09. August 2024
Ein Orientierungsläufer bei Olympia
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Richtig gehört! Der Schweizer Orientierungsläufer Matthias Kyburz hat sich im Marathon qualifiziert. Ein riesiger Erfolg für Kyburz persönlich wie auch für den Orientierungslauf insgesamt, denn Kyburz zeigt damit, dass Orientierungsläufer der Weltklasse sich mit ihren physischen Fähigkeiten nicht hinter den Leichtathleten verstecken müssen. Am Samstag, 10. August, ist es ab 8 Uhr so weit. Dann geht es in Paris auf die 42,195 Kilometer.
Die Qualifikation für Paris gelang Kyburz erst in diesem Jahr – bei seinem ersten Marathonwettkampf. Mit nur einem Versuch, die Norm zu unterbieten, war er Anfang April nach Paris gereist. Die Strecke dort war mit gut 250 Höhenmetern so schwer, dass andere Topläufer*innen sie gar nicht in Erwägung gezogen hatten, um dort die Norm zu knacken. Mit 2:07:44 unterbot er die geforderte Olympianorm um 26 Sekunden. Bei den olympischen Spielen hat die Strecke nun nochmal gut 150 Höhenmeter mehr. Auch wenn Kyburz im letzten Jahr die gelaufenen Höhenmeter stark herunterschraubte, es wird sicherlich Athleten geben, denen die Strecke weniger liegen dürfte.
Wie kam es dazu, dass der Schweizer sich im Marathon versucht? Weil er es kann. Bereits während Corona lief er den Weltrekord über 50 Kilometern auf dem Laufband. Seine physiologischen Leistungsdaten sprachen dafür, dass er die geforderte Zeit schaffen könnte. Zusätzlich wollte er als Vater einer kleinen Tochter mehr Zeit mit der Familie verbringen. Die vielen Trainingslager im Ausland, die für eine OL-WM nötig sind, kosten viel Zeit, mehr als die Zeit, die in eine Marathonvorbereitung geht. Und nach der mit zwei WM-Titeln erfolgreichen Heim-WM im letzten Jahr musste eine neue Motivation her. Also suchte sich Kyburz Ende des letzten Jahres mit Viktor Röthlin, einen von bisher zwei Schweizer Olympiastartern im Marathon, einen erfahrenen Trainer, um das Unterfangen Olympia anzugehen.
Beim OL kann Matthias Kyburz fast alles. Er gewann 8 WM-Titel über fast alle Distanzen: Weltmeister im Sprint, im KO-Sprint, über die Mitteldistanz, in der Staffel und Sprintstaffel. Was noch fehlt: Ein Titel über die Langdistanz, ein großes Karriereziel von Kyburz. Der soll nächstes Jahr in Finnland folgen. Die OL-Karriere ist also nicht beendet, sie wurde für dieses Jahr pausiert. Dass die Liebe zum OL ungebrochen groß ist, zeigte sich, als Kyburz Anfang Mai die 10Mila in Schweden lief, auch wenn das Verletzungsrisiko nach so langer Zeit ohne Training im Gelände sicherlich nicht vernachlässigbar war. Jetzt also erstmal der olympische Marathon, bevor es zurück zum OL geht. Wir wünschen viel Erfolg am morgigen Samstag.
Deshalb: Einschalten und anfeuern, morgen ab 8 Uhr.