05. Oktober 2022
Auch die Spätform stimmt

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Mit mehreren Läufen in die Weltcuppunkte konnte sich das deutsche Team über ein gelungenes Weltcupfinale in Davos freuen. Über die Mitteldistanz erreichte Hanna Müller Platz 31, Bojan Blumenstein wurde 32. Auf der Langdistanz kämpfte Ole Hennseler sich zu einem 30. Platz, Bojan war wiederum nur knapp dahinter auf Platz 33.
Mitteldistanz
Die beiden deutschen StarterInnen, die mit ihren Staffelläufen trotz dem guten Teamergebnis vermutlich am unzufriedensten waren, zeigten gleich am nächsten Mittag, dass sie es besser können. Bei den Damen lief Hanna Müller zu Platz 31. Bei der Staffel noch durch einen größeren Fehler zum ersten Posten von Beginn an in der Defensive, konnte sie ihre Erfahrung in schweizerischem Alpengelände in ein Topergebnis ummünzen. Bis auf einige kleinere Unsicherheiten unter anderem auf den langen Routen und einer „bisschen unnötigen Kletteraktion im Steinfeld zur 6“, die sich aber alle auf unter 30 Sekunden Zeitverlust beliefen, kam sie technisch sicher über die Strecke. Gegen Ende wurde sie noch von der Finnin Siiri Silvennoinen aufgelaufen. Auf den letzten Posten konnten beide gemeinsam so nocheinmal Tempo machen und sich im Ziel auf den zwischenzeitlich ersten und zweiten Platz setzen. Am Ende hatte sie 7:49 Minuten Rückstand auf Siegerin Tove Alexandersson (SWE).
Mit Platz 32 zeigte sich auch Bojan Blumenstein sehr zufrieden. Er hatte einen guten Flow und behielt die Kontrolle über seinen Lauf von Start bis Ziel. Dabei genoß er auch das Gelände: „[Es] hat Spaß gemacht!“, gab er zu Protokoll. Auf den norwegischen Sieger Kasper Fosser hatte Bojan am Ende 4:38 Minuten Rückstand. Wie eng das Rennen dort ist, zeigt auch die Tatsache, dass zwischen Platz 27 und 39 lediglich 36 Sekunden Abstand waren. So verpasste Erik Döhler als 44. (+5:34) die Weltcuppunkte knapp. Ihm fehlten 28 Sekunden auf den 40. Platz. Auch wenn er so knapp an den Weltcuppunkten vorbeischrammte, war er mit seinem Lauf zufrieden. Physisch lief es auch bei ihm gut, technisch konnte er in weiten Teilen sein Können abrufen. Zwei kleine Fehler am Anfang und eine dreißigsekündige Ungenauigkeit am Ende kosteten ihn allerdings jene angepeilten Weltcuppunkte.
Das Damenrennen wurde wiedereinmal von der Schwedin Tove Alexandersson dominiert. Sie gewann in einer Zeit von 32:37 Minuten. Die einzige Konkurrentin, die halbwegs in ihre Nähe kommen konnte, war die Norwegerin Andrine Benjaminsen mit einer halben Minute Rückstand. Eine weitere Schwedin komplettierte in Lisa Risby (+1:38 Minuten) das Podest, das damit vollständig in skandinavischer Hand war – keine Selbstverständlichkeit in dem doch recht speziellen Gelände der Südostschweiz. Vierzehn Sekunden hinter ihrer Teamkollegin lief Sara Hagström auf Platz 4, das Podest wurde von den Schweizerinnen Simona Aebersold (+1:59) und Marion Aebi (+2:28) komplettiert. Vor allem die sechsplatzierte Aebi konnte mit ihrem Lauf zeigen, dass auch sie inzwischen zur internationalen Spitze gehört. In solche Sphären war sie bisher nicht vorgedrungen.
