08. Mai 2023
Scott und Starke sind Deutsche Mittelstreckenmeister
Toby Scott wurde der Elitemann des Wochenendes - in einem relativ knappen Duell siegte er vor Ole Hennseler über die Mitteldistanz und gewann den BRL/WRE Lang bei Willebadessen in der nicht flachen Region Ostwestfalen Lippe überlegen. Paula Starke gewann die Damenhauptklasse vor ihrer Vereinskameradin Patricia Nieke, musste sich aber am Folgetag deutlich ihrer weiteren Vereinskameradin Anna Reinhardt geschlagen geben.
Es war die erste Goldmedaille für den gebürtigen Neuseeländer Toby Scott, der schon lange in Deutschland beheimatet für den OLV Steinberg läuft, die er am Abend um den Hals gehängt bekam. In einem technisch und physisch fordernden Rennen überholte er zu Posten 10 Nationalläufer und Mittelstreckenmeister von 2021 Riccardo Casanova von der OLG Regensburg. Dieser hatte zu Posten 9 und 10 jeweils einige Zeit verloren und geriet schon fast ins Hintertreffen. Doch Riccardo - nicht ganz gesund - kämpfte sich die halbe Minute wieder ran und beide rasten zusammen über die "Karlsschanze", was ihnen ihrer Auskunft nach half. Doch die letzten Starter waren sie nicht gewesen. Ole Hennseler vom MTV Seesen sorgte mit guten Zwischenzeiten für Spannung. Am Ende hatte er genau eine halbe Minute Rückstand auf Toby und holte Silber. Ole war zufrieden mit seinem Lauf, sah aber auch die 30 Sekunden an Fehlerzeit. Colin Kolbe vom TuS Lübbecke war, wie zuletzt zu lesen, verletzt gewesen und lief demnach etwas vorsichtiger zwischen den Steinen und an den Hängen. Unter diesen Umständen ist sein 4. Platz 55s hinter Riccardo keinenfalls ein schlechter. Auf die Plätze 5 und 6 gelangten Matthias Kretzschmar und Moritz Döllgast, beide vom Post SV Dresden. Der schnellste Junior und somit Meister der H20 wurde Konstantin Kunckel vom USV TU Dresden auf Gesamtplatz 8. Die Junioren und Juniorinnen liefen die selben Mittelstreckenbahnen wie die Elite - und in diesem Lauf somit auch um Weltranglistenpunkte. Die nächsten Monate trainiert Konstantin mit dem schnellen und erfolgreichen Anselm Reichenbach (SSV Planeta Radebeul und Nationalkader) in Norwegen.
In der Damenelite lief Paula Starke (USV TU Dresden), die den Weltcup in Norwegen von letzter Woche noch in den Beinen und trotzdem zwischendurch trainiert hatte, eine deutliche Bestzeit, die nicht mehr erreicht wurde. Ihre Vereinskollegin Patricia Nieke sorgte für eine kleine Überraschung: seit 2 Monaten hatte sie aus Krankheitsgründen nicht trainieren können und dürfen, weswegen ihre derzeitige Form nicht einzuschätzen war. Mit hohem Tempo, viel Applaus, reichlich 2 einhalb Minuten Rückstand auf Paula - und Emma Caspari - lief sie aber über die Ziellinie. Beide warteten erschöpft und glücklich auf Birte Friedrichs vom MTV Seesen, die sich zeitlich noch zwischen Patricia und Emma schob. Wie 2021 war Paula und Patricia der Doppelsieg gelungen. Birte kam in letzter Zeit nicht so gut zum Trainieren, berichtete sie, nichtsdestotrotz holte sie Bronze. Emma von einem der Ausrichtervereine (OL Team Lippe) gewann die Juniorinnenwertung der Damen 20. Auf die Gesamtplätze 5 und 6 liefen Lina Buchberger vom MTV Seesen und Sabine Rothaug vom OSC Kassel.
Sehr geeignet und herausfordernd - und in Erinnerung an die DM Mittel 2021 im Harz - war der Geländewechsel: Alle Bahnen starteten in einen offenen, gut belaufbaren Buchenwald, bevor die längeren Bahnen in schwer belaufbare, mit Steinen und Kahlschlägen durchsetzte Hänge führten - und schließlich in etwas dichteren Wald mit Schneisen und feinen Kuppen, wo das Tempo wieder erhöht werden konnte, die Richtung aber genau gehalten werden musste. Höhen gab es satt in allen drei Geländeabschnitten.
Für einige ältere Damen und Herren mögen diese besonders hart gewesen sein, aber die Meister, Meisterinnen, insgesamt die Vorderen liefen passende Sieger- und Richtzeiten. Für die Kinderbahn D/H10 gab es einen kniffligen Übergang, an dem bis auf eine Läuferin die Kinder viel Zeit brauchten. Das Dankbare: viele Kinder hielt das zuweilen gemeinsame Suchen nicht von ihrer Freude am Erlebnis OL ab.
