26. April 2017
Simone Niggli-Luder: "Hier muss unbedingt wieder eine Weltmeisterschaft stattfinden“
Das erste Trainingslager nach ihrem Ausscheiden aus der schweizerischen Nationalmannschaft hat Simone Niggli-Luder nach Deutschland geführt. Im Interview auf orientierungslauf.de spricht die erfolgreichste Orientierungsläuferin aller Zeiten über ihre Pläne, ihr heutiges Leben als Trainerin und Organisatorin sowie über ihre Trainingswoche im Harz.
Der schweizierische Verein OL Norska hat vor mehr als einem Jahr begonnen, beim MTK Bad Harzburg ein einwöchiges Trainingslager zu planen. Jetzt sind rund 100 Vereinsmitglieder zusammengekommen, die eine Woche lang im Harz trainiert haben. Das berühmteste Vereinsmitglied dabei war Simone Niggli-Luder, die mit 23 Weltmeistertitel als eine der erfolgreichsten Sportlerinnen überhaupt gilt. Für ol.de stand die 39-Jährige im Interview Rede und Antwort.
ol.de: Wie gefällt es Dir im Harz? Simone: Ich bin sehr überrascht, welch tolle Gelände es hier gibt. Schon als wir mit dem Bus angereist sind, habe ich fasziniert die schönen Wälder gesehen. Viele Steine und Fichten, sehr nordisch. Aber auch im Vorharz die Laubwälder bringen gute Abwechslung. Es macht hier Spaß zu laufen. ol.de: Ist es Dein erstes Trainingslager in Deutschland? Simone: In der Nähe von Ravensburg habe ich mal eines zur Vorbreitung auf die WM 2009 in der Ukraine gemacht, aber das ist schon lange her. Insofern ist es für mich eine neue Entdeckung, dass Deutschland mit dem Harz so schöne Orientierungslauf-Gelände hat. ol.de: Wie ist Dein Verein auf den Harz gekommen? Simone: Viele aus unserem Verein haben an den Senioren-Weltmeisterschaften 2012 oder am Junior European Cup 2015 teilgenommen und waren so begeistert von dem Gelände. ol.de: Für die Orientierungsläufer ist Dein Besuch sehr bedeutsam. Siehst Du Dich als 23-fache Weltmeisterin im Kreise berühmter Sportler? Simone: Michael Phelps hat noch mehr Medaillen als ich geholt. 2003 bin ich das erste Mal in der Schweiz Sportlerin des Jahres geworden zusammen mit Roger Federer. Er war sehr nett, interessiert und kannte meinen Sport gut. ol.de: Im Harz ist Biathlon eine große Sportart. Kann man Deinen Besuch so vergleichen, als käme der 20-fache Weltmeister Ole Einar Bjørndalen zu einem Trainingslager hierher? Simone: Biathlon ist schon eine faszinierende Sportart. Das schaue ich mir immer gerne an. ol.de: Dann kennst Du auch den Clausthal-Zellerfelder Arnd Peiffer? Simone: Ja. Beim Biathlon fiebern sogar wir Schweizer mit den Deutschen mit. ol.de: Wusstest Du, dass Arnds Vater Karsten Peiffer als Leiter des Forstamtes Clausthal Euer Trainingslager hier überhaupt möglich gemacht und die Waldflächen zur Verfügung gestellt hat? Simone: Wirklich? Das habe ich nicht gewusst. Wie gesagt, Biathlon ist eine tolle Sportart, die ich oft mit Orientierungslauf vergleiche. Es ist eine tolle Kombination aus körperlicher und geistiger Leistung.
ol.de: Du bist 1999 Deine erste Weltmeisterschaft gelaufen und hast von 2001 bis zu Deinem Rücktritt aus der Nationalmannschaft 2013 Deine 23 Goldmedaillen gewonnen. Fehlt Dir da etwas? Simone: Das hier ist das erste Trainingslager seit meinem Karriereende und das erste mit meiner Familie. Ich bin gern unterwegs und merke, wie sehr ich dieses Trainingslager genieße. Es ist auch entspannt, denn es gibt genug andere Familien, so dass immer jemand die Kinder im Blick hat. ol.de: Werden Deine drei Kinder auch erfolgreiche Orientierungsläufer? Simone: Ich rede mit meinem Mann Zuhause viel über Orientierungslauf. Das kriegen die Kinder natürlich mit und sind auch von der Sportart infiziert, aber zwingen werden wir sie niemals. ol.de: Vergangenes Jahr warst Du zusammen mit Deinem Mann Matthias Niggli für die Organisation der Junioren-Weltmeisterschaften im Engadin verantwortlich. Was kommt als nächstes? Simone: Derzeit bin ich Betreuerin des schweizerischen Damen-B-Kaders. Und im Herbst richten wir das Weltcup-Finale in Grindelwald aus. ol.de: Hast Du noch eigene sportliche Ziele? Simone: Unser Verein OL Norska hat gerade ein Elite-Projekt gestartet. Dabei geht es darum, je ein Team bei der Venla und Jukola an den Start zu bringen. ol.de: Einige aus Deinem Verein reden schon von Siegchancen. Du hast die Venla ja schon mit Ulricehamns OK und OK Tisaren gewonnen. Aber kannst Du auch mit deinem schweizerischen Damenteam die Venla gewinnen? Simone: Unser Team hat schon Potenzial. Wir wollen vorne dabei sein. ol.de: Du konntest Dich ja nun schon etwas vorbereiten im Trainingslager. Die hiesigen Vereine mit SV Wissenschaft Quedlinburg, MTV Seesen und MTK Bad Harzburg haben Euch mehrere Wettkämpfe angeboten. Simone: Es war sehr nett, dass extra uns zuliebe diese Wettkämpfe organisiert wurden. ol.de: Und irgendwann kommst Du wieder in den Harz? Simone: Auf jeden Fall. Und die Wälder hier sind so schön, hier muss unbedingt wieder eine Weltmeisterschaft oder etwas ähnliches stattfinden. Auch sonst kann man hier toll wandern und mountainbiken. Da komme ich bestimmt noch mal wieder.
Mehr:
Wettkampf 1 im Trainingslager von OL Norska: 60. Kreismeisterschaften des SV Wissenschaft Quedlinburg
Wettkampf 2 im Trainingslager von OL Norska: Oster-Orientierungslauf des MTK Bad Harzburg
Wettkampf 3 im Trainingslager von OL Norska: 36. Nacht-OL des MTV Seesen