Auch der Sieg bei den Herren barg keine Überraschung. Der Norweger Kasper Fosser sicherte sich die Bestzeit in 34:07 Minuten. Er hatte fünfzig Sekunden Vorsprung, um die folgenden Plätze entbrannte ein Kampf um Sekunden. Diesen entschied Albin Ridefelt (SWE) für sich, eine Sekunde vor Daniel Hubmann (SUI) und sieben Sekunden vor Olli Ojanaho (FIN). Es folgten die Brüder Emil (+1:27) und Viktor Svensk (+1:29). Lediglich zwei Sekunden trennten die beiden Schweden.
Langdistanz
Seine bisher beste Weltcupplatzierung sicherte sich Ole Hennseler mit Platz 30 über die Langdistanz. Nach 106:27 Minuten kam er mit nur 10:03 Minuten Rückstand auf Sieger Daniel Hubmann ins Ziel. Als er nach gut der Hälfte des Starterfeldes ins Ziel kam, lag er zwischenzeitlich sogar auf Rang sechs. Im Ziel war Ole natürlich erschöpft, zeigte sich aber glücklich und zufrieden. Physisch extrem hart war die Langdistanz einerseits, landschaftlich wunderschön andererseits, sodass der Lauf trotzdem für viele zu einem einzigen Genuss wurde, auch wenn das technische oder läuferische Vermögen den ein oder anderen vielleicht ab und zu im Stich ließen. 14,4 Kilometer hatten die Herren bei 650 Höhenmetern zu absolvieren, für die Damen waren es 10,4 Kilometer mit 480 Höhenmetern. Die meisten machten durch die vielen Routenwahlen dann aber sicherlich deutlich mehr Höhe.
Ole startete zunächst eher defensiv. Sein Fokus lag auf sicheren Routen mit guten Attackpoints. Zu Posten 9 verlor er etwas Zeit durch schwer zu interpretierende Höhenstrukturen, im unwegsamen Gelände zu Posten 13 ebenfalls rund eine Minute. Herzstück der Bahn war eine Routenwahl zu Posten 16 über mehr als 1,5km entlang des steilen Laufhanges. Um sich nicht zu verzetteln, entschied Ole die zu treffenden Mikroroutenwahlen durch einen Blick ins Gelände, anstatt an seiner Höhenlinie zu kleben – eine gute Taktik, denn so kam er gut voran und sicherte sich Zwischenplatz 20 auf dieser Verbindung. Durch eine gute, teaminterne Vorbereitung maßgeblich durch Anton umlief er auf der nächsten längeren Verbindung zu 19 das Tal dann im Gegensatz zu seiner Direktroute an Posten 16 komplett und konnte so sogar die zehntbeste Zwischenzeit laufen. Der Lohn war Platz 20 am 21. Posten. Bis ins Ziel musste Ole aber noch einige Konkurrenten im Klassement vorbeiziehen lassen. Einerseits war er physisch nicht mehr so stark wie zu Beginn und einige kleinere Schlenker schlichen sich ein, andererseits waren einige Konkurrenten gegen Ende in Trams unterwegs. Zum Abschluss äußerte er große Vorfreude auf die WM in ähnlichem Gelände im nächsten Jahr. Mit langfristiger Vorbereitung ist dann vielleicht noch etwas mehr drin.
Sogar noch etwas besser als Ole startete Bojan Blumenstein. An Posten 8 lag er noch auf Rang 14, wie auch Ole passierte ihm dann allerdings ein Fehler zu Posten 9, wie er auch viele andere Konkurrenten Zeit kostete. Auch auf der langen Route und zu Posten 19 – beides Verbindungen, die Ole auch im internationalen Vergleich richtig gut meisterte – verlor er durch inkonsequente Routenausführung Zeit. Und wie auch Ole verlor Bojan bis ins Ziel einige Plätze an kleine Fehler, den physischen Einbruch und die Trams der Konkurrenz. Er kam auf Platz 33, 1:07 Minuten langsamer als Ole. Großes Ziel ist für ihn im nächsten Jahr dann ein Lauf unter die Top20 bei einem Weltcup.
Beste deutsche Dame an diesem Tag war einmal mehr Hanna Müller. Mit 25:25 Minuten Rückstand wurde sie 55. Ihr Lauf war eher durchwachsen. Schon auf den ersten Posten hatte sie einige Unsicherheiten, an Posten 12 machte sie einen gar fünfminütigen Fehler. Danach wurde es natürlich sehr hart, aber technisch kam sie besser zurecht und genoß das Gelände nocheinmal.
