20. Juni 2013
WM-Trainingslager in Vuokatti – und Jämsä-Jukola
Während der Anreise von Tampere mit dem Mietwagen durch halb Finnland schienen die Wälder links und rechts der Straße recht gleichförmig auszusehen. Vor Ort zeigte sich jedoch schnell die weite Spannbreite unterschiedlichster Waldbelaufbarkeitstypen, von offenen, sehr schnell belaufbaren Kiefernwäldern zu steinigen, schwer belaufbaren und für „weißer Wald“ recht dunklen Fichten- und Kiefernwäldern. Viel mehr als Kiefern, Fichten und ein paar Birken gibt es soweit nördlich nicht, es zählt eher der Untergrund. Wir wechselten täglich zwischen dem Langdistanz-relevanten offenen Wald, der nur durch flache Höhen und ein paar Sümpfe und Kahlschläge gekennzeichnet war, zu den ruppigen, von Moosen dick überwachsenen, steinigen Wäldern, in denen es auch ordentlich bergauf und bergab ging – relevant für Staffel und Mitteldistanz. Die Trainings wurden von Andreas und Jan sehr abwechslungsreich, technisch anspruchsvoll und mit gewohnter Professionalität vor- und aufbereitet.
Im zweiten Teil des TLs erreichten weitere Teams Vuokatti und wir konnten an den Qualifikationsläufen über die Mittel- und Langdistanz des österreichischen Teams teilnehmen und uns mit guter Konkurrenz messen. Es zeigte sich der Vorteil der gewonnenen neuen Erfahrungen ebenso wie Lücken im Ablauf der Wettkampfroutine, an denen wir in Einzel- und Teambesprechungen arbeiten konnten. Neben den Trainings blieb nicht viel Zeit für anderes, die meiste Zeit diente der Erholung und Aufarbeitung der Trainingseinheiten anhand der GPS-Daten. Am vorletzten Tag veranstalteten die Österreicher ein spannendes und für die Staffel gut vorbereitendes Massenstart-Jagdstart-Rennen zwischen ca. 40 Topathleten. Dank einem ausgeklügeltem Vorsprungssystem für die Damen wurde es am Ende um den Sieg noch spannend. Doch durch einen Fehler im letzten Drittel der Strecke verlor die führende Dame ihren Vorsprung und der amtierende Mitteldistanzweltmeister Edgars Bertuks (LAT) konnte die ausgelobte Prämie von 100,- € entgegennehmen. Wir hatten also während des TLs mehrfach die Chance, uns direkt mit anderen Nationen zu messen und am gleichen Tag bei einem gemeinsamen Grillabend auch Erfahrungen mit den anderen Athleten auszutauschen.
Zwei Tage später fuhren wir zum Abschluss zur Jukola, bei der die deutschen Herren je für ihre skandinavischen Vereine und die deutschen Damen mehrheitlich als „deutsches Damenteam“ an den Start gingen. Die „Venla“ – die Staffel der Damen – begann am Nachmittag mit einem grandiosen Startfeld, in dem sich (da dies der erste Start eines deutschen National-Damenteams war), Esther Doetsch erst mühselig nach vorn laufen musste. Der Wald war vergleichsweise einfach, sowohl lauf- als auch o-technisch. Erst im entfernteren Teil boten sich durch grüne Höhen mit vereinzelten Steinen schwierigere Passagen. Für die Herren in der Nacht bot sich natürlich ein etwas anderer Anblick und auch wirkten die autobahngleichen Spuren, die zu jedem Posten führten, nicht ganz so vereinfachend. Schwieriger war es, wenn besagte „Autobahnen“ durch langsamere Läufer blockiert wurden, was der Fall war, da die Jukola in Finnland sehr beliebt ist und auch gern das eine oder andere wenig OL-erfahrene Firmenteam an den Start geht. Zum Anschluss kann noch erwähnt werden, dass Christoph Brandt mit seinem norwegischen Verein IL Tyrving auf einen beeindruckenden fünften Platz kam. Bei diesen Spitzenteams gilt es mit den Augen auf der Karte in den schnellen Trams mitzuhalten und im richtigen Augenblick am eigenen Posten zu landen. Mit dem Gefühl einer guten physischen wie auch psychischen Vorbereitung auf die WM ging es am Sonntag zurück nach Deutschland bzw. Norwegen und Schweden. Es folgen knapp drei Wochen mit der letzten, individuellen Vorbereitung, bevor es am 4. Juli per Flug wieder nach Helsinki geht und es heißt „Tervetuloa valkoisten öiden maahan.”