08. August 2003
Schade – Karin zeigt Nerven
Der heutige WM-Tag gehörte im Schweizerischen Trin bei Chur der WM-Mitteldistanz. Von den sechs ins Qualifikationsrennen gestarteten deutschen Läufer gelang es nur Karin Schmalfeld (BSV Halle-Ammendorf) das Finale zu erreichen. Dies aber als Vorlaufdritte deutlich, nur 47 Sekunden hinter Hanne Staff (NOR), die am Nachmittag im Finale Zweite wurde.

Gewonnen hat wiederum der Schweizer OL-Superstar Simone Luder. Karin hatte die Top 10 im Kopf, nachdem das letzte Mal in Finnland vor zwei Jahren bereits Neunte über die Mitteldistanz wurde. Vielleicht lastete nach dem Scheitern der 5 anderen deutschen Läufer im Vorlauf auch noch der Druck auf ihr, jetzt für alle anderen mitlaufen zu müssen. Jedenfalls passierte auf der Strecke, nach rund 1,5 Kilometern Grauenvolles. Es muss der Posten 5 gewesen sein, gelocht, weiter, aber plötzlich orientiert Karin von 6 zu 7, sucht lange, findet durch Zufall tatsächlich die 7, ist so verwirrt über die Codezahl, dass sie knapp drei Minuten braucht, um endlich Posten 6 zu finden und noch mal knapp 3 Minuten um das Verwirrspiel mit dem Finden des Posten 7 zu beenden. Das geht natürlich an die Psyche, sie fiel an Posten 6 und 7 von Platz 6 auf Platz 47 zurück, kämpft sich am Ende wieder auf Platz 29 vor. Das ist Mitteldistanz, das ist Tempo. Verhält es sich wirklich so, dass den deutschen Läufern die Erfahrung in dieser Disziplin fehlt, weil der Typ Bahn, durchaus mit Routenwahlen gespickt, wie er hier geboten wurde, in Deutschland nicht angeboten wird. Das monierten mehrere deutsche Läufer. Alle Fünf fühlten sich irgendwie überfordert. Sie leisteten sich zu viele kleine Fehler, weil sie in dem hohen Lauftempo der Weltspitze, dass sie durchaus laufen können, keine komplexen Entscheidungen mehr treffen können. Karin konnte es im Prinzip, dafür verließen sie die Nerven an besagtem Posten 5 eben komplett. Dazu kommen Halsbeschwerden, die wohl durch die trockene Luft und den hitzebedingten Ozon hervorgerufen wurden. Die Qualifikation hatten angetreten: Gunda Fischer (OLV Weimar), Meike Jaeger (Gundelfinger TS), Axel Fischer (Bielefelder TG), Markus Prolingheuer (TV 1868 Alsbach) und Michael Thierolf (TV 1868 Alsbach).

Die Trainer Björn-Axel Gran und Gerd Schote versuchen jetzt alles die 6 deutsche Aktiven für den morgigen Staffeleinsatz wieder aufzubauen. Wir wissen – sie können es. Unsere Damen wurden in Finnland 6., standen also bei der Siegerehrung vorn! Bei den Damen gehen morgen 30 und bei den Herren 37 Nationenstaffeln an der Start. Beim Herrensieger Thierry Gueorgiou (FRA) zahlt sich eine siebenjährige, ganz gezielte und professionelle Aufbauarbeit aus. So überrascht das erstes WM-Gold für Frankreich die Insider nicht vollkommen. Hier arbeitete im Nachbarland ein professioneller Trainer mit einem konstanten Kaderstamm über einen Zeitraum von sieben Jahren und führte die Jungs an die Weltspitze. Die deutschen Herren hatten bei Erreichen des heutigen Finals der Presse ein öffentliches Baden versprochen – schade für die Damenwelt. Das heutige Wettkampfgelände um das kleine Dorf Trin, dass übrigens gleich 100 WM-Helfer stellte, ist eine Besonderheit in der Schweizer OL-Kartenlandschaft – ein sehr detailreiches aber gleichzeitig sehr gut belaufbares Karstgebiet. Dabei gab es im Vorlauf durchaus Wegrouten. Erst im Finale ging es richtig zur Sache, wie auch die Läufer berichten.

Ergebnisse WM 2003, Mitteldistanz Damen (4.5 km, 250 m, 18 Controls) 1. LUDER Simone SUI 32:40 2. STAFF Hanne NOR 32:57 3. JUKKOLA Heli FIN 33:32 4. JOHANSSON Jenny SWE 35:08 5. INGVALDSEN Elisabeth NOR 36:16 6. GRANSTEDT Anette SWE 36:41 29. SCHMALFELD Karin GER 42:27 Herren (5.0 km, 290 m, 21 Controls) 1. GUEORGIOU Thierry FRA 30:08 2. VALSTAD Björnar NOR 32:45 3. KRISTIANSEN Öystein NOR 33:08 4. IKONEN Pasi FIN 33:18 5. ROSTRUP Jörgen NOR 33:37 6. DAVIDIK Marian SVK 33:41 Staffelaufstellung Deutschland Damen (Start 13:20 Uhr) Dresen Elisa (Bielefelder TG) Kärger Luise (USC Leipzig) Schmalfeld Karin (BSV Halle-Ammendorf) Herren (Start 13:00 Uhr) Lubina Alexander (DJK Adler Bottrop) Horst Ingo (TV 1868 Alsbach) Prolingheuer Markus (TV 1868 Alsbach) Korrektur zum vorhergegangenen Artikel: Auch Hannelore Schubert (damals Bregula) errang einen 9. Platz an der WM 1970.