Zum Abschluss des diesjährigen Weltcups wurde ein finaler Showdown zwischen den Topläuferinnen Simona Aebersold (SUI) und Tove Alexandersson (SWE) erwartet. Über die erste Hälfte des Rennens wurde Alexandersson der Erwartung an sie auch gerecht und lag etwa eine halbe Minute vor ihrer ärgsten Konkurrentin. Auf dem Weg zu Posten 12 wollte sie aber Höhenmeter sparen: Sie lief im langsamen Hang auf der Höhe, während Aebersold einen knackigen Anstieg auf den Weg hoch nahm und dort umlief. Alexandersson verlor 3:30 Minuten. Zeit, die sie auch mit einem von da an perfekten Lauf vermutlich nicht mehr hätte aufholen können, zu weit lagen Aebersold und auch die Norwegerin Andrine Benjaminsen schon vor ihr. Ein Fehler zu Posten 24, als sie zu viel Höhe verlor, kostete sie schließlich auch das Podest. Es freute sich die Schweizerin Elena Roos, vierte wurde mit Marie Olaussen eine weitere Norwegerin. Alexandersson wurde fünfte, Sabine Hauswirth (SUI) sechste.
Bereits kurz vor Ole startete bei den Herren Simon Imark (SWE). Mit einer Fabelzeit von 98:19 Minuten setzte er eine erste Bestmarke. Während sich seine Konkurrenten noch durchs Gelände kämpften, konnte er im Ziel im Leader’s Chair die Kulisse genießen. Ein Konkurrent nach dem anderen scheiterte an seiner Zeit. Erst mehr als zwei Stunden später wurde sie dann doch geschlagen. Vor allem im zweiten Drittel hatte Imark Zeit liegen lassen. Max Peter Bejmer (SWE) fand die entscheidenden Sekunden. Schon als er ins Ziel lief wusste er, was für ein guter Lauf ihm gelungen war und ließ die Freude mit einem Schrei heraus. Wenige Minuten hinter ihm aber lief der schweizer Altmeister Daniel Hubmann. Schon zur EM nach Estland war er in Topform gereist. Ein Virus erwischte aber ihn und fast das gesamte Schweizer Team. Im Heimgelände zeigte er lange Zeit eine Leistung auf Augenhöhe mit Bejmer. Erst auf der letzten längeren Route zu Posten 29 tat sich ein Unterschied auf. Unwiderstehlich sicher orientierte Hubmann durch den diffusen Hang und nahm seinem ärgsten Konkurrenten 43 Sekunden ab. Auf den letzten Posten hielt er den Abstand und setzte sich vor Bejmer an die Spitze. Drei Konkurrenten waren noch unterwegs, die den beiden gefährlich werden konnten. Der Schwede Emil Svensk lief solide, doch durch Routenwahlfehler zu Posten 19 und 22 verlor er zwei Minuten, die nicht mehr aufzuholen waren. Der Finne Olli Ojanaho verlor auf der ersten Rennhälfte bereits etwas Zeit. In der zweiten Hälfte zündete er aber den Turbo und holte noch mehr als eine Minute auf Hubmann und Bejmer heraus. Über Rang vier kam er aber nicht mehr hinaus. Ojanaho scheint damit in diesem Jahr den Durchbruch in die internationale Spitze geschafft zu haben – etwas später vielleicht, als seine teils sensationellen Ergebnisse im Juniorenbereich vermuten lassen haben. Bei der EM lief er schon auf Platz 4 und 6, jetzt konnte er zwei weitere 4. Plätze feiern. Zwischendurch krönte er sich auch noch zum finnischen Meister über die Langdistanz.
