25. August 2011
Grand Prix Polonia
Sechs Starter aus deutschen Landen nahmen am diesjährigen Grand Prix Polonia, am Südrand von Jelenia Gora (Hirschberg) teil. Herzlich wenig, obwohl der Wettkampf vom 12. – 14. August so knapp hinter der Grenze ausgetragen wurde. Dabei war es dort, wo die steilen Nordhänge des Riesengebirges mit seinen Felsen und Steinfeldern liegen, international recht lebhaft, tummelten sich doch knapp 500 Teilnehmer beim Wettkampf. Neben den vielen polnischen Starterinnen und Startern sah man außer uns sechs Deutschen auch OL\\´er aus Russland, Tschechien, der Ukraine und Belarus am Start.
Für die Polen war dieser Drei-Etappen-OL zugleich ein nationaler Ranglisten-OL mit der Einstufung 1,5 und damit ähnlich wie die 110 \\´ner - Wertung bei der DPT - also die 2.Wertungskategorie. Wer von den Polen also ganz vorn sein will, muss sich eben zu diesen Spitzenläufen begeben. Zwei der drei Wettbewerbe waren recht hart. Allein vom Geläuf her, z.B. die H 60 mit 3,7 km und 230 bzw. 275 angegebenen Höhenmetern und natürlich noch einige mehr dann sehr steil hinab. Speziell für uns „Flachlandtiroler“ natürlich eine echte Herausforderung! Als Entschädigung war dann Etappe 2 wesentlich angenehmer: ein Sprint durch die Altstadt von Jelenia Gora. Etappe 1, gestartet als Langstrecke am sonnabendlichen späten Vormittag, bescherte neben Sonnenschein eigentlich richtige Mittelstreckenanforderungen, die vom orientierungstechnischen Wert den besten BRL zur Ehre gereicht hätten. Erschwerend hatten unsere polnischen OL-Freunde das ganze Gelände - wie bereits erwähnt - mit felsigem Unterboden und fast allen Postenstandorten voll in den Hanglagen ausgestattet sowie die Posten dann auch mitten hinein in mehr oder weniger große Steinfelder oder Felsgruppen gelegt. Natürlich alles im Maßstab 1: 10000, was eigentlich auch machbar war. Unser anfängliches Erstaunen über die recht kurzen Bahnen verwandelte sich denn auch schon nach wenigen OL-Metern in Begreifen der Gedanken des Bahnlegers - 1,8 km Warmlaufen zum Start, 80 m bergauf. Die Höhenmeter kamen dann natürlich bergab beim OL hinzu.

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Am besten zurecht kam die im polnischen Lodz derzeit ihr soziales Jahr absolvierende Anna Reinhardt (TU Dresden) mit Rang 2 in der D 20, Kilian Joerg (H 21) und ich (H 60) wurden je Fünfte. Lauf Nummer zwei ging dann durch das Zentrum und einen Teils des Fußgängerboulevards der restaurierten Altstadt von Jelenia Gora. Ein Stadtsprint wieder vom Feinsten - durch Unterführungen, kreuz und quer und immer im Fokus diverser Zuschauer – nur die Anfeuerungsrufe auf Polnisch nutzten uns wenig. Auch der nicht nur zu dieser Etappe unentwegt kommentierende Sprecher ließ seine ausländischen Gäste im Unklaren, was es da alles zu erzählen gab - weder Russisch noch Englisch war zu vernehmen, geschweige denn Deutsch. Bei diesem Wettbewerb, der aus meiner Sicht den besten deutschen Stadtsprints der letzten Jahre (Regensburg, Meißen, Bautzen) durchaus ebenbürtig war, konnten wir paar Deutschen den etwas verlorenen Boden aus Etappe Eins dann auch dank unserer anwesenden diversen Parktourroutiniers aufholen. Etappe drei am Sonntagmorgen dann mit fast den gleichen Bahnparametern wie Etappe 1 – nur ein klein wenig steiler. Bei mir also statt vorher schon schlimmen 230 Höhenmetern nun 275. Und da ja freundlicherweise und mit offensichtlich vorhandener Tendenz zur Beachtung der Menschenrechtscharta die Bahnleger wohl etwas mitfühlten, durfte jeder zum Start schon mal wieder so knapp 120 Meter auf 1100 m Entfernung erklimmen – die dann, wie schon am Tag Eins, bergab hinzukamen.
Der Start erfolgte als Jagdstart bis 60 Minuten, danach dann im Minutenintervall. Anna ging mit knapp 2,5 Minuten als Zweite auf Verfolgungsjagd, fand quasi auf halber Strecke ihre Vorläuferin, die wiederum die Gefahr erkannte und so jagten sich dann beide Mädels wortwörtlich bis ins Ziel hinein. Eine einzige Sekunde trennte Anna vom Sieg - ein packendes Duell bis zum Schluss. Das ist natürlich OL in Hochglanz! Kilian und ich starteten dann jeweils als Fünfte. Er kam dann knapp nach Rang vier trotzdem wieder als Fünfter aus dem Wald. Mich überholten in ebendiesen Hängen dann drei der offensichtlich dazu ausgebildeten „Gebirgsjäger“, aber mein 8.Platz erfreute mich allemal, denn ich konnte fehlerfrei (wohl auch „dank“ meiner Langsamkeit) durchkommen. Alles in allem wieder ein interessantes Wochenende und das Gefühl, dass man sich dortzulande über unsere Anwesenheit wirklich gefreut hat. Noch anzumerken wären zwei Nebensächlichkeiten: Die Veranstalter vom „Paulinium“ Jelenia Gora waren immer und zu allen freundliche und aufmerksame Gastgeber. Man fühlte sich trotz der Sprachbarrieren wohl. Die andere Nebensache ist, dass die Sprachbarrieren zwar hinderlich sind, aber wir immer wieder zu Gesprächen und auch, speziell in der Unterkunft im Schulinternat von unseren diversen Nachbarn aus Polen, Tschechien, Ukraine, Belarus oder Russland auch zum gemeinsamen Essen eingeladen wurden. Auch bleibt die Erkenntnis, dass, wenn gar keine Wörter mehr helfen, Verständigung mit viel Gaudi möglich ist.