31. Juli 2006
Die deutsche OL-Elite hautnah, Teil 3: Karin Schmalfeld
Direkt vor der offiziellen Eröffnung der Weltmeisterschaften in Dänemark, möchten wir Euch das deutsche Aushängeschild für Elite-Orientierungslauf näher bringen. Karin ist seit mehreren Jahren international eine feste Größe. Erst am Anfang dieser Saison, bei der Europameisterschaft in Estland, bewies sie mit ihren drei Top10 Platzierungen, dass sie uns bei der WM in Dänemark sicherlich mit der ein oder anderen Topplatzierung erfreuen wird. Viel Spaß beim Lesen!
Hallo Karin, auch wenn du sicherlich dem Grossteil bekannt bist, stell dich doch noch mal kurz vor. Ich laufe seit 1987 für den BSV Halle Ammendorf und starte international für den Leksands OK (Schweden). Ich bin 30 Jahre alt, wohne in Bielefeld und arbeite als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Paderborn. Nach all deinen Elite-Jahren, wo liegt eigentlich der Ursprung, wie kamst du zum Orientierungslauf? In meiner Verwandtschaft wurde Orientierungslauf schon lange intensiv betrieben, überzeugt hat mich jedoch eine Schulkameradin und vor allen Dingen der erste Selbstversuch im Leipziger Auenwald, bei dem ich einige Stunden unterwegs war. Meinen ersten Erfolg erzielte ich in Quedlinburg an der Rosenburg. Es war erst mein vierter Wettkampf. In Sachsen-Anhalt gehen ja so einige Gerüchte rum, dass du damals mit deinem Bruder Egbert und dem jungen Hallenser Andreas Quandt Intervalle und Tempoläufe trainiert hast. Denkst du, dass es dir später geholfen hat und dass deine läuferischen Fähigkeiten durch das Training mit den Jungs gestärkt wurden? Also was ich definitiv sagen kann, es hat mich immer zum Lauftraining motiviert, mit den Beiden zu trainieren, weil es alleine einfach auch weniger Spaß macht. Wenn ich jetzt intensiver nachdenke, stimmt es schon, dass ich mit meinem Bruder immer ein kleines Heft mit Zwischenzeiten geführt habe und wir bei jeder (wirklich jeder) Trainingseinheit unsere Bestzeiten knacken wollten. Jedoch war ich da wirklich noch sehr jung. Aber ansonsten habe ich nicht mehr Intervalltraining gemacht als notwendig
Nun stehen ja die Finalläufe auf dem Programm. Wie hast du dich auf die diesjährigen Weltmeisterschaften vorbereitet und könnten wir einen kleinen Einblick in deine gesteckten Ziele bekommen? Eigentlich war da nicht viel Besonderes: Das Wintertraining war wie immer so umfangreich wie möglich, die EM nahm ich als gute, harte Wettkampfwoche und die spezifische Vorbereitung kam dann erst kurz vorher im Trainingslager. Anders war es in diesem Jahr allerdings schon, weil ich durch die Arbeit viel weniger Zeit, Kraft und freien Kopf für das Training hatte. Jedoch habe ich alles versucht, um gut vorbereitet bei der WM anzutreten. Und da sind wir auch schon bei den Zielen. In der Regel setze ich mir keine Platzierungen zum Ziel. Ein guter Lauf ist dann erreicht, wenn ich Spaß an der Bahn hatte, mein Tempo und die O-Technik umsetzen konnte. Wenn mir das gelingen sollte....werden wir sehen. Bei der diesjährigen WM bist du eine der wenigen Damen, die ein volles Programm laufen wird. Welche Disziplin liegt dir am besten und welche magst du eher weniger? Gut gelaufen bin ich bisher schon auf jeder Distanz. Dabei liebe ich „Lang“ eigentlich am meisten, aber die schönsten Strecken gab es bei den letzten WMs eigentlich eher auf der Mitteldistanz. Wie sieht eine normale Trainingswoche bei dir aus? Ich trainiere in einem 4 Wochen-Zyklus. Die ersten drei Wochen verlaufen mit ansteigender Belastung und die letzte Woche gilt der Regeneration. In einer harten Woche trainiere ich jeden Tag und in der Regenerationswoche ca. 4 mal. Orientierungslauf ist in Deutschland eher eine Randsportart, doch wie könntest du dir vorstellen, mehr Menschen in deiner Umgebung für den OL zu werben? Ich glaube, dass man die meisten Leute nur erreichen kann, wenn sie bei der Sportart mitfiebern können. Daher denke ich, dass man durch Erfolg auch einfacher Medienpräsenz erzielen kann. Bestes Beispiel waren die World Games letztes Jahr in Duisburg/Bottrop. Man hört von vielen Leuten immer wieder, warum Karin eigentlich nicht für einen Verein in der Bielefelder Umgebung läuft, sondern immer noch für BSV Halle Ammendorf. Gib doch mal eine kurze knappe Erklärung, damit auch diese ewig währende Frage beantwortet wäre. Ich hänge sehr an meinem Heimatverein und vor allen Dingen an Renate Schrei, die mich von Beginn an immer unterstützt hat. Ein Grund zu wechseln wäre die Möglichkeit, Staffel zu laufen. Doch seit einigen Jahren laufe ich nun international für meinen schwedischen Verein und es ist wirklich genial, die großen skandinavischen Staffeln zu laufen. Allerdings würde ich mich sehr freuen, wenn es für Deutschland ein Startrecht für Frauen in Männerstaffeln geben würde, dann würde ich auch gerne mit den Ammendorfer Jungs Staffel laufen.
Jetzt noch einige Stichwortfragen: Daumenkompass (r/l) oder Plattenkompass ? Daumen Tiomila oder Jukola? Tiomila Reis oder Nudeln? Nudeln Ein Zitat deiner Wahl? „Von Post zu Post raportieren!“ (Björn Axel Gran) Welchen OL-Schuh trägst du? OLway Tiger Technischer- oder „Heizer“-Wald? Mischung. In Führung liegen oder Aufholen? Aufholen OL steht persönlich für dich für: Laufen in den schönsten Landschaften Europas. Ich danke dir für das wirklich interessante Interview und wünsche dir erfolgreiche Weltmeisterschaften 2006. Als Abschluss hast du noch das freie Wort: OL intensiv zu betreiben, ist ohne Unterstützung nicht möglich. Ich habe in dieser Hinsicht ein ideales Umfeld, da Björn mich fast bei jeder Trainingseinheit begleitet und Erich Montag und Peter Gehrmann, die kreativen Köpfe der ASG Teutoburger Wald, Trainingseinheiten für uns organisieren. Ich weiß das sehr zu schätzen und daher möchte ich an dieser Stelle Danke sagen. Das Interview führte Torben Wendler Anregungen und Kritik an : hskdancer@gmail.com
Mehr:
Karin Schmalfeld - Portrait Orientierungslauf.de
Leksands OK
Weltmeisterschaften 2006 in Dänemark