zeit liegen lassen. Bester Deutscher Starter wurde erwartungsgemäß Anselm Reichenbach auf Platz 9, 20 Sekunden hinter der Spitze. Auch Riccardo Casanova hatte auf Platz 26 weniger als eine Minute Rückstand (+0:58). Beste deutsche Dame wurde Julia Fritz auf Platz 39. (+1:54 Minuten).
Die Damenkonkurrenz gewann Ana Toledo Navarro (ESP) vor der Schweizerin Eline Gemperle, WUOC-Sprint Siegerin von 2022, und Cecile Calandry (FRA) – drei Athletinnen also, die international zur erweiterten Weltspitze gehören. Bei den Herren gewann Guilhem Verove (FRA) – bei Anselms JWOC-Sieg im letzten Jahr sein größter Konkurrent. Silber errang der Schwede Benjamin Naeslund – bisher kaum international in Erscheinung getreten – vor seinem Landsmann Gustav Runefors. Der große Favorit und Sieger von 2022, Jonathan Gustafsson, wurde durch eine Sperrenüberquerung nach Einsüden disqualifiziert.
Sprintstaffel
Gleich am Folgetag fand die Sprintstaffel nur wenige Kilometer entfernt in Razlog statt. Für Deutschland 1 liefen die laufstarke Maren Guthier, Riccardo Casanova, Anselm Reichenbach und Julia Fritz. Wieder war die Bahn durch großräumige Routenwahlen und einige künstliche Sperren geprägt. Rund um die Arena machten ein Park und einige kleinere Gebäudekomplexe eine genauere Kartenarbeit nötig. Auf der Startstrecke konnte Maren ihre Laufstärke wie erhofft ausnutzen. Auf die Spitze verlor sie zwar etwas Zeit und konnte die erste Tram nicht halten, war mit Platz 13 und 59 Sekunden Rückstand aber voll dabei. Eine gute Ausgangsposition für die beiden Herren also. Riccardo konnte das Team zunächst auf Platz 9 vorlaufen. Auf die führenden Schweden verlor er lediglich 4 Sekunden, knapp 30 Sekunden auf die Abschnittbestzeit. Anselm auf Position 3 lief sogar noch fünf Sekunden schneller und konnte Team Deutschland auf Platz 7 vorlaufen. Das war also eine klasse Ausgangsposition für die junge Julia auf der Schlussstrecke. Das Team lag zu dem Zeitpunkt vor starken Teams wie Tschechien, Finnland, Norwegen, Frankreich 1 und Schweden2. Dass Julia sich gegen die bis zu 6 Jahre älteren Athletinnen würde durchsetzen können, war nicht zu erwarten. Sie berichtete von einigen kleineren Unsicherheiten, rundete aber eine gute Teamleistung würdig ab und lief das Team auf den nationenbereinigten 10. Platz.
Der Sieg ging überraschend an das Team aus Großbritannien. Lange Zeit führte das favorisierte Team aus Schweden: Zunächst distanzierte Vilma von Krusenstierna die Konkurrentinnen schon auf der Startstrecke, an Gustav Runefors auf Strecke zwei konnten einige Teams wieder heranlaufen, bevor Jonathan Gustafsson Schlussläuferin Frida Vikström mit 30 Sekunden Vorsprung losschickte. Wie der riesige Fehler der Schwedin kurz vor der Arenapassage passierte, bleibt wohl ihr Geheimnis. Fiona Bunn zog als erste Konkurrentin vorbei und setzte sich im engen Zweikampf mit der Schweizerin Eline Gemperle durch.
