08. August 2005
Ingo erreicht das zweite Finale souverän
Die Qualifikation für die Königsdisziplin der Orientierungsläufer, die Langdistanz, stand heute Vormittag im japanischen Aichi auf dem WM-Programm. Von den 5 gestarteten Deutschen gelang Zweien der Sprung ins Finale.
Besonders gut, mitten in der absoluten Weltspitze, gelang das, wie bereits gestern schon über die Mitteldistanz, Ingo Horst aus dem hessischen Alsbach mit einem achten Platz. Gestern einfach zu langsam für die Mitteldistanz gewesen, erreichte Gunda Fischer aus Weimar heute sehr erfreulich das Langdistanzfinale am Freitag. Das heutige Laufgelände lag in direkter Nachbarschaft zum gestrigen Wettkampfwald und das Ziel war sogar identisch. Somit trifft die gestrige Geländebeschreibung vom durchgehend sehr steilen, teilweise auch für Deutschland typischen Forst erneut zu. Teilweise behinderten widerspenstige Pflanzenranken das Laufen. Blauer Himmel ließ die Sonne unbarmherzig scheinen und Routen auf sonnenbeschienenen Straßen und Freiflächen mussten strikt vermieden werden. Trotzdem hätte die Hitze auch schlimmer zuschlagen können. Die Höhenlagen zwischen 550 und 720 Metern linderten sie etwas. In den steilen Hängen musste man aber trotzdem extrem viel Flüssigkeit zu sich nehmen. Einige Läufer hatten, trotz dreier Verpflegungspunkte, sogar kleine Getränkevorräte bei sich. Nach dem Lauf bekamen schwedische Läufer von ihren Betreuern sogar Kühlwesten verpasst, um besser wieder auf Normaltemperatur zu kommen.
Am morgigen Dienstag nimmt das deutsche Team den langen Weg in die Nähe von Toyota auf sich, um optimal für die Sprintentscheidung, der ersten Medaillenentscheidung, am darauf folgenden Tag zu trainieren. Alle sechs Deutschen sind für die Sprintqualifikation gemeldet, die in der Nähe des EXPO Geländes in einem bergigen Waldstück stattfindet. Außerdem steht ein Quartierwechsel in die Nähe der kommenden Wettkampfstätten auf dem Programm. Ingo Horst: Ist offensichtlich zum richtigen Zeitpunkt in Topform und zog seinen Lauf stabil durch. Auch einige Konzentrationsschwierigkeiten zum Ende der Hitzestrecke und eine geprellte rechte Schulter konnten ihn nicht aufhalten. Nur ein markerschütternder, lauter Schrei kündete auf der Hälfte der Strecke von seinem Sturz. Zwanzig, in der Nähe lauernde Fotografen zuckten dabei zusammen, waren aber erleichtert, als der Verursacher des wilden Lautes, zusammen mit Klubkollegen Axel Fischer am Posten auftauchte. Läuft Ingo wie geplant auch den Sprint, startet er als einer der weniger Läufer bei der diesjährigen WM in allen vier Disziplinen, denn die Staffel steht zum Abschluss noch auf dem Programm. Gunda Fischer: Ein gleichmäßiger, kontrollierter Lauf sicherte Gunda den ersehnten Finalplatz. Sie schwank in ihrer Vorliebe immer noch zwischen Sprint und Langdistanz, konnte sich aber heute zur Feststellung hinreisen lassen, dass ihr die Langdistanz vielleicht doch am besten liegt. Maximal könne sie sich den Sprint noch im Nichturbanen, also im Wald vorstellen. So dürfen wir auf ihre Sprintleistung am kommenden Mittwoch am EXPO 2005 Gelände gespannt sein, denn in diesem Jahr findet der Sprint wieder einmal in einem steilen Waldstück statt. Anke Xylander: Mit Magenproblemen gestartet, war der heutige Lauf zu hart für sie. So wie Anke gestern glücklich mit 7 Sekunden Vorsprung das Mitteldistanzfinale erreicht hatte, verpasste sie es heute mit reichlich 2 Minuten Rückstand relativ knapp. Christian Teich: Unwahrscheinlich ehrgeizig und zielstrebig, brach für Christian selbst heute eine Welt zusammen. Er wollte mit niemandem mehr sprechen. Gerade 21 Jahre geworden, erste WM-Teilnahme, zweiter Qualifikationslauf und beide Male den Sprung ins Finale nicht geschafft. Allerdings sind die Trainer, seine Teamkollegen und seine Fans viel weniger enttäuscht, denn Christians Leistung lässt hoffen. Er schlug sich bereits äußerst achtbar im harten Weltelitebereich. Axel Fischer: Diesmal leistete sich Axel keine groben Schnitzer wie im gestrigen Rennen, allerdings war dieses heiße Langdistanzrennen zu schwer für ihn, um einen Finalplatz zu erreichen. Außerdem versuchte er, mit einem Fehltritt einen liegenden Baumstamm wie einen Fußball wegzukicken – die Fußzehen waren nicht gebrochen aber der Schock saß bei ihm tief. Elisa Dresen: Konzentriert sich jetzt, nach der gestrigen, souveränen Qualifikation voll auf das Mitteldistanzfinale am Donnerstag und lässt deshalb planmäßig die Langdistanz aus. Gerd Schote und Andre Kwiatkowski: Die beiden, übrigens auf eigene Kosten nach Japan gereisten Trainer und Betreuer, leisten täglich unermüdlich praktische und psychologische Aufbauarbeit. Gerade die Läufer, die mit riesigen Erwartungen in die zwei vergangenen Qualifikationsläufe gingen und dann das Finale doch nicht erreichten, müssen oftmals aus einer schweren Enttäuschung abgeholt werden, denn die nächsten Läufe sollen nicht unter vergangenen Resultaten leiden. Fest steht, eine optimal vorbereitete und konzentrierte deutsche Mannschaft ist am Start. Karin Schmalfeld: Nein, sie ist leider nicht am Start. Bemerkenswert ist aber das internationale Interesse an den Gründen für ihr Fehlen. Sie wurde von vielen Fachleuten als Medaillenkandidatin gehandelt. Sie sind meist beruhigt, wenn sie erfahren, dass Karin bereits Dänemark 2006 im Blick hat.
Weltmeisterschaften in Aichi (Japan), 08.08.2005 Qualifikation Langdistanz, Tsukude Outdoor Centre in Suganuma (Die ersten 15 erreichen das Finale) Frauen, 5,2 km Luftlinie, 330 Höhenmeter, 13 Kontrollposten Vorlauf A (Elisa Dresen lässt Langdistanz aus - fokussiert auf Mitteldistanzfinale) Vorlauf B 1. Simone Niggli (SUI) 0:47:07 12. Gunda Fischer (OLV Weimar) 0:59:02 Vorlauf C 1. Vroni König Salmi (SUI) 0:48:23 15. Diana Vosyliute (LTU) 1:02:43 17. Anke Xylander (USV TU Dresden) 1:04:37 Männer, 7,8 km Luftlinie, 510 Höhenmeter, 16 Kontrollposten Vorlauf A 1. Marc Lauenstein (SUI) 0:59:32 15. Ondrej Pijak (SVK) 1:08:52 17. Christian Teich (SSV Planeta Radebeul) 1:14:40 Vorlauf B 1. Andrey Khramov (RUS) 1:03:21 8. Ingo Horst (GER) 1:07:02 Vorlauf C 1. Jani Lakanen (FIN) 1:02:33 15. Claus Bloch (DEN) 1:14:16 19. Axel Fischer (Bielefelder TG) 1:15:17