03. September 2011
Studie über die Situation des OLs in Deutschland
Die Sportart Orientierungslauf findet in Deutschland kaum Beachtung und taucht in den Medien so gut wie nie auf. Unter Berücksichtigung der Bundesrangliste 2010 und der Mitgliedszahlen der Vereine wird die Zahl der OLer auf ca. 3000 geschätzt. Eine Diplomarbeit über die Situation des Orientierungslaufs gibt einen detaillierten Überblick.
Zwar ist das methodisch-didaktische Know-how vorhanden, in die Sportart einzuführen und Anfänger sowie Fortgeschrittene zu schulen, öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen und Lehrgänge finden aber zu selten statt. Die Leitung der Sportart obliegt dem Technischen Komitee, das sich mit der Organisation von Aus- und Fortbildung, Wettkampf- und Kampfrichterwesen, Leistungs- und Nachwuchsförderung etc. beschäftigt. Die dort angesiedelten Positionen sind zum Teil jedoch nicht besetzt. Auch auf Landesebene mangelt es immer wieder an motivierten Personen, die Ämter wie den Landesfachwart oder den Landesjugendfachwart ausfüllen. Vermutlich resultiert dieser Umstand aus der geringen Zahl von Aktiven, aus der heraus diese Personen rekrutiert werden müssten. Um die skizzierte Situation des Orientierungslaufs in Deutschland zu verbessern, sollte zunächst der aktuelle Zustand genauer untersucht werden. In diesem Zusammenhang haben von Mai bis November 2010 Sandra Giertz und Pascal Eidmann im Rahmen ihrer Diplomarbeit mit einem Fragebogen Daten zum Orientierungslauf erhoben. Untersucht wurden die aktuelle Situation und das zukünftige Entwicklungspotenzial in Deutschland. Die Ergebnisse und Erkenntnisse der durchgeführten Fragebogenstudie, basierend auf dem Rücklauf von 416 ausgefüllten Fragebögen, sollen nun allen OLern frei zugänglich gemacht werden. Die Ergebnisse sind:
• OL wird fast ausschließlich im Rahmen von Vereinssport betrieben. • OL ist hauptsächlich ein Freizeitsport. • OL ist auch in den Formen Leistungs-, Gesundheits- und Abenteuersport vertreten. • Der deutsche OLer trainiert im Durchschnitt 3 Mal im Monat das Laufen mit Karte und Kompass und 8 Mal im Monat trainiert er seine Fitness durch reines Laufen. • Im Jahr nimmt der deutsche OLer an 20 Wettkämpfen teil. • Durchschnittlich gibt er im Jahr 915 Euro für seinen Sport aus. Das sind 240 Euro mehr als der Durchschnitt einer repräsentativen Stichprobe deutscher Bürger. • Der OLer betreibt in erster Regel seinen Sport, um in der Natur zu sein. • Besonders wichtig für ihn sind die auf ihn selbst bezogenen Motive: der Aufenthalt in der Natur, die Kopplung körperlicher und geistiger Belastung und der Spaß beim Ausüben der Sportart. • Eine geringere Bedeutung haben soziale und leistungsbezogene Motive für das Sporttreiben.Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse haben Sandra Giertz und Pascal Eidmann folgende Handlungsempfehlungen für die Verbreitung der Sportart entwickelt:
• Die Vereine müssen eine quantitativ höhere und qualitativ bessere Medienpräsenz schaffen, um ihren Sport einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. • Für die Nachwuchsgewinnung ist eine Kooperation zwischen Verein und Schule sinnvoll. • Multiplikatoren der Sportart müssen von professionellen Fachkräften ausgebildet werden. • Um eine Reformierung der Organisationsstrukturen zu bewirken, muss ein eigener Verband gegründet werden. Dafür bedarf es einer höheren Anzahl an kompetenten und motivierten Personen in der Verbandspolitik. • Das Image des OLs muss ein vermarktbares Bild erhalten. • Die Möglichkeiten der deutschen Bevölkerung, diesen Sport kennenzulernen, müssen insgesamt vielfältiger aufgestellt sein. • Hybridbildungen der Sportart mit andern Sportarten haben hohes Trendpotenzial. • Um die Frage der Umweltbelastung zu klären, muss eine wissenschaftliche Studie durchgeführt werden. Diese soll als Argumentationsgrundlage dienen, wenn die Sportart auf Kritik seitens der Umweltschützer stößt.Werden diese Punkte in der Praxis umgesetzt, besteht für den OL durchaus die Möglichkeit sich von einer Randsportart zu einer Trendsportart zu entwickeln. In der Arbeit der beiden Diplomsportwissenschaftler werden alle Analysen und Ergebnisse grafisch anschaulich dargestellt und detailliert beschrieben. Wer Interesse hat sich tiefer mit der Thematik zu beschäftigen, kann an dieser Stelle die Arbeit als PDF herunterladen. Für jeden, der sich für die Entwicklung der gesamten Sportlandschaft in Deutschland interessiert und mehr über die Studie wissen möchte, ist das Lesen der Arbeit sicherlich lohnenswert. Der gesamte Text ist so formuliert, dass jeder ihn verstehen kann - auch ohne größere sportwissenschaftliche Vorkenntnisse. An dieser Stelle wollen sich Sandra und Pascal bei allen OLern bedanken, die bereitwillig die Fragebögen ausgefüllt haben. Falls ihr eine Rückmeldung zu der Arbeit geben möchtet, könnt ihr diese gern an folgende eMail-Adresse richten: sgiertz@gmail.com.