06. September 2022
Spannende DM Sprintstaffel

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Ein enges Rennen im Wilhelmsburger Inselpark kürte die neuen deutschen Meister in der Sprintstaffel. Eine gute Kommentatorenleistung und die Nähe des Wettkampfes zu den Zuschauern sorgte für Spannung bis zum Schluss. Der Sieg in der Hauptklasse ging an die Staffel der OLG Regensburg. Insgesamt gingen etwa 160 Staffeln an den Start.
Zwei Jahre Corona lehrte uns, dass es manchmal etwas Anpassungen braucht. Nicht nur bei dem Termin des Hamburgwochenendes, das um zwei Jahre verschoben werden musste, sondern auch hinsichtlich des Wettkampfformats änderte sich das Programm. Die Frühjahrsstürme zu Beginn des Jahres hatten den Kleckener Wald zerstört. Sollte doch eigentlich die DM Mittel am Tag nach der DM Sprint für ein Doppel-DM-Wochenende dort stattfinden, musste nun ein Ersatz her. Da fast zeitgleich auch die DM Sprintstaffel in Nordhausen von den Ausrichtern zurückgegeben wurde, bekam die Organisationsgemeinschaft Hamburg-Klecken den Zuschlag. So zog sich die Detailplanung noch bis wenige Wochen vor dem Wettkampf, bevor eine endgültige Entscheidung für die Sprintstaffel-Entscheidung im Inselpark gefällt werden konnte, die nun unter Federführung des SC Klecken ausgetragen wurde.
Das Gelände selbst sind die „Überreste“ der internationalen Gartenschau aus dem Jahr 2013 auf Deutschlands größter Binneninsel. Eine große Wiese mit einigen detailierten Blumenrabatten bildete mittig auf der Karte einen perfekten Ausgangspunkt als Wettkampfarena. Östlich davon lag ein Kleingartenareal, der Inselpark selbst lag weiter im Westen und bot mit schmalen, gewundenen Wegen um die Teiche einen Wechsel der Orientierungshorizonte. So verliefen auch die Strecken. In der Hauptklasse war zunächst eine kurze, etwa fünfminütige Schleife durch das Kleingartenareal zu absolvieren. Der Fokus lag auf höchster Geschwindigkeit vom Startschuss oder Wechsel weg, natürlich gespickt mit einigen Gabelposten. Orientierungstechnisch anspruchsvoll wurde es aber auch hier schon durch viele kleine Blumenbeete entlang eines Wasserlaufs. Nach einer Sichtstrecke und einigen Transportverbindungen ging es dann in den Inselpark hinein. Hier wechselten Routenwahlen und Feinorientierung mit jedem Posten, und weil das Gelände an sich sehr schnell war, kostete schon kleinstes Zögern oder gar ein Anlaufen des falschen Gabelpostens kostbare Sekunden. Geringfügige Kritik wurde nur an einigen Gegenläufen im Inselpark geübt, wo es zu Zusammenstößen zwischen LäuferInnen kam.
Über die Siege in den Kinder- und Jugendkategorien konnte sich der Dresdner Verein in schwarz und gelb freuen. Für die Staffel des Post SV siegten Gustav Bader, Merle Richter und Selma Drechsler in der Kategorie D/H 12T vor dem SV Hildesia Diekholzen und dem OLV Weimar. Ihren Vereinskameraden gleich tat es die Post-Staffel der älteren Kategorie D/H 16T. In der Besetzung Luise Drechsler, David Saupe, Jakob Drechsler und Stanja Lindig lief die Staffel vor dem OLV Potsdam und dem SV Robotron Dresden zum Sieg.
In den Seniorenkategorien wurde das Starterfeld in diesem Jahr zum ersten Mal auf zwei Kategorien aufgeteilt. Bereits bekannt ist die D/H135T, nun kam noch die Kategorie D/H180 hinzu. In der jüngeren Klasse kürte sich der SV IHW Alex 78 Berlin zum neuen Deutschen Meister. Die Staffel in der Besetzung Raik Zschäckel – Daniela Zschäckel – Nils Schmiedeberg setzte sich gegen die Teams der Bielefelder TG und des Kaulsdorfer OLV Berlin durch und revanchierte sich damit für die letzte Austragung von 2019, als sie sich den Bielefeldern noch geschlagen geben mussten.
