26. April 2010
Bayern gewinnt den JLVK 2010!
Im niederbayerischen Deggendorf fand der diesjährige Jugend- und Juniorenländervergleichskampf der Landesturnverbände statt. In der Gesamtwertung nutzte Gastgeber Bayern die Gunst der Stunde und eroberte mit knappem Vorsprung erstmals den Gesamtsieg. Der auf Platz zwei verwiesene Titelverteidiger Sachsen betrieb mit dem knappen Gewinn der Jugendwertung immerhin Schadensbegrenzung. In der Juniorenwertung stand ebenfalls Bayern das erste Mal ganz oben. Der gastgebende SV Mietraching bot den rund 300 Jugendlichen und ihren Betreuern zwei Tage lang eine tolle und reibungslose OL-Veranstaltung bei bestem Sommerwetter.

Bereits vor dem Einzellauf am Samstag lag die spannende Frage in der Luft, ob die mit über 50 Nachwuchsläufern sehr große bayerische Mannschaft den Seriensieger Sachsen vom Thron der Gesamtwertung würde stoßen können. Den hatten die sächsischen Nachwuchs-Orientierer bislang nur ein Mal räumen müssen, als im Jahr 2002 das Team aus Hessen den Gesamtsieg erringen konnte. Der Einzellauf auf der Karte Muckenthal hatte es sowohl physisch als auch orientierungstechnisch in sich. Nach einem mehr als halbstündigen Anstieg zum Start ging es gleich in die Stein- und Felspartien rund um den Großbichelstein. während die längeren Bahnen auch bis zu den schwer belaufbaren Geröllfeldern der "Kanzel" kamen, ging es für die kürzeren Bahnen rasch in den diffizilen Schlussabschnitt. In der Hälfte der Klassen forderten Schmetterlinge und Schlaufen die Konzentration zusätzlich. In den beiden höchsten Kategorien, den Juniorenklassen, gab es klare Favoritensiege für Josephine Greiner (Bayern) und Bjarne Friedrichs (Niedersachsen). Als einziger Verband konnte Thüringen zwei Wertungskategorien für sich entscheiden, die weiteren Tagessieger kamen aus Berlin, Sachsen, Saarland, Hessen, Bayern und Niedersachsen. Bei der abendlichen Siegerehrung in der Deggendorfer Eissporthalle sorgte traditionell das Team aus Westfalen mit einer Einlage für Stimmung. Aber auch die gastgebende bayerische Mannschaft, die in Lederhosen und Dirndln einen volkstümlichen Tanz aufführte, erntete großen Applaus. Mit Spannung wurde die Verkündung der Länderwertung erwartet. Groß war dann der Jubel im bayerischen Lager, denn die Gastgeber lagen in allen drei Pokalwertungen in Führung. In der Jugend betrug allerdings der Vorsprung auf die sensationell starken Westfalen nur vier Punkte und auch die Sachsen lagen mit neun Punkten Rückstand noch in Reichweite. Bei den Junioren und in der Gesamtwertung war der Abstand bereits etwas größer.
Der Staffellauf am Sonntag versprach dennoch Spannung, denn die Mannschaft aus Sachsen hatte sich mit dem zweiten Platz noch nicht abgefunden und auch Westfalen und Niedersachsen rechneten sich ihrerseits noch Chancen auf den zweiten Gesamtplatz aus. Alle Kategorien starteten gemeinsam, dann folgte erst einmal ein harter Anstieg zum ersten Posten. Hier galt es gleich, dabei zu bleiben und dennoch nicht zu schnell anzugehen, um dann im diffzilen Gelände nicht wertvolle Minuten durch Orientierungsfehler zu verlieren. Auf dem Weg zum Sichtposten querten die meisten Kategorien den Zuschauerbereich, so dass die Teams ihre Läufer hautnah anfeuern konnten. Auch die zuschauerfreundliche Schlussschlaufe führte ausschließlich über die Wiesen beim Zielbereich, so dass die Läufer immer im Blick waren. Ansprechend kommentiert vom österreichischen Sprecher-Urgestein "Goggi", entwickelten sich in den meisten Kategorien heiße Kämpfe um die Platzierungen mit ständigen Positionswechseln. Niedersachsen und Westfalen mussten durch je einen Fehlstempel ihre Ambitionen nach vorne früh begraben, aber die stark laufenden Sachsen machten deutlich, dass sie noch etwas vorhatten an diesem Sonntag. Doch die bayerischen Teams hielten überwiegend sehr gut dagegen und auch die anderen Landesverbände mischten kräftig mit. Vor allem die Gäste vom Team WiN Österreich-Ost waren in einigen Kategorien sehr erfolgreich.
So deutete sich an, dass es in allen drei Wertungen richtig spannend werden würde. Bei der abschließenden Siegerehrung verlas Gesamtleiter Roland Vogl zunächst die Juniorenwertung. Hier konnte Bayern seinen Spitzenplatz vom Vortag behaupten mit sechs Punkten Vorsprung auf Sachsen. Groß war der Jubel auch bei den Westfalen für ihren dritten Platz beim "Auswärtsspiel". In der Jugendwertung schaffte es die Mannschaft aus Sachsen mit einer überzeugenden Staffelleistung, Bayern noch abzufangen und mit drei Punkten Vorsprung auf den zweiten Platz zu verweisen. Den dritten Platz holte sich die ebenfalls in der Staffel sehr starke Auswahl aus Niedersachsen, die als einziges Team an diesem Tag zwei Kategorien gewinnen konnte. In der Gesamtwertung lagen die Verbände aus Brandenburg, dem Saarland und Sachsen-Anhalt erwartungsgemäß auf den hinteren Rängen zwölf bis zehn. Schwaben, Baden, Berlin, Hessen und Thüringen holten sich mit großen Abständen zueinander die Plätze neun bis fünf. Im Duell um den dritten Platz schaffte es Niedersachsen, den Lokalrivalen Westfalen um einen einzigen Punkt auf Platz vier zu verweisen. Im Kampf um die Spitze schließlich behielt Bayern mit drei Punkten Vorsprung auf Sachsen die Oberhand und nahm unter allseits großem Jubel erstmals den Deutschland-Pokal entgegen. Von der Konkurrenz gab es viele Glückwünsche und große Anerkennung für diesen Pokalgewinn als Belohnung für die gute und nachhaltige Nachwuchsarbeit der letzten Jahre in Bayern. Der Aufwärtstrend des Teams erreichte damit nach Platz vier 2003 bis 2005, Platz drei 2006 und 2007, sowie Platz zwei 2008 und 2009 einen neuen Höhepunkt. Die Jugend- und Juniorenländervergleichskämpfe der nächsten Jahre versprechen nun große Spannung im Kampf um den Gesamsieg. Sachsen hat mit Bayern einen gleichwertigen Gegner erhalten und für nächstes Jahr schon die Revanche angekündigt. Aber auch Niedersachsen und Westfalen rücken näher an die Spitze heran und werden sicher in naher Zukunft in Schlagweite sein. So wird der JLVK auch mit Sicherheit weiterhin das bleiben, was er für den deutschen OL-Nachwuchs schon jetzt alljährlich ist: erster Saisonhöhepunkt des Jahres und absolutes Team-Highlight. Bericht: Ralph Körner Bilder: Walter Körner, Wolfgang Bauer
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