Die Karten - von Kartenaufnehmer Stephan Schliebener - wurden erst nach dem BRL am Sonntag rausgegeben. Für diesen war das Gebiet nach Norden und Westen erweitert und er bot einige Routenwahlen. Etwas ungünstig, dass bei diesen als Sperrgebiete ausgewiesene Bach- und Sumpfgebiete eine Rolle spielten, was kaum in Gänze zu kontrollieren ist. Den WRE in der Herrenelite gewann abermals Toby Scott und das mit 6min Vorsprung deutlich. Er hat auch bereits seinen WM-Startplatz Anfang/Mitte Juli in der Schweiz sicher - für Neusseeland. Ole sicherte sich knapp den 2. Platz. Philipp Müller vom Post SV Dresden, Meister in der H35, hätte ihn schlagen können, verlor zum vorletzten Posten allerdings zwei einhalb Minuten. Auf den weiteren Rängen folgten weitere Dresdner OLer. Bemerkenswert: Marek Pompe vom SV Robotron Dresden, Vizemeister im Sprint-OL von einer Woche zuvor, lief auf den 4. Platz und zeigte so abermals als Junior sein Können. Dieses und das letzte Wochenende sind Sichtungsläufe für die internationalen Meisterschaften der Jugend und Junioren/Juniorinnen.
Paula hatte sich nach eigener Aussage am Samstag für die Meisterschaft sehr verausgabt und so staunte ihre Teamkollegin Anna Reinhardt, dass sie selbst auf der langen Distanz gewann. Hinter Anna reihten sich Lina und die Juniorin Emma und dahinter zwei weitere Damen des USV TU Dresden. Die Herren- und Damenelite bekamen einige Teile ihrer Bahnen ähnlich geboten.
Dafür, dass die zwei BRLs zugleich Weltranglistenläufe waren, setzte sich Bundestrainer Josef Neumann ein.
Die Wettkampfwiese war schick am Wald gelegen, der Weg zum Start jeweils kurz, der Zieleinlauf einsehbar, der Kinder-OL direkt an der Wiese. Das Wetter spielte gut mit. Dass die Wiese, die für den Wettkämpfer-Parkplatz herhalten sollte, kurzfristig zu nass dafür war und aller Voraussicht nach einen langen Traktoreneinsatz zum Rausziehen der Autos provoziert hätte, lösten die Ausrichtenden mit einer Stunde Startverschiebung, damit auch die direkt Angereisten durch den nun längeren Anmarschweg zum WKZ nicht zu spät kamen.
Wer bereits am Freitag zeitig angereisen konnte, lief möglicherweise noch den DPT-Sprint. Kleiner Wermutstropfen dabei: ein Posten stand etwas falsch und ein weiterer wurde von Anwohnenden trotz Genehmigung und Abklärung im Vorfeld umgesetzt. Aber auch hier wurde eine Lösung gefunden: die entsprechende Postenverbindung wurde jeweils rausgerechnet - und so wurden die Laufzeiten zudem sprintgerechter. Gedankt sei hierbei auch der Kulanz der Teilnehmenden. Die D19 gewann Paula vor Sabine Rothaug vor Anna Wartewig vom USV TU Dresden, die H19 Riccardo vor seinem Vereinskamerad und dem frisch gekürten Sprintmeister Timon Lorenz vor Roman Schulte-Zurhausen vom DJK Adler 07 Bottrop.
Abgerundet wurde der sportliche Teil am Samstagabend vor der Siegerehrung mit einer kurzen Mix-Sprintstaffel des Bundeskaders. Mehrheitlich liefen die Jugendlichen mit - je 2-mal. Ganz knapp siegte das einzige reine Männerteam. Primär ging es nicht darum, das längst vertraute Format vorzustellen, sondern den Kader in den Fokus der Aufmerksamkeit unserer OL-Gemeinde zu rücken und die einzelnen Läufer und Läuferinnen vorzustellen. Ole Hennseler gab den Sprecher. Staffel sorgt für Spannung. Die DM Staffel kann kommen. ...
Kulinarisch gab es ein vielfältiges und reichliches Angebot. Und die Kulisse der Siegerehrung am Schloss Willebadessen wurde genossen. Auch der Zeltplatz neben der gängigen Massenunterkunft via Sporthalle war für viele ein Pluspunkt. Der Dank für das zweite schöne nationale Wettkampfwochenende geht an die Ausrichtergemeinschaft der Bielefelder TG, der ASG Teutoburger Wald und des OL Teams Lippe sowie an alle weiteren helfenden Hände und Köpfe.
Mehr:
Ausrichter-Homepage
Ergebnisse DM Mittel
Karten und Bahnen zum Eintragen der Laufrouten
erste Fotos