Dass das Rennen sich erst mit dem letzten Starter entscheiden würde, war von vornherein klar gewesen. In den ersten knapp zwanzig Minuten Laufzeit verlor Fosser schon drei Minuten. Aber wer, wenn nicht er, sollte das noch aufholen können? Ojanaho hatte bereits gezeigt, dass noch Zeit auf die Spitze zu finden war. Und Fosser holte auf. Bis Posten 30 hatte er sich auf Platz 3 vorgearbeitet, lag nur noch fünf Sekunden hinter Bejmer. An die beiden Führenden kam er aber nicht mehr heran. Es gewann Daniel Hubmann in 96:24 Minuten. Ein Vorzeichen für die WM-Langdistanz im nächsten Jahr wenige Kilometer weiter östlich?
Gesamtweltcup
Mit den Wettkämpfen in Davos ging auch der diesjährige Gesamtweltcup zuende. Im achten Jahr in Folge gewann bei den Damen Tove Alexandersson. Bei den Herren verteidigte Kasper Fosser seinen Triumph aus dem letzten Jahr. Trotz der verpassten Siege an diesem Tag konnten sich beide über diese Erfolge sichtlich freuen. Und Fosser fand auch bereits wenige Minuten nach dem Zieleinlauf die Kraft, die Siegerkugel in die Luft zu stemmen.
Der Sieg im Teamweltcup ging wenig überraschend nach Schweden.
Als bester Deutscher beendete Bojan Blumenstein den Gesamtweltcup auf Platz 34. Auch Ole Hennseler (72.) und Erik Döhler (83.) sicherten sich in diesem Jahr Weltcuppunkte und wurden im Klassement geführt. Beste Dame für Deutschland wurde Hanna Müller (72.). Hinter ihr reihte sich Susen Lösch als 85. ein. Im Teamweltcup kam Deutschland auf Platz 16.
Ergebnis Mittel
1. | SWE | Tove Alexandersson | 32:37 Minuten |
2. | NOR | Andrine Benjaminsen | +0:30 |
3. | SWE | Lisa Risby | +1:38 |
4. | SWE | Sara Hagström | +1:52 |
5. | SUI | Simona Aebersold | +1:59 |
6. | SUI | Marion Aebi | +2:28 |
31. | GER | Hanna Müller | +7:49 |
63. | GER | Birte Friedrichs | +14:17 |
71. | GER | Patricia Nieke | +15:30 |
72. | GER | Paula Starke | +15:49 |
105. | GER | Leonore Winkler | +29:33 |
1. | NOR | Kasper Harlem Fosser | 34:07 Minuten |
2. | SWE | Albin Ridefelt | +0:50 |
3. | SUI | Daniel Hubmann | +0:51 |
4. | FIN | Olli Ojanaho | +0:57 |
5. | SWE | Emil Svensk | +1:27 |
6. | SWE | Viktor Svensk | +1:29 |
32. | GER | Bojan Blumenstein | +4:38 |
44. | GER | Erik Döhler | +5:34 |
67. | GER | Ole Hennseler | +8:00 |
68. | GER | Riccardo Casanova | +8:14 |
Ergebnis Langdistanz
1. | SUI | Simona Aebersold | 79:22 Minuten |
2. | NOR | Andrine Benjaminsen | +1:34 |
3. | SUI | Elena Roos | +4:32 |
4. | NOR | Marie Olaussen | +5:30 |
5. | SWE | Tove Alexandersson | +6:14 |
6. | SUI | Sabine Hauswirth | +8:15 |
55. | GER | Hanna Müller | +25:25 |
59. | GER | Birte Friedrichs | +26:47 |
84. | GER | Paula Starke | +38:40 |
87. | GER | Patricia Nieke | +41:30 |
1. | SUI | Daniel Hubmann | 96:24 Minuten |
2. | SWE | Max Peter Bejmer | +0:31 |
3. | NOR | Kasper Harlem Fosser | +0:48 |
4. | FIN | Olli Ojanaho | +1:40 |
5. | SWE | Simon Imark | +1:55 |
6. | SWE | Isak von Krusenstierna | +2:05 |
30. | GER | Ole Hennseler | +10:03 |
33. | GER | Bojan Blumenstein | +11:10 |
75. | GER | Riccardo Casanova | +23:41 |
115. | GER | Anton Silier | +39:55 |

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Ergebnis Mitteldistanz
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