06. Oktober 2015
Orientierungslauf im Herzen der Stadt
Es ist ein lauer Sommertag. Kinder springen in einer Hüpfburg umher. Eltern informieren sich an einem der verschiedenen Stände über Sport und Tourismus. Zuschauer sitzen in Cafés und beobachten das rege Treiben auf dem Marktplatz. Im Mittelpunkt des Geschehens steht der Orientierungslauf – konkret die Sächsische Meisterschaft im Sprint-Orientierungslauf in Görlitz.
Es ist wohl einer der Ansätze, den IOF-Präsident Brian Porteous mit dem Ziel der Teilung der Weltmeisterschaften in eine Wald- und ein Sprint-Veranstaltung im Rahmen der WM 2015 in Schottland im Auge hatte. Durch die eigenständige WM im Sprint-Format, die aller 2 Jahre ausgerichtet wird, soll die Zusammenarbeit mit den Städten ausgebaut werden. Der Orientierungslauf soll zu den Menschen kommen. Neben den öffentlichkeitswirksamen Aspekten sollen sich durch die Zusammenarbeit zwischen Ausrichter und Städten daher auch ganz andere finanzielle Möglichkeiten bieten. Wie so etwas in Deutschland in kleinerem Kreis aussehen kann, haben die Ausrichter und Helfer des Orientierungslaufvereines in Görlitz eindrucksvoll bewiesen. Zum Vorlauf mussten die 280 Teilnehmer noch im Kidrontal auf Postenjagd gehen. Das Zielgebiet befand sich im Finale auf dem Görlitzer Untermarkt – also im Zentrum der Stadt.
Schon frühzeitig hatten die Ausrichter Flyer verteilt sowie den Kontakt mit der Stadt, Grundstückseigentümern sowie Partnern gesucht. Herausgekommen ist dabei eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. Die Präsenz der Orientierungsläufer in der Stadt war an diesem Tag kaum zu übersehen. Zuschauer, kurzfristig Entschlossene und Hobbysportler nahmen eifrig am Volks-Orientierungslauf teil oder informierten sich an einem der Stände. Aufgrund einer umfassenden Berichterstattung vor Ort waren auch die letzten Passanten in einem der anliegenden Cafés über die Geschehnisse informiert. Aber auch die Orientierungsläufer konnten sich über zwei anspruchsvolle Wettkämpfe in der historischen Neiße-Stadt freuen. Vor allem im Finale mussten diese quer durch die verwinkelten Gassen navigieren. Die gemischte Zusammensetzung der Sportler war wohl ähnlich analog wie bei regionalen Laufserien im Sprint-OL, wo beispielsweise in Dresden am letzten Mittwoch des Monats bis zu 200 OL-Enthusiasten durch einen jeweils wechselnden Stadtteil orientieren. Neben diesen organisatorischen Punkten und den gesammelten positiven Effekten einer solchen Veranstaltung bestanden auch in Görlitz Gefahrenstellen, die wohl bei jeder Veranstaltung im Sprint-OL zu beachten sind.
So war die genaue Planung der Streckenführung und das exakte Kennzeichnen und Überwachen der Sperrgebiete und Posten beim Sprint-OL absolut elementar. Potenzial bestand in Görlitz bei der Postenschreibung sowie der Beachtung der Postenabstände zueinander. Die Gefahr als Ausrichter bei einem Wettkampf im Sprint-OL einen Fehler zu begehen, war auch in der östlichsten Stadt Deutschlands im vielseitig genutzten Stadtgebiet vermeintlich größer als im Wald. Das Fazit der Görlitzer war dennoch durchweg positiv. Ähnlich wie auf internationaler Ebene ist die Akzeptanz des Formates Sprint-Orientierungslauf wohl auch in nationalen OLer-Kreisen sehr unterschiedlich. IOF-Präsident Brian Porteous benannte den Sprint-OL als Format zur Entwicklung des Bekanntheitsgrades und der finanziellen Rahmenbedingungen des Orientierungslaufes im Wald. Eine erhöhte Bekanntheit der Sportart würde vermutlich auch die Chance senken, dass der Orientierungslauf im öffentlich rechtlichen Fernsehen weiterhin mit einer Schnitzeljagd verglichen wird. Ein Kommentar von Daniel Härtelt.