06. Mai 2023
Weltcupauftakt in Norwegen
Parallel zur DM Sprint startete das deutsche Nationalteam beim ersten Weltcup der Saison nahe des norwegischen Sarpsborgs. Von Krankheiten war das Team wohl selten so sehr gebeutelt wie in dieser Woche. Nichtsdestotrotz gab es mit den 55. Plätzen von Ole Hennseler über die Langdistanz und Erik Döhler über die Mitteldistanz gute Ergebnisse, auch wenn die angepeilten Weltcuppunkte verfehlt wurden.
Der Weltcup startete mit einer Langdistanz am Donnerstag. 12 Kilometer für die Damen, 15 Kilometer für die Herren standen auf dem Programm, in ruppigem norwegischen Gelände umso härter. In den Wochen vorher hatte es viel geregnet und zwei Tage zuvor sogar noch geschneit, die Sümpfe waren also nass, tief und kalt. Eine würdige Königsetappe gleich zu Beginn der Saison erwartete die Läuferinnen und Läufer, in der sie auch gleich auf ihre Kosten kamen. Nach einem relativ kurzen ersten Posten wurden die LäuferInnen sofort mit einer längeren Routenwahl konfrontiert, auf der sich das Umlaufen auf einem Waldweg – zumindest für die Damen – sicherlich lohnte. Auch in der Folge gab es häufig weite Umlaufrouten auf Wegen, die oft besser waren (Posten 8 der Herren), manchmal aber auch zu weit waren und zu Zeitverlusten führten (Posten 5 der Damen). Die Wegeanteile auf der zweiten Hälfte der Bahn wurden geringer, gleichzeitig die Erschöpfung größer, und so büßten auch die Topläufer teils spät noch entscheidend Zeit ein.
Für Deutschland ging ein durch Krankheiten stark reduziertes Team an den Start. Unter anderem fehlte Teamleader Bojan Blumenstein, der im Heimgelände auf ein gutes Resultat gehofft hatte. So kam beispielsweise auch der in Oslo lebende Anton Kamolz zu einem unverhofften Weltcupstart, da es für die Nationenwertung und damit zukünftige Startplätze wichtig ist, möglichst viele StarterInnen an den Start zu bringen. Das beste Ergebnis erreichte Ole Hennseler als 55. Er hatte nach einer Laufzeit von 105 Minuten etwas über 17 Minuten Rückstand auf den Sieger. Er zeigte sich nicht völlig zufrieden von dem Lauf, denn aufgrund einer schlechten physischen Tagesform hatte er später das Gefühl, an einem anderen Tag wäre sehr viel mehr dringewesen. Für das beste Damenergebnis sorgte Hanna Müller als 70. (+31:25). Mit Paula Starke ging nur noch eine weitere Dame an den Start (82., +37:29). Riccardo Casanova wurde 79. (+22:51), Erik Döhler landete auf Platz 89 (+27:23), Anton Kamolz beendete den Lauf auf Platz 112 (+53:05).
An der Spitze des Damenrennens wurde schon früh im Lauf klar, dass die große Favoritin Tove Alexandersson (SWE) auch in diesem Jahr bereits in hervorragender Frühform war und nur durch eigene Fehler zu stoppen war. Ärgste – und an diesem Tag auch einzige ernsthafte Konkurrentin – war ihre Teamkollegin Sara Hagström, die Zeiten annähernd im Bereich Alexanderssons vorlegen konnte. Am Ende musste sie sich mit 55 Sekunden Rückstand geschlagen geben. Alexandersson brauchte 82:07 Minuten. Die drittplatzierte Norwegerin Marie Olaussen hatte bereits fast fünf Minuten Rückstand.
Das Herrenrennen war bis zum letzten Läufer höchstspannend und dramatisch; eine so enge Langdistanz hat es im Weltcup schon eine ganze Weile nicht mehr gegeben. Vom Start weg legte der Schwede Emil Svensk Fabelzeiten vor und setzte sich an den Zwischenzeiten deutlich in Führung. Zunächst ärgster Verfolger war sein Landsmann Martin Regborn, der zu Beginn etwas Zeit verloren hatte, auf der zweiten Hälfte aber zusammen mit einigen aufgelaufenen Konkurrenten immer näher kam. Es schien zu viel Rückstand zu sein, bis Svensk auf den letzten drei Posten doch noch einbrach und über 30 Sekunden verlor. Er rettete 6 Sekunden vor Regborn ins Ziel. Letzter Starter, und nach der Hälfte des Rennens auch einziger wirklicher Konkurrent, der Emil Svensk den Sieg streitig machen konnte, war wiedereinmal Kasper Fosser (NOR). Und auch er lag zurück, 30 Sekunden. Zu viel? Man wusste, Svensk hatte in etwa diese Zeit noch am Ende verloren. Und Fosser hatte schon oft genug gezeigt, dass er auch auf den letzten Posten noch viel Zeit gutmachen kann. 9 Sekunden trennten beide noch am vorletzten Posten. Als der Norweger schließlich auf die Zielgerade einbog, schien auch das Wetter noch seinen Teil zur Spannung beitragen zu wollen, Regen und Gegenwind inklusive. Am Ende trotzte Fosser den Widrigkeiten, drei Sekunden betrug sein Vorsprung auf der Ziellinie. Seine Laufzeit: 88:06 Minuten.
Nach einem Ruhetag folgte am Samstag die Mitteldistanz. Die Arena war dieselbe, nur das Laufgebiet unterschied sich etwas. Es ging zunächst in die bei der Langdistanz nicht belaufenen Hänge westlich der Arena, die zweite Hälfte verlief dort, wo zwei Tage zuvor eine letzte längere Routenwahl hindurch geführt hatte.
