19. Februar 2018
Umfrageergebnisse Orientierungslauf 2017
Bis zum 31. Dezember 2017 lief die Online-Umfrage zur aktuellen Situation des Orientierungslaufes in Deutschland. Das große Interesse an den Themen der Umfrage spiegelt sich nicht zuletzt auch an der vergleichsweise hohen Beteiligung wieder.
Insgesamt nahmen über 400 Orientierungssportlerinnen und -sportler teil, wobei der Hauptanteil auf den Altersbereich von 19 bis 64 Jahren entfällt. Dass Jugendliche im Alter bis 18 Jahren verglichen mit ihrem relativ hohen Anteil in der Bundesrangliste lediglich knapp 8 Prozent der Umfrageteilnehmer stellen, ist dabei nur ein kleiner Wermutstropfen. Dafür entsprechen sowohl die regionale Verteilung der Teilnehmer als auch der prozentuale Anteil der Geschlechter annähernd den realen Verhältnissen in Deutschland. Insofern können die Umfrageergebnisse nicht nur ein Wegweiser für die Zukunft sein. Aufgrund ihres repräsentativen Charakters (97 % der Befragten sind Mitglied in einem OL-Verein) lassen sich zahlreiche Handlungsempfehlungen sowohl für die tägliche Vereinsarbeit als auch für strategische Entscheidungen ableiten. Die Umfrage bestätigt einmal mehr, dass OL ein Familiensport ist. Ein Drittel aller Befragten hat in der Familie das erste Mal vom OL gehört und ein Viertel ist durch Freunde oder Bekannte zum OL gekommen. So verwundert es nicht, dass für die Teilnahme an Wettkämpfen Kriterien im Vordergrund stehen, die das gemeinsame Erlebnis in der Familie leichter machen. So beeinflussen eine geringe Entfernung zum Wettkampfort, ein günstiger Wettkampftermin und die Möglichkeit, sich mit Freunden zu treffen, am stärksten die Entscheidung für eine Wettkampfteilname.
Sport und insbesondere der Orientierungssport leben von Selbstorganisation. Einerseits nehmen 96 % der Umfrageteilnehmer jährlich mehr als 3 Mal an Wettkämpfen teil (wobei regionale Aktivitäten überwiegen) und andererseits geben 79 % der Befragten an, regelmäßig an der Organisation von Wettkämpfen und Trainings beteiligt zu sein. Das heißt, Orientierungslauf lebt davon, dass die Aktiven selbst den Wettkampfsport organisieren. Der Makel, dass man als Organisator selbst nicht teilnehmen kann, ist dabei allgemein akzeptiert. Das Organisationspotential als solches scheint aktuell dennoch begrenzt zu sein. Denn über die Hälfte gibt an, das derzeitige Engagement in ihrem Heimatverein nicht weiter steigern zu können. Die Beurteilung der Wettkampfsaison 2017 ergab nicht die nach manch heftiger Diskussion auf der Zielwiese vielleicht erwartete Ohrfeige für die Ausrichter. Im Gegenteil! Trotz unstrittig vorhandenem Verbesserungspotential wird die Qualität der Bundesveranstaltungen durchweg als gut eingeschätzt. Aus vielen zusätzlich eingegangenen Hinweisen lassen sich Aufträge für die Weiterentwicklung der bestehenden Wettkampfbestimmungen ableiten. So wurde z.B. angeregt, die Entscheidung über Rahmenangebote (Massenquartiere, Abendveranstaltung etc.) den ausrichtenden Vereinen zu überlassen, um somit die Hürden für die Bereitschaft zur Durchführung von Bundesveranstaltungen abzubauen und letztendlich die Bewerbersituation zu verbessern. In der Vereinsarbeit werden die größten Hemmnisse in der Bewältigung der Bürokratie wie z.B. in der Zusammenarbeit mit Ämtern gesehen. Dahingegen wird die finanzielle Lage für die Vereinsarbeit nur halb so kritisch eingeschätzt. Großes Potential für eine effektivere Arbeit und für mehr Zusammenhalt wird im Umfeld der internen Vereinskommunikation gesehen. Obwohl zugegebenermaßen die Strukturen der deutschen Sportlandschaft nicht einfach sind und insbesondere die Zuordnung des Orientierungssports zum Turnen nicht offenkundig ist, stimmt es dennoch ein bisschen bedenklich, dass jeder Sechste Umfrageteilnehmer nicht den Förderverein Orientierungslauf kennt. Immerhin hat dieser Verein, der sich seit nunmehr 25 Jahren in der OL-Szene engagiert, maßgeblichen Anteil an der Entwicklung des Orientierungslaufes in Deutschland. Positiv stimmt, dass mehr als 80 Prozent der OLer der Meinung sind, dass der Förderung der Nachwuchsarbeit und des Nationalteams mit seiner Vorbildwirkung für die Jugend eine besondere Bedeutung zukommt.
Seit 2014 bereichert ein weiterer Verein die Orientierungslauflandschaft. In Ergänzung zum Förderverein hat sich der Deutsche Orientierungssport-Verband, kurz DOSV, auf die Fahnen geschrieben, Dinge voranzubringen, die innerhalb des Deutschen Turner-Bundes (DTB) nur sehr schwer oder gar nicht umsetzbar sind. Vermutlich wissen nicht viele, dass weder die aktuelle noch die in Arbeit befindliche neue Homepage des deutschen Orientierungssportes nicht durch den DTB, sondern einzig und allein durch die oben genannten Vereine finanziert werden. Und dennoch lässt die Umfrage ein klares Votum erkennen, wofür finanzielle Einnahmen aus der Wettkampfabgabe und den Startpassgebühren eingesetzt werden sollen. Drei von Vier OLern möchten mit diesen Mitteln die Wettkampfqualität sichern und, was besonders erfreulich ist, den Nachwuchs fördern. Auf die Frage, wofür zusätzliche Mittel durch die beim DTB in Planung befindliche Erhöhung der Startrechtsgebühren verwendet werden sollen, zeichnet sich erneut die Nachwuchsförderung als klarer Favorit ab. Die Option, mit diesen Zusatzeinnahmen die Arbeit des DOSV zu finanzieren, wird immerhin von gut einem Drittel der OLer gewünscht. Demgegenüber votiert mit einem Prozent der Umfrageteilnehmer nur ein verschwindend kleiner Teil dafür, mit den Mitteln aus der Gebührenerhöhung die Finanzlöcher des DTB zu stopfen. Da eine Mehrheit von zwei Dritteln der deutschen OLer die durchgeführte Umfrage als sinnvoll erachtet, soll Ende 2018 erneut eine Umfrage gestartet werden. Auch mit dem Ziel, den Zustimmungsgrad weiter zu erhöhen, bittet die Redaktion hierfür um zahlreiche Anregungen und konstruktive Hinweise.
Mehr:
Ergebnisse Umfrage
Homepage Förderverein Orientierungslauf
Homepage DOSV