30. Januar 2008
Senioren-Weltmeisterschaften 2011 in Deutschland?
Deutschland steht wieder vor einem Orientierungslauf-Großereignis. Im Jahr 2011 könnten die Senioren-Weltmeisterschaften in der Bundesrepublik ausgetragen werden. Nach den Weltmeisterschaften 1970 und 1995 sowie die Junioren-Weltmeisterschaften 1991 kämen erstmals die „World Masters Orienteering Championships“ (WMOC) nach Deutschland. Als Austragungsort bewirbt sich Bad Harzburg um den vielleicht teilnehmerstärksten OL-Wettkampf, der in Deutschland organisiert werden würde.
Rechtzeitig vor Ablauf der Frist Ende Januar ist die Bewerbung beim Weltverband, der International Orienteering Federation (IOF), in Helsinki eingegangen. Die Tourismusregion Harz soll 2011 Gastgeber für mehrere tausend Orientierungsläufer aus aller Welt werden. Zentralort ist der Kurort Bad Harzburg. Der dort ansässige OL-Verein MTK Bad Harzburg hat das Vorhaben WMOC 2011 vor gut zweieinhalb Jahren angestoßen. Am Anfang stand die Idee des Vereins-Vorsitzenden Eike Bruns zum 125-jährigen Vereinsjubiläum des MTK im Jahr 2011 etwas Besonderes zu machen: Eine nicht ganz alltäglich OL-Veranstaltung. Erste Gespräche mit dem TK-Vorsitzenden Hans Breckle im Sommer 2005 zeigten schon bald, wohin der Weg führen sollte: Deutschland war noch nie Ausrichter einer Senioren-WM. Das soll sich ändern. Einige Vorgespräche und Überlegungen später war klar, dass eine solche Veranstaltung eine äußerst professionelle Vorbereitung benötigt. Aus dem Verein bildeten sich Spezialisten heraus. Allen voran steht Marketing- und Management-Fachmann André Kwiatkowski, der die Präsidentschaft des Organisationskomitees übernommen hat, das für die Ausrichtung der WMOC nötig ist. Um sich herum hat Kwiatkowski ein zehnköpfiges OK gebildet, das aus Fachkräften aus der ganzen deutschen OL-Szene und darüber hinaus besteht, denn ein Verein alleine kann und soll die Ressourcen für die Organisation nicht abdecken. So finden sich im OK und dessen erweiterten Bereich unter anderem Spezialisten wieder wie Stephan Schliebener für die Kartenaufnahme, Tim Schröder für den IT-Bereich, Bundestrainer Bjørn Axel Gran (mit seinen Erfahrungen als Ausrichter der WMOC 2004), Christian Gieseler für die Trail-O-Rahmenwettbewerbe und Dr. Martin Nolte für die juristische Beratung. Weitere Fachbereiche wie Marketing und Tourismus wurden an OL-externe Fachkräfte vergeben. Gerade Tourismus spielt bei der WMOC eine ganz entscheidende Rolle. Schließlich gilt es, mehrere tausend Teilnehmer rund zehn Tage lang in einer Region unterbringen und ihnen entsprechende Freizeitangebote anbieten zu können. Und hier stieß die Idee der WMOC in der Harz-Region auf offene Ohren. Die Unterstützung der Tourismus-Verbände ist gegeben – und auch notwendig, denn OLer zwischen 35 und 90, die mehr als eine Woche lang zur WMOC kommen, wollen nicht nur tolle OL-Wettkämpfe, sondern auch die Gegend, in der sie ausgerichtet werden, erleben. Und da der Harz mit seinen ausgedehnten, wildromantischen Waldflächen viel Natur und mit seiner bedeutenden – gerade mittelalterlichen – Geschichte viel Kultur zu bieten hat, lautet auch das Motto der WMOC: „Sport, Natur und Kultur verbindet.