In der Kategorie der erfahrensten deutschen Orientierungsläufer gelang es dem TV Jahn 08 Zizenhausen aus der Region Konstanz die Premiere für sich zu entscheiden. An den Start gingen Monika Ammann, Mario Ammann und Michael Thierolf. Silber und Bronze konnten die Teams des OL-Team Filder und des Post-SV Dresden für sich reklamieren.
Der Fokus des Kommentatorenduos Patrick Hofmeister und Jan Birnstock lag auf der mit 36 Staffeln teilnehmerstärksten Hauptklassenkategorie. Eine Sichtstrecke, aus dem Zielbereich gut zu überblickende letzte Posten und mehrere Funkposten sorgten für ständige Zwischenstände aus dem Gelände. Pünktlich um 10 Uhr am Sonntagmorgen startete das Elitefeld. Vor allem auf der Startstrecke liefen sehr viele Juniorinnen aus dem Nachwuchskader, die ihren älteren Gegnerinnen eine schwere Aufgabe mitgeben wollten. Auf der ersten Sichtstrecke nach etwa fünf Minuten führte dann aber zunächst der OLV Steinberg in Person von Maren Guthier, die vor allem für ihr läuferisches Vermögen bekannt ist, gerade aber erst aus einer Verletzung zurückkam. Durch den Park hindurch setzten sich aber die Juniorinnen durch. Jule Roßner gewann die Startstrecke für den OK Leipzig, ein Team, das mit dem Ausgang des Rennens letztlich nichts zu tun haben würde, da sie mit vier Damen antraten. 19 Sekunden hinter ihr lag Marlene Fritz für das OL-Team Filder auf Platz 2, bis zu Maren Guthier und Emma Caspari waren es schon gut eine Minute. Die Favoritenteams mit Katharina Linke (MTV Seesen), Kerstin Uiboupin (USV TU Dresden) und Mareike Seeger (OLG Regensburg) lagen schon 1:50 Minuten zurück. Verwirrung gab es bis fast zum Schluss um diese Regensburger Staffel, denn lange war sie im System mit einem Fehlstempel registriert.
Dass das junge Team aus Filder alles dafür tun würde den Favoriten einen Strich durch die Rechnung zu machen, zeigte Shunsuke Shimizu auf der zweiten Strecke. Er verlor zwar eine gute Minute auf die Zeit seiner direkten Konkurrenten, konnte aber dennoch in Führung liegend übergeben. In seine Nähe kamen nur Konstantin Kunckel (+0:23) und Timon Lorenz (+0:27), die beide etwa 80 Sekunden aufholten. Die Lücke auf den MTV Seesen mit Till Buchberger wuchs sogar auf 1:53 Minuten an. Die Bestzeit wurde – zumindest laut Ergebnisliste – etwas weiter hinten gelaufen: Der in diesem Jahr durch Verletzungen oft gebremste Junior Konrad Stamer konnte sie mit 37 Sekunden Vorsprung für sich verbuchen.