Mitteldistanz
Zur Mitteldistanz wenige Kilometer südlich von Bansko wurde es an den steinigen Hängen des Skigebiets Calin Valog technisch anspruchsvoll. Gleich die ersten Posten hatten es in sich, später gesellte sich zu vielen Steinen auch noch etwas Dickicht. Aus deutscher Sicht kam Riccardo Casanova am besten mit den Bedingungen zurecht. Platz 13 ist ein sehr gutes Ergebnis. Die 3 Minuten Rückstand auf den Sieger hören sich zunächst nach viel an, doch es war einmal mehr unglaublich eng. Platz 6 beispielsweise war nur 45 Sekunden entfernt. Dass es nicht für eine noch bessere Platzierung reichte, schreibt Riccardo auch dem zu, dass er sich nicht an seinen Plan hielt: Einfach ist schnell. Als sich früh die Möglichkeit bot, ein technisch anspruchsvolles Gebiet zu umlaufen, er aber den Weg hindurch wählte, verlor er just eine Minute. Trotzdem resümierte er zufrieden: „Ich war deutlich besser physisch in Form als bei der WM vor zwei Wochen, weil ich einfach mal [vorher] nicht krank war.“ Ebenso beeindruckend wie Riccardos Leistung ist Platz 15 von Julia Fritz. Die Juniorin konnte damit sogar einige gestandene Weltcupstarterinnen hinter sich lassen. Nach einem Blick auf die Postenbeschreibung vermutete sie schon vor dem Start, dass der Beginn sehr technisch werden könnte und lief entsprechend kontrolliert los. Eine gute Entscheidung, und prompt kam die positive Rückmeldung: Sie lief die vor ihr gestarteten Alix Villar (FRA) und Annick Meister (SUI) auf, die sie als stärker eingeschätzt hatte. Alle drei konnten trotz teils unterschiedlicher Routenwahlen gut voneinander profitieren. Besonders auf ihre Performance im Anfangsteil, in dem viele Fehler machten, kann Julia stolz sein und resümierte treffend: „Ich kann mittlerweile mein Tempo sehr gut anpassen und lasse mich nicht mehr so leicht stressen.“
Der Sieg bei den Herren ging an den Schweden Axel Granqvist, der die beiden Franzosen Quentin Moulet und Quentin Andrieux auf die Plätze zwei und drei verwies. Gold bei den Damen gewann Ines Berger (SUI). Die weiteren Podestplätze belegten Johanna Kallvik Leufven (SWE) und Cecile Calandry (FRA).
Staffel
An gleicher Stelle schloss die Waldstaffel am Folgetag die Studierenden-WM ab. Erneut wurde es steinig und grün, erneut wurde es damit technisch und physisch anspruchsvoll. Eindrucksvoll war die Startstrecke, die Anselm Reichenbach im Rennen der Herren hinlegte. In der Führungstram übergab er an Position drei auf Anton Silier. Der schaffte es zwar nicht ganz, das Tempo der Spitze mitzugehen, doch mit einer Zeit nur zwei Minuten hinter Anselm legte er die Grundlage zu einer guten Staffelplatzierung. Riccardo Casanova war auf der Schlussstrecke also zwar etwas hinten dran, legte aber erneut einen hervorragenden Lauf hin. Er war schneller als alle Startläufer, ohne den Vorteil der vielen Trams zu haben und legte die zehnte Zeit insgesamt hin. So kam die Herrenstaffel auf Platz 9, 3:40 Minuten hinter den Siegern.
Die Damen waren nach der Startstrecke schon früh hintendran. Marieluise Schmitt Gran war mit einigen kleineren Unsicherheiten bei hohen Temperaturen nicht wirklich zufrieden, sie brachte 5 Minuten Rückstand mit. Und in einer Staffel gelten Staffelgesetze: Ist man früh hintendran, gibt es nur durch absolute Ausnahmeläuferinnen eine Chance, wieder vorn dranzukommen. Während eben solche in einigen Staffeln um Marieluise herum noch in den Wald gingen, war das von der jungen Staffel nicht zu erwarten. Auch Marlene und Julia Fritz auf den Positionen zwei und drei passierten einige kleinere Fehler, insgesamt gelangen ihnen solide Läufe. Das nationenbereinigte Ergebnis ist mit Platz 11 im Rahmen des Erwartbaren. 18 Minuten Rückstand klingen viel, doch auch hier gelten Staffelgesetze: Gegenüber einer Tram im Kampf um die Medaillen wächst der Rückstand oft überproportional schnell an.
Das Rennen der Herren prägten die Schweizer, die in den vergangenen Tagen noch unter der Erwartung geblieben waren. Sie waren über das gesamte Rennen in der Spitzengruppe vertreten und ließen sich auch durch einen Überlauf durch Jonathan Gustafsson auf Strecke zwei nicht einschüchtern. Den Unterschied gegenüber den zweitplatzierten Franzosen und Schweden auf drei machte die Ausgeglichenheit des Teams. Frankreich lief 40 Sekunden Rückstand durch Quentin Andrieux auf Strecke zwei hinterher, während bei Schweden nur der angesprochene Gustafsson herausstach.
Bei den Damen siegte Schweden. Auf Strecke eins blieben die größten Favoritinnen dicht beisammen. Die Entscheidung fiel schon auf Strecke zwei. Zwar blieb Tilde Backlund hinter der Zeit ihrer Teamkolleginnen zurück, konnte aber auf die direkte Konkurrenz eine Minute herauslaufen. Die Zeit ließ sich Johanna Kallvik Leufven nicht mehr nehmen und lief Schweden – mit Streckenbestzeit – zum Sieg vor der Schweiz und Finnland.
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