05. Juni 2024
Weltcup#3: Einzelsprint Genua
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Überfordert. Das dürfte wohl das Attribut sein, was viele ihrem Lauf nach dem Einzelsprint-Weltcup in Genua-Voltri gaben. Bestplatzierte Deutsche in diesem technisch höchst anspruchsvollen Rennen wurden Riccardo Casanova und Hanna Müller jeweils auf Platz 71. An der Spitze konnten sich Simona Aebersold (SUI) und Kasper Fosser (NOR) durchsetzen.
Ergebnis
Damen
1. Simona Aebersold (SUI) 15:00 Minuten
2. Natalia Gemperle (SUI) +0:28
3. Ane Dyrkorn (NOR) +0:30
71. Hanna Müller +3:43
88. Birte Friedrichs +4:36
91. Paula Starke +4:51
95. Emma Caspari +5:07
103. Katharina Linke +6:39
Herren
1. Kasper Harlem Fosser (NOR) 14:27 Minuten
2. Martin Regborn (SWE) +0:21
3. Tomas Krivda (CZE) +0:26
71. Riccardo Casanova +2:36
74. Jannis Schönleber +2:45
75. Ole Hennseler +2:47
MP Timon Lorenz
Bericht
Die Strecken des Weltcup-Einzelsprints waren schwer. Vom Start auf dem Stadtberg ging es mit vielen negativen Höhenmetern hinab ins Ziel direkt am Mittelmeer. Viele Geländewechsel brachten unterschiedliche Anforderungen, jeder Geländetyp brachte seine eigenen Tücken. Auf den ersten Posten gab es einige Waldsprint-Posten. Hohes Tempo im Gelände, die Belaufbarkeit musste mit eingeplant werden. Trotzdem auch hier schon: die Laufebenen verstehen. Die Strecke führten dann schon im Wald in einen steilen Downhill-Part rund um die Villa Duchessa di Galliera. Der Wald ging in ein Parkgelände über, in dem es unendlich viele Serpentinen, Mauern, Treppen und kleine Tunnel gab. Hier galt es den Überblick zu behalten und keine Parallelfehler zu begehen. Zusätzliche Schwierigkeit: Die vielen kleinen Durchgänge in der Karte überhaupt erstmal wahrnehmen und dann auch bei hohem Tempo ins Gelände übertragen. Wer das nicht tat und viel zu viele Serpentinen lief, verlor durchaus mal eine Minute oder mehr – mitunter ohne es überhaupt zu bemerken. Touristisch attraktiv wurde es auch: Ein Posten stand in einer künstlichen Tropfsteinhöhle, was auch gut vorbereitete Läufer*innen unvorbereitet traf. Nach der Parkanlage wurde es etwas einfacher, zumindest technisch. Unvermindert schwer blieben die Routenwahlen. Und nach diesen laufbetonteren Strecken forderten viele kurze, schnell aufeinander folgende Posten in den schmalen, steilen Gassen des Genueser Vororts Voltri einen erneuten Tempowechsel.
Eine derart schwere Strecke stellte viele Läufer*innen vor größte Schwierigkeiten. Ohne Fehler kam niemand durch und es war abzusehen, dass diejenigen gewinnen würden, welche die Fehlerzeit und das Zögern geringstmöglich halten konnten.
Im deutschen Team war nach dem Wettkampf niemand so richtig zufrieden mit der Leistung: Alle hatten sie den ein oder anderen größeren Schnitzer drin, der ordentlich Zeit kostete – und sei es nur das Zögern, weil man/frau den Posten nicht in der Tropfsteinhöhle erwartete. Derart großen Rückständen läuft das deutsche Team im Normalfall nicht hinterher – aber auch im internationalen Vergleich zog sich das Feld weit auseinander. Bestplatzierte Deutsche waren Hanna Müller und Riccardo Casanova jeweils auf Platz 71. Vor allem Riccardo hatte sich beim Heimweltcup mehr ausgerechnet. Der vielleicht fehlerfreiste Lauf der Deutschen gelang der Juniorin und Debütantin Emma Caspari – sie verlor die Zeit vor allem durch nicht ausreichend „aggressives“ Laufen.
Das deutsche Team ging leider auch etwas dezimiert an den Start. Während eine Erkältung bei Bojan Blumenstein und eine Prellung bei Anselm Reichenbach nach einer unglücklichen Schreck-Ausweichaktion nach Wildschweinbegegnung beim abendlichen Dauerlauf nicht längerfristig zu Einschränkungen führen dürften, konnte Patricia Nieke wegen einer schwerwiegenderen Sprunggelenkverletzung aus dem Einzelsprint in der Schweiz nicht an den Start gehen. Wir wünschen eine schnelle und vollständige Heilung.
Auch international kosteten die technische Anforderungen einige Athlet*innen viel Zeit und Plätze. Dem ein oder anderen sah man im Ziel die Verwunderung ob eines derartig großen Rückstands durchaus an – insbesondere, wenn man mit einer Minute Rückstand auf einem zwischenzeitlich zweiten Platz lag.
Bei den Damen lagen Simona Aebersold und Natalia Gemperle (beide SUI) im gesamten Rennverlauf in Front. Lange schien es auch äußerst knapp zu sein, bis Simona Aebersold in den weniger komplizierten Gassen des Schlussteils aber noch fast 30 Sekunden auf ihre Teamkollegin „fand“. Spätestens dann dürfte auch dem*r Letzten klargeworden sein, dass ein perfekter Lauf wohl nicht drin war. Aebersold gewann schließlich deutlich vor Gemperle. Diese musste auf den letzten Posten fast noch um ihren zweiten Platz zittern: Die Norwegerin Ane Dyrkorn, in den letzten Jahren immer wieder durch insbesondere technisch starke Sprintrennen aufgefallen, lag im Ziel nur zwei Sekunden hinter ihr. Und weil die Favoritin Tove Alexandersson schon im Downhillteil zu viel Zeit verlor, reichte das zum ersten Podestplatz in der Weltcupkarriere Dyrkorns. Platz fünf ging an Victoria Haestad Bjornstad, die sich im Bereich der Weltspitze etabliert, noch aber auf den großen Erfolg, wie er nun ihrer Teamkollegin gelang, wartet. Mit Venla Harju und Evely Kaasiku folgten zwei weitere Läuferinnen, die vor allem technisch immer wieder zu überzeugen wissen.
Auch bei den Herren wurde das Klassement einmal gründlich durchgewürfelt. Es gewann Kasper Harlem Fosser (NOR) in ähnlich souveräner Manier wie Freundin Aebersold bei den Damen. Der zweitplatzierte Martin Regborn (SWE) ist die einzige Konstante zum Podest der letzten Woche. Während Tuomas Heikkila auf Platz 28 landete, verpasste der Sieger der Vorwoche, Emil Svensk, als 43. sogar die Weltcuppunkte. Auf Platz drei lief Tomas Krivda (CZE), auch einer derjenigen Läufer, die häufig gut sind, wenn es besonders anspruchsvoll wird.
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