07. August 2005
Drei Deutsche im Mitteldistanzfinale
Das ist die Bilanz des ersten Qualifikationsrennens der diesjährigen WM, die erstmals auf dem asiatischen Kontinent stattfindet. Trotzdem hat das deutsche Team offensichtlich auch in Europa genügend relevante Trainingsgelände gefunden, denn die meisten kommen gut zurecht mit Wald und Karte.
Der heutige Lauf fand in Höhenlagen zwischen 550 und 720 Metern statt. So fanden die Aktiven auch relativ angenehme Temperaturen von nur 28 Grad Celsius vor. Die Sonne brannte natürlich trotzdem. Steile Hänge, fein aber übersichtlich gegliedert, wenige Felsen, Zedern, Bambus und Reisfelder prägen das heutige und morgige Gelände. Am überzeugendsten gelingt Elisa Dresen und Ingo Horst der Sprung ins Finale. Anke Xylander erreicht glücklich mit 7 Sekunden Vorsprung den Endlauf. Das Finale findet am kommenden Donnerstag statt. Alle sechs deutschen Starter hätten das Zeug gehabt, das Finale zu erreichen. Axel Fischer war eventuell übermotiviert, hat bereits leichte Probleme am ersten Posten und versiebt den zweiten so gründlich, daß er sich den Wald auf dem Rest der Strecke mehr unter dem Gesichtspunkt Langdistanzqualifikation und Staffel anschaut. Gunda Fischer wird jetzt gemeinsam mit den Trainern Stück für Stück auswerten, wo die drei fehlenden Minuten zum A-Finale geblieben sind. Der Jüngste und Neuling Christian Teich machte seine Sache gut, bekam an einem der letzten Posten allerdings eine Lektion erteilt, übrigens die gleiche wie auch Anke Xylander vor ihm. Die Stimmung im deutschen Team ist gut, schon kurz nach dem Lauf wurde konzentriert an der Vorbereitung der morgigen Langdistanzqualifikation gearbeitet. Dazu gehören so einfache Dinge wie ordentlich Trinken und Essen (in dieser Reihenfolge bedeutsam), Auslaufen. Auch Enttäuschungen müssen verarbeitet werden. Denn eine Langdistanz unter diesen ist kein Zuckerschlecken. Die Teilnehmerzahl ist mit 267 Athleten aus 36 Nationen zwar etwas niedriger als letztes Jahr in Schweden aber das Feld ist erlesen und zunehmend muss auch mit den Läufern aus Nationen wie Japan oder China gerechnet werden. Selbst so erfahrene Läufer wie der professionelle Yuri Omeltchenko aus der Ukraine oder die für Polen startende Monika Depta kamen heute nicht unter die notwendig Ersten 15.
Keine Probleme gab es erwartungsgemäß mit Schlangen. Viele wurden beim Training und sogar im Quartier gesichtet. Auch Elisa Dresen weiß bereits, wie japanische Schlangen aussehen. Auf der gestrigen Mannschaftsleitersitzung gab es unter einigen europäischen Nationen einige Verwirrung, als die Veranstalter ankündigten, dass ein Schlangenserum im Ernstfall erst aus dem entfernten Wettkampfzentrum zu holen sei. Der zeitliche Behandlungsspielraum liegt bei etwa 2 Stunden. Allerdings gab es noch nie Probleme mit Schlangen in Japan. Diese haben jedes Mal wesentlich mehr Angst als die schnellen Orientierungsläufer. Dagegen kämpfen auch die Deutschen ein wenig mit Erkältungserscheinungen, hervorgerufen durch die Wechsel zwischen zugigen, klimatisierten Einrichtungen und dem schwülen und heißem Klima. Aber das stellt auch kein großes Problem dar. Freuen wir uns morgen auf einen weiteren spannenden Wettkampftag bei der Langdistanzqualifikation. Läuferstimmen: Elisa Dresen: "Ich kam mit Karte und Gelände gut zurecht. Ein bis zwei vermeidbare Fehler unterliefen mir. Das lag wohl daran, dass ich irgendwie noch etwas müde war. Es könnte noch an der Zeitumstellung und dem unruhigen Schlaf bei dem schwülen Wetter liegen." In ihrem Vorlauf siegte die Topfavoritin Simone Niggli aus der Schweiz mit 2:19 min Vorsprung. Simone Niggli gewann vor drei Wochen auch das World Games Mitteldistanzrennen in Bottrop. Ingo Horst: "Ich kam gut durch. Mir fehlte nach der einwöchigen Schonfrist wegen meinem inzwischen therapierten Muskelfaserriss ein wenig die Kontrolle über mein Tempo. Ich dachte immer, ich bin zu langsam. So lief ich volles Rohr." Ingos Rückstand auf den Goldmedaillengewinner der World Games vor drei Wochen in Bottrop Thierry Gueorrgiou aus Frankreich entspricht mit 3:16 min den optimistischen Erwartungen. Anke Xylander: "Ein Zwei-Minuten Fehler 400 m vor dem Ziel raubte mir fast den Verstand. Jetzt bin ich wahnsinnig erleichtert, dass es trotzdem äußerst knapp zum Finale gereicht hat." Gunda Fischer: "Ich muss jetzt erst einmal in mich gehen und analysieren, wo ich die viele Zeit gelassen habe." Christian Teich: "Ich habe mein Programm ordentlich abgespult. Am drittletzten Posten, 400 Meter vor dem Ziel habe ich ewig, wohl zwei Minuten einen Posten auf einer Bergrippe gesucht. Ich bin zu weit oben herausgekommen und habe die Bäche nicht mehr zuordnen können." Es ist Christian Teichs erste WM-Teilnahme und er hat sich nicht unter Wert verkauft, so die Trainer einhellig. Axel Fischer: "Wie konnte mir das bloß passieren. Ich bin zum zweiten Posten eine Hügelkette viel zu weit gelaufen und habe dort bereits alles verloren."
Weltmeisterschaften in Aichi (Japan), 07.08.2005 Qualifikation Mitteldistanz, Tsukude Outdoor Centre in Suganuma (Die ersten 15 erreichen das Finale) Frauen, 3,4 km Luftlinie, 200 Höhenmeter, 13 Kontrollposten Vorlauf A 1. Simone Niggli (SUI) 0:25:45 7. Elisa Dresen (Bielefelder TG) 0:31:44 Vorlauf B 1. Martina Fritschy (SUI) 0:28:16 15. Esther Gil (ESP) 0:35:01 18. Gunda Fischer (OLV Weimar) 0:38:50 Vorlauf C 1. Minna Kauppi (FIN) 0:27:22 15. Anke Xylander (USV TU Dresden) 0:34:56 Männer, 3,8 km Luftlinie, 230 Höhenmeter, 15 Kontrollposten Vorlauf A 1. Anders Nordberg (NOR) 0:28:07 15. Tomas Diabaja (CZE) 0:32:07 17. Christian Teich (SSV Planeta Radebeul) 0:33:30 Vorlauf B 1. Thierry Gueorrgiou (FRA) 0:26:28 6. Ingo Horst (TV 1898 Alsbach) 0:29:44 Vorlauf C 1. Damien Renard (FRA) 0:28:52 15. Darren Ashmore (NZL) 0:34:01 22. Axel Fischer (Bielefelder TG) 0:40:42