24. Mai 2002
Emit verursacht Eklat bei Tio-Mila
Das norwegische Auswertungssystem Emit hat bei der diesjährigen Tio-Mila für einen handfesten Eklat gesorgt. Weder bei den Junioren, noch in der Damen- und in der Herrenklasse gab es eine reguläre Ergebnisliste. Bei der unter widrigsten Witterungsbedingungen ausgetragenen Tradiotionsstaffel ging der Sieg sowohl bei den Damen als auch bei den Herren an den norwegischen Klub Halden SK.
Eine Verkettung unglücklicher Umstände, verursacht durch Emit aber auch durch die Ausrichter, sorgte dafür, dass die Auswertung bei der zu den größten schwedischen Sportveranstaltungen gehörenden Orientierungslauf-Staffel kollabierte. In den vorangegangen Jahren wurden pro Team zwei Emit-Chips ausgehändigt, die von Läufer zu Läufer weitergegeben wurden, so dass die Läufer einer Staffel auf den Strecken 1, 3, 5, ... mit dem einen und die Läufer auf den geraden Strecken mit dem anderen Chip gelaufen sind. In diesem Jahr entschieden sich Emit und das davon unabhängige Organisations-Team der Ausrichter aber dafür, dass die Läufer erst beim Eintritt in die Wechselzone ihren Chip von den Ausrichtern ausgehändigt bekommen und dieser elektronisch über die Startnummer dem Läufer zugeordnet werden sollte.
Hier entstand der erste Fehler. Bei der zuerst gestarteten Juniorenstaffel drängten rund 300 Startläufer zur Chipausgabe am Startplatz. Die Ausrichter kamen gegen den Ansturm nicht an und in Folge dessen brach das System der Zuordnung von Startnummern und Emit-Chips zusammen. Zahlreiche Staffeln wurden zunächst disqualifiziert, obwohl sie korrekt gelaufen waren. Die Aufarbeitung und Korrektur der aufgrund falsch zugeordneter Chips fehlerhaften Ergebnisse nahm erhebliche Zeit in Anspruch. Da viele Chips zur Kontrolle einbehalten werden mussten, um die Ergebnisse zu korrigieren, mangelte es in der Folge deutlich an Chips. Dieses um so mehr, da unmittelbar im Anschluss an die den Juniorenwettkampf der Start der Damenstaffeln anstand. Hier entstand der zweite Fehler: Emit hatte noch 500 Chips eines neuen Prototyps vorrätig, die eigentlich erst vier Tage später bei einem Wettkampf in Växjö ausprobiert werden sollten. Diese Chips waren allerdings nicht wasserfest. Dabei regnete es während der Tio-Mila unablässig, weswegen sich zum Beispiel die Zielwiese in eine wahre Schlammwüste verwandelte (wofür sich die Ausrichter ebenfalls Kritik einhandelten). Folgerichtig fielen viele der neuen Chips aus. Fatalerweise ließen sich die Prototypen rein äußerlich nicht von den älteren Emit-Chips unterscheiden, wie auch viele der Backup-Zettel in der Rückseite der Chips, die eine Elektronik unabhängige Kontrolle der korrekt gestempelten Posten gewährleisten sollen, durch das feuchte, schlammige Wetter im Wald den Läufern verloren gingen. So entstand in der Auswertung zusätzlich zu dem Problem, dass die Chip-Zuordnung nicht stimmte, was bis in die Herrenstaffel nicht behoben werden konnte, auch das Problem, dass fehlerhafte Chips im Umlauf waren.
Erschwerend kam hinzu, dass aufgrund der widrigen Witterung und der chaotischen Verhältnisse im Zielgebiet sechs Mal (!) die Stromversorgung zusammenbrach und ein Rechner gar ganz ausfiel. Für sich genommen, kein Problem, dass den Wettkampf gefährdet hätte, in der gegebenen Situation aber waren das schwerwiegende Ausfälle. Bis zum Einsatz der neuen Prototyp-Chips stand die Überlegung aus, den Wettkampf abzubrechen. Die Organisatoren entschieden sich aber dann dagegen und können schließlich bis heute keine korrekten Ergebnisse liefern. Es dauerte eine Woche, bevor überhaupt eine Ergebnisliste veröffentlich werden konnte. Es gilt zwar absolut gesichert, dass Halden SK einen glatten Doppelsieg bei der diesjährigen Tio-Mila davongetragen hat, ab Platz 30 können aber in keiner Kategorie die weiteren Ergebnisse absolut einwandfrei nachgewiesen werden. Daher wurde den Teilnehmern eine Einspruchsfrist eingeräumt, um mögliche Bedenken gegen die veröffentlichen Ergebnisse zu äußern. Laut der schwedischen OL-Fachzeitschrift Skogssport übernimmt Emit für das Fiasko die Verantwortung, gibt den Ausrichtern aufgrund des Eingangsfehlers bei der Zuordnung von Chips und Läufern im Startbereich aber auch eine Mitschuld. Die Ausrichter hingegen suchen die volle Verantwortung bei Emit. Das norwegische Unternehmen gelobt indes, sollte der Vertrag für das Auswertungssystem bei der Tio-Mila weitergeführt werden, dass es sein Bestreben sein müsse, nach der Panne in diesem Jahr bei der nächsten Tio-Mila 2003 das Auswertungssystem in einer perfekten Art und Weise aufzuziehen, die ihresgleichen suchen und für das technische Versagen dieses Jahr entschädigen soll. Fest steht jedenfalls, dass es sich bei diesem Zwischenfall um die wohl schwerwiegendste Panne seit der Einführung elektronischer Auswertungssysteme im Orientierungslauf handeln dürfte.