“ Seitdem das OK im Jahr 2006 anfing, nach und nach Gesicht anzunehmen, galt es viel zu tun. In mehreren Arbeitssitzungen wurde das Grundkonzept der WMOC erarbeitet und schließlich die Bewerbung ausgearbeitet. Nebenbei galt es, viele Kontakte mit Verbänden und Organisationen zu pflegen – letztlich musste einiges an Lobbyarbeitet geleistet werden. Gespräche mit der IOF dem DTB, Sportorganisationen auf Landesebene, Forst- und Kommunalbehörden und vielen anderen mehr waren nötig. Und fast immer war die Resonanz auf Anhieb positiv, so dass nur ganz wenige Klippen umschifft werden mussten. So brachte zum Beispiel das TK aus Versehen beinahe die Bewerbung zum Kippen, als es kurzerhand eine Wettkampfabgabe von zehn Euro pro Teilnehmer forderte. Da jedoch die IOF als der Verband, der die WMOC vergibt, laut Statuten zwanzig Euro Wettkampfabgabe einfordert, wäre eine Abgabe bei möglichen 5000 Teilnehmern von dann zusammengerechnet 150.000 Euro niemals finanzierbar gewesen und das Projekt WMOC 2011 gestorben. Jetzt will das TK, das am 6. Dezember 2007 die Bewerbung genehmigt hat, das Angebot des Organisationskomitees annehmen und sich im ersten Halbjahr 2008 noch einmal tiefer in das vom OK aufgestellte Konzept einarbeiten lassen. Wie überhaupt die Resonanz in der deutschen OL-Gemeinde auf die Bewerbung bisher sehr positiv war. Eine Tatsache, die im Hinblick auf 2011 sehr wertvoll ist. Schließlich sollen die WMOC ein Ereignis werden, bei denen alle OLer des Gastgeberlandes – ob als Teilnehmer, Zuschauer oder Helfer – ihren Spaß haben sollen. Das Paket, das das OK bisher geschnürt hat, verspricht jedenfalls einiges. Vom Sonnabend, 25. Juni, bis Sonntag, 3. Juli 2011 (oder Sonnabend, 2. Juli, bis Sonntag, 10. Juli), werden den IOF-Anforderungen entsprechend fünf Wettkämpfe angeboten: Sprint-Vorlauf und -Finale, zwei Langdistanz-Vorläufe und ein -Finale. Hinzu kommen offene Läufe für die jüngeren Altersklassen und ein reichhaltiges Freizeitangebot. Wettkampfzentrum ist in Bad Harzburg der von den Deutschen Meisterschaften 2003 bekannte Sportpark an der Rennbahn, wo eine Zeltstadt zu vielen Aktivitäten einladen soll. Alle Wettkämpfe finden im Umkreis von maximal 25 Kilometern statt. Drei OL-Karten sollen neu entstehen, zwei teilweise dann knapp 30 Jahre alte Karten werden neu aufgelegt. Das OK nimmt als Berechnungsgrundlage 4000 Teilnehmer, aufgrund der zentralen Lage Deutschlands und der zentralen Lage in Deutschland könnten es aber auch 5000 Teilnehmer werden. Nun nimmt das Bewerbungsverfahren seinen Lauf. Das OK hat sich bestens gerüstet. Neben der von der IOF geforderten Standard-Bewerbung hat es eine zwölfseitige Präsentation eingereicht, die fachkundig von Wilf Holloway ins Englische übersetzt wurde. Grafikdesign-Spezialist Professor Eberhard Högerle von der Fachhochschule Harz in Wernigerode zeichnet verantwortlich für das offizielle Logo der WMOC 2011. An der selben Fachhochschule entsteht unter Leitung von Professor Martin Kreyßig zudem ein Bewerbungsfilm, der für die WMOC 2011 in Deutschland werben soll. Vorbereitungen, die nötig sind, um die IOF für die Vergabe der Wettkämpfe in den Harz zu überzeugen. Schließlich stehen mit Bulgarien, Lettland und vor allen Dingen Schweden harte Konkurrenten um das Rennen um die WMOC 2011 am Start. Die Entscheidung fällt schließlich am 18. Juli 2008 im Rahmen der WM im tschechischen Olomouc. Dann wird nicht nur das OK, für das nun Reisen wie zum Beispiel zur WMOC 2008 in Portugal Pflichttermine sind, vor Ort sein. Auch eine Delegation von Kommunalpolitikern hat bereits Interesse bekundet, der Entscheidung beizuwohnen. Sollte Deutschland die WMOC 2011 nicht bekommen, bleibt die Bewerbung mit dem MTK als hauptausrichtenden Verein für 2012 bestehen.