17. April 2014
Zweimal Weltcuppunkte für Deutschland auf der Langdistanz und chancenlos in der Staffel
Im Vorfeld der Langdistanz gab es ein bis dahin nie gesehenes Chaos bei einer internationalen Meisterschaft. Nach all den Problemen mit fehlenden und falschen Informationen in den letzten Tagen, nach Kartenfehlern, einem falsch stehenden Posten und einer Wettkampfannullierung, wähnte man die Organisatoren endlich auf dem Weg zur Normalität. Auch dank der Mithilfe von gestandenen ausländischen Eliteläufern wie z.B. Matthias Niggli, die eigentlich ihre Teams unterstützen wollten und sich jetzt auf einmal in der Rolle von Bahnkontrolleuren wiederfanden, lief das Mittelfinale sportlich fair ab. Doch dann platzte die nächste „Bombe“: Am Abend vor der EM über die Langdistanz stellte ein Organisator versehentlich bereits die Karte mit den Bahnen für den nächsten Tag online. Das verbreitete sich via Twitter und Facebook recht schnell unter fast allen Teams. Auch die deutsche Mannschaft sah die Bahn bereits am Tag vor dem Wettkampf. Eine ganz schwierige Situation natürlich für die Organisatoren, aber auch für die Wettkämpfer: Sie gingen am Abend mit der Unsicherheit ins Bett, ob am nächsten Tag überhaupt ein Lauf stattfinden würde und wenn ja wann. Erst nach Mitternacht gab es Gewissheit. Mit nur einer Stunde Verspätung würde der Lauf stattfinden. Auf der nunmehr bekannten Karte aber mit einer neuen Bahn.
Ein Kompliment geht an die Organisatoren, dass sie trotz des neuerlichen Missgeschicks einen fairen Wettkampf über die Langdistanz ausrichten konnten. Und ein weiteres Kompliment geht an die beiden deutschen Starter Sören Lösch und Bjarne Friedrichs, die sich durch die Umstände nicht aus der Ruhe bringen ließen und mental stark ihre Leistung abrufen konnten. Belohnt wurden beide mit den Plätzen 36 und 39 über die mehr als 20 km lange Bahn. Sich optimal auf den Wettkampf einzustellen, gelang so manchem Spitzenläufer in dieser Situation nicht. Ein Medaillenkandidat sagte vor dem Rennen: "Ich habe Schwierigkeiten heute wirklich alles zu geben, dieses Gold hätte nicht denselben Wert für mich." In einem anderen Team musste der Sportpsychologe zusammen mit den Aktiven Wege erarbeiten wie in dieser konkreten Situation Motivation und Konzentration über mehr als 90 Minuten hochgehalten werden können. Am Abschlusstag gab es dann die Staffel, die schon vor dem Start mit einer Kuriosität aufwartete. Da an einem Postenstandort auf der Karte nur ein Tälchen vermerkt war, in Realität aber zwei Tälchen existierten, wurde der Posten in einem der beiden Tälchen aufgestellt und von dem anderen Tälchen aus mit Trassierband die Route zum Postenschirm markiert. Den Läufern wurde diese Besonderheit über Durchsagen noch vor dem Start mitgeteilt. Das Staffelrennen selber war wieder einmal unglaublich spannend. Ständig wechselte die Führung, zahlreiche Teams durften sich Medaillenhoffnungen machen. Am Ende gab es bei den Herren einen Zweikampf zwischen Schweden und Tschechien, den die Skandinavier knapp für sich entschieden. Auf Platz drei kam Frankreich ein. Bei den Damen siegte die Schweiz mit ihrer Schlußläuferin Judith Wyder, die sich bereits ihr drittes EM-Gold in Portugal sicherte und damit bewies, dass die Eidgenossen keine Angst haben müssen vor der Lücke die Simone Niggli nach ihrem Rücktritt hinterließ. Auf den Plätzen folgten die nominell zweiten Teams aus Schweden und Russland.
Die deutschen Staffeln starteten mit den Geschwistern Lösch, da die gewohnten Startläufer Esther Doetsch und Christoph Brandt nicht an der EM teilnahmen. Insbesondere Susen machte ihre Sache sehr gut und wechselte mit etwa einer Minute Rückstand auf die Spitze. Wie zu erwarten, fiel danach die Staffel mit Sabine Rothaug und Anna Reinhardt zurück und belegte am Ende Rang 17. Das Herrenteam, das mit Bjarne Friedrichs auf Position zwei und Felix Späth als Schlußläufer lief wurde 21. in der Nationenwertung. Zu besseren Resultaten sind nach wie vor bessere Laufleistungen kombiniert mit sicherer Orientierung nötig. Als Resümee dieser EM bleibt festzuhalten, dass das kleine und in Teilen noch junge und unerfahrene deutsche Team in den Einzelläufen mit der sportlichen Qualifikation für sechs A-Finals die Erwartungen übertroffen hat. Und in den Finalentscheidungen gab es für unsere Läufer realistische Standortbestimmungen, die nun in das weitere Training einfließen werden.
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