12. September 2023
Scott und Starke gewinnen Bundesranglisten-Läufe bei Kassel
Die zweite nationale Saisonhälfte schien von den Elite-Ergebnissen her nahtlos an die erste anzudocken, dabei lagen ganze vier Monate dazwischen, in denen vor allem international im OL viel geschah.
Wie bereits die DM Mittel gewannen Toby Scott (OLV Steinberg) und Paula Starke (USV TU Dresden) sowohl den BRL, zugleich WRE, Lang als auch den BRL Mittel, die der OSC Kassel dieses Jahr stemmte.
Seinen Auftakt nahm das nationale Wochenende bereits am Freitagabend mit einem Sprint-OL zur Deutschen Parktour. Zwar schien das verkehrsberuhigte Einfamilien-Wohngebiet in Baunatal bei Kassel nicht sehr komplex, doch holte Bahnleger Bojan Blumenstein aus dem unregelmäßigen Straßennetz mit künstlichen Sperren alles raus. Und so waren Teilnehmende nicht davor gefeit, in Sackgassen oder zumindest längere Routen zu laufen. Einige der Routen hat Bojan Blumenstein analysiert. Sie können (unten verlinkt) angeschaut werden.
In der Damen 19 gelang Patricia Nieke und Paula ein Doppelsieg für den USV TU Dresden. Ihre junge Vereinskollegin Hanne Kaufmann machte das Podium komplett. Bei den Herren 19 setzte sich Riccardo Casanova (OLG Regensburg) mit einem starken Endspurt knapp vor Ole Hennseler (MTV Seesen) und Toby Scott durch. Auf dem vierten Rang folgte der Deutsche Sprint-OL-Meister Timon Lorenz (OLG Regensburg).
Der Samstag wartete mit anderen Herausforderungen auf, stand doch eine Langdistanz auf dem Programm. Der Habichtswald (süd)westlich von Kassel konnte lange nicht für den OL genutzt werden, doch hatte der zuständige Förster gewechselt, grünes Licht gegeben und unterstützt. Grün war allerdings auch ein nicht unbeachtlicher Teil der Karte und das hieß schwer belaufbar. Viele Läuferinnen und Läufer erkannten schnell, dass es sinnvoll war lange Teilabschnitte auf Wegen zurückzulegen und so einige Umwege für Routen in Kauf zu nehmen. Routenwahlen sind ja auch das A und O der Langdistanz und diese Aufgaben stellte Bahnleger Martin Greiner. Die längste Route in der Herrenelite entschied auch durchaus über ein paar Minuten Zeitgewinn bzw. -verlust. Hier wurden mindestens drei wesentlich unterschiedliche Varianten gelaufen. Während Favorit Toby Scott gut und am besten über die über 10 min zu lang geratene Bahn kam, kämpfte Ole Hennseler von Anfang an mit dem (dichten) Gelände, auch mal mit der Geländeinterpretation und in der zweiten Hälfte auch physisch so, dass er Toby Scott keine „Gefahr“ hätte werden können. Riccardo Casanova dagegen knickte (wiederholt) um und brach seinen Lauf nach dem achten Posten ab, an dem er lediglich 1 min hinter Toby Scott lag. Gewohnt stabil und souverän gerade über lange Distanzen kam der erste Senior Sören Lösch (USV Jena) 3 min hinter dem Sieger über die 15,5 km Luftlinie lange Bahn. Sören wird die DM Lang in zwei Wochen als Titelverteidiger auch in der Herrenelite bestreiten. Auf Rang drei reihte sich der internationale Starter des Weltranglistenlaufes Guillaume Wyrsch aus der Schweiz ein. Auf dem Vierten setzte sich Junior Konstantin Kunckel (USV TU Dresden) durch, der nächstes Wochenende seinen letzten Jugend- und Juniorenländervergleichskampf absolviert, bei dem wieder die Jugend im Vordergrund steht.
Dessen Vereinskollegin Paula Starke lief nur an einem Getränkepunkt direkt zum Trinken vorbei, was ihr zu schaffen machte. Dennoch kam sie solide durch, fand auch Freude am Lauf und gewann. 2,5 min hinter ihr reihte sich Patricia Nieke ein – eine halbe Minute vor Birte Friedrichs (MTV Seesen). Wiederum auf den Vierten gelangte die Jugend: Juniorin Emma Caspari (OL Team Lippe) – und so lagen auch bei den Elitedamen die ersten Vier etliche Minuten über der geforderten Richtzeit von 70-80 min.
Das Gelände war steil und in Teilen krautig und steinig, was auch seinen Anspruch fand. Ein heftiges Unwetter im Juni, das mit Sturm, Regen und Hagel über das Wettkampfgelände nach Kassel zog, und der feuchte Sommer waren nicht ganz unschuldig am dichten Grün. Auch die Hitze wird zu den langen Laufzeiten beigetragen haben.
Anders wurde das Wetter zum Sonntag nicht und so suchten die über 500 Wettkampfteilnehmenden wiederum verteilt die spärlichen schattigen Plätze im Wettkampfzentrum und auf der Zielwiese vor und nach ihren Läufen auf.
Die Langdistanz steckte noch allen in den Knochen und dennoch rannten die Schnellsten wieder schnell. Und diesmal passten die angestrebten Siegerzeiten in den Elitekategorien auf den Bahnen von Hendrik Holzhauer und Helfenden auch fast. Paula Starke meinte, wohl noch nie so einen fast perfekten Lauf gelaufen zu sein: „Zur eins mal fünf Sekunden Fehler und dann noch einmal fünf Sekunden.“ Sie hatte auf der Bahn lediglich einen H35er mit einer reichlichen Minute Vorsprung vor sich. Patricia Nieke, nicht unzufrieden, wurde wieder Zweite und Karin Schmalfeld (BSV Halle-Ammendorf) 47-jährig Dritte.
In der Herrenhauptkonkurrenz war es einmal mehr Toby Scott, der die Nase vorne hatte. Von Bundestrainer Veit Slodowski gut getapt kam diesmal auch Riccardo Casanova, zudem als Zweitschnellster, heil über die teils wieder ruppige, teils steile Strecke. Gerade im Abschlussteil ging es steil hinab und mussten Felswände von oben sicher anvisiert werden. Ole Hennseler erwischte diesmal auch wieder einen besseren Tag und Lauf und lief als Drittschnellster über die Ziellinie. Von Toby Scott aufgelaufen und in der Tram profitiert haben dürften Sören Lösch (4.) und Moritz Döllgast (Post SV Dresden, 7.).
Einige Teilnehmende nutzten nach der Langstrecke für einen ruhigen Spaziergang den nahen Bergpark Wilhelmshöhe, Weltkulturerbestätte, in dem und in dessen Umgebung bereits mehrfach nationale OL stattfanden – und diesmal hoffentlich nicht zum letzten Mal, auch wenn der OSC Kassel dafür alle Vereinsmitglieder samt Verwandtschaft und Bekanntschaft zum Anpacken herantrommeln muss.

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