Die beste Platzierung war wiederum ein 55. Platz (+6:43), diesmal erlaufen von Erik Döhler. Nach einer Krankheit war er läuferisch noch nicht wieder auf der Höhe, wodurch er in der Langdistanz nach 70 Minuten einbrach. Über die Mitteldistanz konnte er nun einen technisch soliden Lauf ins Ziel bringen, bei dem er auch von der Erfahrung der drei Jahre, die er in Göteborg trainierte, profitieren konnte. Über die Mitteldistanz wurde das Team von Felix Späth verstärkt, der sich – ebenfalls nach einer Krankheit – noch nicht wieder für eine Langdistanz bereit gefühlt hatte. Er wurde 69. (+7:53), Ole Hennseler direkt hinter ihm 70. (+8:00). Wie eng das internationale Starterfeld inzwischen in der gesamten Breite ist, zeigt der 84. Platz von Riccardo Casanova mit einem Rückstand von 9:35 Minuten. Natürlich, die Startplatzvergabe hat sich seitdem mehrfach geändert, mit dem Rückstand wäre er vor 10 Jahren vermutlich 20 bis 30 Plätze weiter vorn gelandet. Für das beste Damenergebnis sorgte erneut Hanna Müller als 59. (+10:42). Paula Starke wurde 91. (+16:48), Isabell Seeger 100. (+28:57).
An der Spitze des Herrenrennes wurde es wiederum eng. Und wie am Vortag schon hieß der Sieger Kasper Fosser (NOR), auch wenn er diesmal in der Position war, eine Zeit vorlegen zu müssen (33:55 Minuten). Weder Matthias Kyburz (SUI) auf Platz zwei, noch Gustav Bergman (SWE) auf Platz drei konnten die Zeit schlagen, ihnen fehlten 16 beziehungsweise 30 Sekunden.
Die Überraschung des Tages gab es bei den Damen: Die Siegerin hieß nicht Tove Alexandersson, für sie reichte es nur zu Platz 2. Zehn Sekunden schneller, und damit zum ersten Mal in ihrer Karriere zuoberst auf dem Podest, war ihre Teamkollegin Sara Hagström in 34:58 Minuten. Der erste Weltcupsieg wurde natürlich gebührend gefeiert. Platz 3 rettete die Schweizerin Natalia Gemperle nur 6 Sekunden vor einer weiteren Schwedin – Hanna Lundberg – ins Ziel.
Zum Abschluss stand die Staffel auf dem Programm. Auch diese fand von der gleichen Arena aus statt, das Laufgebiet war inzwischen also bekannt. Dank der kurzfristigen Bereitschaft von Isabell Seeger konnte sogar eine für das Nationenranking wichtige Damenstaffel an den Start gehen, auch wenn Isabell anschließend zu Protokoll gab, läuferisch einigermaßen in Form zu sein. Technisch war sie aber etwas eingerostet, die vielen Trainingslager in der Vorbereitung fehlten bei ihr natürlich in den letzten Jahren, sie seien aber absolut nötig, um die Zeitverluste kleinzuhalten. Startläuferin Hanna Müller erwischte einen guten Lauf und übergab nur mit knapp über 4 Minuten Rückstand auf Paula Starke auf Position 2. Am Ende reichte es zu Platz 14 in der bereinigten Ergebnisliste, auch wenn der Rückstand beträchtlich war. Das Herrenteam bekam keine Staffel an den Start. Am Morgen zeigte auch Erik Döhler noch Krankheitsanzeichen, zusätzlich hatte Felix Späth sich auf der Mitteldistanz am Fuß verletzt, sodass die verbliebenen Herren Ole Hennseler und Riccardo Casanova in einem Mixed-Team mit dem in Deutschland lebenden Neuseeländer Toby Scott starteten. Ohne die nötige Anspannung zeigten alle drei recht gleichwertige, solide Läufe.
Die Staffel der Damen wurde von den üblichen favorisierten Teams bestimmt: Schweden, Norwegen, Schweiz und Finnland. Nach der ersten Strecke lagen zwei schwedische Teams in Führung. Auf der zweiten Strecke passierte aber ausgerechnet Tove Alexandersson einer ihrer seltenen schlechten Läufe, sodass sich die Norwegerinnen in Front schieben konnten. Alles war aber noch eng beisammen, die ersten vier Teams trennten geradeeinmal sieben Sekunden. Auf der Schlussstrecke konnte Lisa Risby (SWE) glänzen. Sie hielt Simona Aebersold (SUI, +0:12) und Andrine Benjaminsen (NOR, +0:25) in Schach und holte den Sieg für das zweite schwedische Team.
Die Startstrecke der Männer gewann mit dem Ukrainer Ruslan Glibov ein Außenseiter auf den Staffelsieg. Dahinter aber tummelten sich vier Teams, die sich während des gesamten Rennens nie weiter als 15 Sekunden voneinander entfernten. Am Ende setzten sich die Schweden in einem unglaublich engen Rennen vor Finnland, Norwegen und der Schweiz durch.
Nächster Großanlass nach diesem Weltcup ist Anfang Juli die Weltmeisterschaft in der Schweiz. Auf dem Weg dorthin liegt, wie Ole Hennseler nach den Rennen bemerkte, noch viel Arbeit vor dem deutschen Team. Einiges lief bei diesem Weltcup aber auch gut, darauf soll auf diesem Weg aufgebaut werden.

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Ergebnisse Langdistanz
Ergebnisse Mitteldistanz
Ergebnisse Staffel