10. August 2005
Drei in der Sprintfinalhitze
Die Hitze setzte heute allen Athleten zu, nicht nur den sechs in der Qualifikation über die Sprintdistanz am Vormittag gestarteten Deutschen. Sie kann also nicht die Begründung sein, dass die gesteckten Ziele im nachmittäglichen Finallauf in der schnellsten Orientierungslaufdisziplin nicht erreicht wurden.
Es begann in der Qualifikation eigentlich ganz ordentlich. Freude und Trauer lagen zwar dicht beieinander - Gunda Fischer, Anke Xylander und Christian Teich verpassten das Finale, Anke Xylander dabei um ganze 7 Sekunden - jedoch erreichten mit Elisa Dresen und Ingo Horst die beiden deutschen Hoffnungsträger den Endlauf souverän, sogar noch mit kleinen Leistungsreserven, die man sich üblicherweise für den Finallauf aufheben kann. Außerdem war Axel Fischer enorm erleichtert, denn nach den zwei missratenen Qualifikationsläufen über die Mittel- und die Langdistanz schaffte er endlich einen erhofften Finalplatz. Er schöpfte seine Möglichkeiten aus und erreichte mit dem 32. Platz im Finale auch die beste deutsche Platzierung im ersten Medaillenkampf der diesjährigen Weltmeisterschaften. Viel mehr vorgenommen hatte sich Ingo Horst im Finale. Er hat anerkannt das Zeug auf kurzen Distanzen mindestens in den Top 10 der Weltspitze einzulaufen. Nach einem hektischen Frühstart im Finale ließ er sich aber so aus dem Konzept bringen, dass er sogar einfache Routen in den Sand setzte. Lief es einmal normal, hatte er trotzdem das Gefühl, er würde gerade wieder Fehler begehen. Lag es an der Hitze, an zwei schmerzenden Bienenstichen oder wollte er einfach zu viel … ? Platz 40 ist eine herbe Enttäuschung für Ingo Horst, der allerdings bis Sonntag in allen weiteren Disziplinen an den Start gehen wird. Er ist damit einer der wenigen Athleten, der dieses Mammutprogramm auf sich nimmt. Anders als die alte und neue Damen-Weltmeisterin Simone Niggli-Luder muss er dafür aber seine heutige Niederlage schnellstens verdauen und sich neu auf die neuen Aufgaben konzentrieren. Im engen Herrenfinale – die Plätze 1 bis 15 werden innerhalb nur einer Minute vergeben – setzt sich einer der Favoriten durch, der auch in Deutschland wohl bekannte Schwede Emil Wingstedt.
Elisa Dresen wirkte vor dem Damenfinale locker und sie ist sich ihrer derzeitigen Formstärke bewusst. Sie war aber ebenfalls in der Orientierung nicht sicher genug und beging zu viele kleine Fehler im teilweise sprint-unüblich dicht bewachsenen bergigen Laufgelände. In den offenen Gebieten setzte der blonden Deutschen mit kühlen, finnischen Wurzeln die tropische Sonne besonders zu. Unter den Anfeuerungsrufen der deutschen Schlachtenbummler und japanischer Trommeln kämpfte sie sich restlos ausgepumpt ins Ziel: „Mehr war heute nicht drin.“ – so ihre erste Aussage nach ihrem Lauf, der sie auf Platz 33 bringt. Die japanischen Trommeln trieben nicht nur die als Favoriten bekannten Läufer ins Ziel, sage und schreibe 4 japanische Läufer erreichten das Finale ebenfalls. Aufmerksame Beobachter wissen, dass dies keine Eintagszikade ist, sondern eine bereits längere, zu beobachtende Entwicklung. Für die Zuschauer wurde das Rennen besonders attraktiv, weil vor dem Finallauf ein Kartenausschnitt mit 10 Posten ausgegeben wurde. Mit ihm konnten sich die Zuschauer frei im Gelände bewegen und ihre Helden anfeuern. Unter einem schattigen Baum im Gelände ließ es sich auch besser aushalten als im Glutofen des Zielstadions. Morgen sehen wir Elisa Dresen, Anke Xylander und Ingo Horst im Finale über die Mitteldistanz – da sollte was gehen …
Weltmeisterschaften in Aichi (Japan), 08.08.2005 Sprintfinale, Showa-no-Mori Frauen, 2,0 km Luftlinie, 130 Höhenmeter, 12 Kontrollposten 1. Simone Niggli (SUI) 0:14:02.7 2. Anne Margrethe Hausken (NOR) 0:14:34.4 3. Heather Monro (GBR) 0:15:01.7 33. Elisa Dresen (Bielefelder TG) 0:18:06.9 Männer, 2,4 km Luftlinie, 160 Höhenmeter, 14 Kontrollposten 1. Emil Wingstedt (SWE) 0:14:31.0 2. Daniel Hubmann (SUI) 0:14:41.5 3. Jani Lakanen (FIN) 0:14:45.7 32. Axel Fischer (Bielefelder TG) 0:16:54.1 40. Ingo Horst (TV Alsbach) 0:17:26.8