30. Juni 2021
Interview mit Jugendkader Anselm Reichenbach
Wiederholt liefen und laufen einige deutsche Kadermitglieder, die in anderen Länder wie den skandinavischen oder der Schweiz leben, internationale Meisterschaften für Schwarz-Rot-Gold, weil sie auch Wurzeln in Deutschland und einen deutschen Pass haben. So auch Anselm Reichenbach, zu Hause in Norwegen. Ein o-sport.de angebotenes und übersetztes Interview verrät uns mehr.
Anselm für zwei internationale Meisterschaften nominiert
Arild Andersen: Sowohl bei den Junior World Orienteering Championships (JWOC) als auch bei den European Youth Orienteering Championships (EYOC) bekommen wir in dieser Saison einen Oppsal-Läufer in den deutschen Farben: Anselm Reichenbach hat grünes Licht für beide Meisterschaften bekommen!
Die Mitteilung stellte der Deutsche Orientierungssport-Verband am Mittwoch auf seiner Website vor, Anselm erhielt die Nachricht vor wenigen Tagen. Natürlich hat er jetzt Zeit, sich mit der Website zu unterhalten, bevor die Vorbereitungen ernsthaft beginnen:
Was bedeutet es für dich, ausgewählt zu werden, speziell für die Junioren-WM?
Anselm Reichenbach: Es ist natürlich großartig. EYOC und JWOC sind einige der größten Dinge, an denen man als Orientierungsläufer in meinem Alter teilnehmen kann. Für beide nominiert zu werden, fühlt sich besonders an. Es ist eine schöne Bestätigung, dass die Nationaltrainer weiterhin auf mich setzen wollen und den Glauben haben, dass ich es gut machen kann. Ich möchte allen Oppsal-Trainern im Laufe der Jahre danken, die viel dazu beigetragen haben, dass ich der O-Läufer geworden bin, der ich bin. Ohne sie wäre es nie so weit gekommen.
A. A.: Wie ist die Kommunikation mit der Nationalmannschaftsleitung – da du in Deutschland keine Qualifikationsrennen rennen konntest?
A. R.: Seit dem Winter haben wir regelmäßige Videomeetings mit der gesamten deutschen Junioren-Nationalmannschaft. Wir haben uns hauptsächlich auf EYOC und JWOC vorbereitet, Vorträge gehört oder einfach nur nette Gespräche geführt. Die Trainer behalten immer mein Trainingstagebuch im Auge und dann haben wir uns auf eine Lösung durch den Rücktritt von den Qulifikationsläufen auf Basis meiner Ergebnisse von Rennen in Norwegen geeinigt. Auch die 3000m-Zeit ist sehr wichtig.
A. A.: Was hast du bei der letzten Meisterschaft, die du für Deutschland liefst, gelernt, das du jetzt mitnimmst?
A. R.: Als ich die EYOC vor zwei Jahren lief, habe ich gelernt, dass es nicht ausreicht, ganz sicher zu laufen, um ganz oben auf der Ergebnisliste zu stehen, und dass man nicht mit zu viel Respekt vor der Strecke starten darf, nur weil sie eine internationale Meisterschaft ist. Eine Meisterschaft unterscheidet sich nicht so sehr von anderen Rennen, daher gibt es wirklich keinen Grund, vor dem Start nervös zu sein, wie ich es vor zwei Jahren war.
A. A.: Junioren-WM: Welche Distanzen darfst du laufen?
A. R.: Bisher habe ich nichts anderes gehört, als dass ich die JWOC laufen darf. Ich hoffe also, dass ich alle Distanzen laufen darf.
A. A.: Bei den Meisterschaften erwartest du ganz andere Geländearten, als du täglich trainieren kannst. Wie bereitest du dich vor und was sind deiner Meinung nach die größten Herausforderungen?
A. R.: Generell denke ich, dass es in der Türkei viele Höhenmeter geben wird, sowohl im Wald, als auch im Sprint. So kommt es in den Sommerferien schnell zu einer Menge Bergintervallen. Ein Terrain in der Nähe zu finden, das dem kontinentalen Mittelmeer-Terrain ähnelt, wird wahrscheinlich ziemlich schwierig sein. Daher kann ich mich bestmöglich vorbereiten, indem ich Karten studiere und Bahnen darauf lege. Ich denke, es kann eine besondere Herausforderung sein, die Lauffähigkeit des Geländes einzuschätzen. Es gibt sowohl schönen, offenen Wald als auch fieses Gestrüpp mit schrecklicher Passierbarkeit.
Um bei der EYOC erfolgreich zu sein, denke ich, dass es entscheidend sein wird, sich in einem diffusen Gelände mit dichtem Wald und einem komplexen Höhenbild orientieren zu können. Darauf konzentriere ich mich bei den Vorbereitungen. Außerdem sind kurz vor der EYOC und der JWOC Trainings in relevantem Terrain geplant. Die Tage, die wir uns vor den Wettkämpfen vorbereiten, werden für mich sehr wichtig.
A. A.: Hast du dir konkrete Ziele für die Meisterschaft gesetzt?
A. R.: Für die JWOC habe ich mir keine besonders hohen Ziele gesetzt, da das Hauptaugenmerk nach wie vor auf der EYOC liegt. Dass ich in der Türkei in die JWOC einsteigen darf, ist fast schon ein bisschen überraschend, daher sehe ich es als Bonus und gute Gelegenheit, noch mehr Erfahrungen zu sammeln. Aber ich werde nicht nur da sein, sondern natürlich auch mein Bestes geben. Bei der EYOC habe ich auf jeden Fall den Ehrgeiz, ganz vorne mitzulaufen, vor allem im Sprint. Lars Klyve (Trainer, Oppsal Orientering) hat jedes Mal einen guten Plan gezaubert und mir bei den Vorbereitungen geholfen, wenn es darum geht, die Form zu toppen. Ich habe Vertrauen, dass es diesmal funktioniert.
A. A.: Nur wenige Menschen in Norwegen wissen etwas über Orientierungslauf in Deutschland. Kannst du etwas über den Verein sagen, den du dort vertrittst?
A. R.: Orientierungslauf in Deutschland ist ein viel kleineres Umfeld als in Norwegen und Skandinavien. Der Verein, für den ich laufe, SSV Planeta Radebeul, ist der Kinderclub meines Vaters und einer der größeren in Deutschland.
A. A.: Wirst du deine Junioren-Nationalmannschaftskollegen dazu bringen, 2023 beim O-Festival anzutreten?
A. R.: Es hat sich als schwierig erwiesen, die Deutschen von den großen Staffeln in Schweden und Finnland zu überzeugen, aber ich verspreche, mein Bestes zu geben, um 2023 mehr von ihnen für das O-Festival zu gewinnen.
Mehr:
Anselms Kadersteckbrief
das gerade vergangene norwegische O-Festival
Homepage SSV Planeta Radebeul