Für eine Vorentscheidung sorgte die dritte Strecke. Bestzeit lief hier Bojan Blumenstein (OSC Kassel), seine Staffel lag aber zu weit zurück, als dass sie noch in den Sieg hätte eingreifen können – auch wenn man im Rennen anderes dachte, wurde Regensburg doch noch immer mit einem Fehlstempel angekündigt. Riccardo Casanova (OLG Regensburg) war jedoch nur wenige Sekunden langsamer und brachte seine Staffel mit einem phänomenalen Lauf in Führung. Mit über einer Minute Vorsprung auf Platz zwei war die Führung sogar so deutlich, dass Riccardo augenzwinkernd klarstellen musste, dass die Strecke nicht auf ihn persönlich zugeschnitten gewesen sei, selbst wenn es so wirkte. Es folgte für den OLV Steinberg Toby Scott. Er wechselte auf Julia Schlei, die bei bestem Gutdünken nominell nicht in der Lage gewesen sein dürfte, diese Position zu behaupten. Vor allem angesichts dessen, was etwa eine halbe Minute nach ihr kam: Innerhalb von 20 Sekunden folgten die Wechsel von Cedrik Klein auf Julia Fritz (Filder), Markus Grätsch auf Paula Starke (Dresden), Bojan Blumenstein auf Sabine Rothaug (Kassel) und Ole Hennseler auf Birte Friedrichs (Seesen). Vier Teams waren es also, die um die zwei verbliebenen Medaillen kämpften, die stärkste von ihnen startete als letzte der Tram. Der Abstand zu Regensburg schien zu groß, als dass er ernsthaft angegriffen werden könnte. An der Sichtpassage waren es nach wenigen Minuten dann nur noch handgestoppte 90 Sekunden. Ging da doch noch was? Den Zuschauer erwarteten bange Minuten des Wartens, gab es doch aus dem Inselpark selbst wenig Informationen über den Rennverlauf. Gleich auf der ersten Routenwahl zu Posten 10 wählten Julia Fritz und Sabine Rothaug die falsche Route und verloren wertvolle Sekunden auf die beiden Konkurrentinnen. Paula Starke machte diesen eigenen Vorteil aber sofort wieder zunichte, als sie einen unpassierbaren Wasserlauf übersah. Profiteurin war Birte Friedrichs, die sich absetzen konnte. Im Ziel nochimmer erwartungsvolle Spannung, wer würde zuerst auf die lange Zielpassage kommen, die von den Zuschauern komplett zu überschauen war? Ein Regensburger Trikot tauchte auf und die Staffelkameraden rasteten aus, aber Fehlalarm, noch war es nicht Isabell Seeger. Dann aber war es soweit und unter dem lautstarken Gebrüll ihrer Vereinskameraden lief Isabell die letzten Posten an. Auch Birte lief auf die Wiese, aber es schien knapper als es tatsächlich war. Letztlich liefen beide ungefährdet zu Gold und Silber. Unheimlich knapp und spannend wurde es dahinter um die Bronzemedaille. Fast zeitgleich liefen Julia Fritz und Paula Starke den Sichtposten etwa 300 Meter vor dem Ziel an. Juniorin Julia schien läuferisch sogar etwas stärker, für Paula sprach die Erfahrung. Sie hatte ihre jüngere Konkurrentin auf den letzten Posten die Führungsarbeit erledigen lassen, um die beiden letzten Posten vor dem Zieleinlauf perfekt vorzubereiten. Es zahlte sich aus, denn während Julia minimal zögerte, lief sie ihre Gabelposten zielsicher an und kam mit 5 Metern Vorsprung zum Schlussposten. Alles brüllte die beiden Läuferinnen ins Ziel, Julia schloss die Lücke Meter um Meter, doch Paula konnte den Vorsprung hauchdünn verteidigen. Der Zielfotoentscheid sorgte für die Bronzemedaille für den USV TU Dresden. Das OL-Team Filder musste sich mit der Holzmedaille zufriedengeben. In Erinnerung bleibt aber dieser herausragende Fight und die Gewissheit, dass dieses junge Team auch in den nächsten Jahren noch für Spaß in den Sprintstaffelentscheidungen sorgen wird. Platz 5 ging an den OSC Kassel, sechste wurde die Staffel USV TU Dresden 2.
Nach der Medaillenvergabe, durchgeführt durch Bernhard Wolf, Vorsitzender des Turnkreises Harburg-Land, gab es schließlich noch eine weitere Ehrung. Nach 21 Jahren Trainertätigkeit im Bundeskader schied Jan Birnstock zum Ende des letzten Jahres aus dem Amt aus. Die AthletInnen des Elitekaders ehrten sein Engagement, was ihn sichtlich rührte.
Ein weiterer Dank geht an die OLG Lummerland in Person von Simon Harston, der wie immer zeitnah die Wettkämpfe in Routegadget einarbeitete. Nutzt dieses Angebot, ladet die Wettkampftracks von euren Uhren hoch oder zeichnet per Hand eure Laufrouten ein. Ihr helft damit dem Veranstalter, der dadurch Rückmeldung zu den Bahnen bekommt, auch für den Wettkämpfer wird eine Auswertung umso sinnvoller, je mehr Vergleichsdaten er bekommt.

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