13. April 2010
Wie Kurfürst Wilhelm in seinem herrschaftlichen Garten
Wo einst Kurfürst Wilhem I. mit seinem Hofstaat wandelte und sich der vielen exotischen Anpflanzungen und ausgeklügelten Wasserspiele erfreute, wird es am kommenden Samstag weit weniger gemächlich zugehen. Ganz im Gegenteil: die Orientierungsläufer aus dem ganzen Bundesgebiet werden in den diffizilen Parkanlagen ihre sprintstärksten Läufer ermitteln.
Der Kurfürst hatte seinerzeit reichlich Ideen seinen Park abwechslungsreich zu gestalten. Neben den, den ganzen Bergpark durchziehenden Wasserspielen (welche auch heute noch mit dem originalen, 200 Jahre alten Mechanismus funktionieren), ließ er sich diverse Tempel und Grotten in den Hang bauen. Weiterhin gibt es eine künstliche Löwenburg, die nie ein bewaffneter Ritter von innen gesehen hat, ein Lustlabyrinth und unzählige Rosenbeete mit Züchtungen aus der ganzen Welt. Der Bergpark war bereits 1997 und 2000 Schauplatz für die DM Mittel und dem Deutschland-Cup. In diesem diffizilen Gelände und im angrenzenden Habichtswald gilt es diesmal bei den Deutschen Meisterschaften und Bestenkämpfen im Sprint-OL die Übersicht zu behalten. Da sich das Ziel wohl am tiefstgelegenen Punkt der Karte befindet, wird mit der Startüberhöhung das Lauftempo noch einmal zusätzlich gesteigert werden. Dies verspricht harte Ausscheidungswettkämpfe, da ein Fehler gleich mehrere Platzierungen kosten kann.
Bei den Damen sieht sich Topfavoritin Karin Schmalfeld (BSV Halle-Ammendorf) vielen jüngeren Konkurrentinnen gegenüber, die gute Chancen auf das Podest haben: Vorjahresdritte Marie Winkler (USV Jena), Jenny Seib (TK Hannover) und Esther Doetsch (DJK Adler Bottrop). Bei den Herren werden nur die besten 10 aus dem jeweiligen Vorlauf das Finale erreichen, so dass eventuell auch der eine oder andere Favorit mit einem kleinen Fehler schon frühzeitig die Chance aufs Podest verpasst. Alexander Lubina (DJK Adler Bottrop) muss seinen Titel gegen eine sprintstarke Konkurrenz verteidigen. So geht neben Patrick Hofmeister (MTK Bad Harzburg) auch ein sehr starkes Trio vom SSV Planeta Radebeul mit Christian Teich, Christoph Brandt und Robert Krüger an den Start.
Am Sonntag steht als Revanche ein Bundesranglistenlauf über die Langdistanz in Hessisch Lichtenau an, bei dem in den Eliteklassen zudem Weltranglistenpunkte vergeben werden. Nach der schnellen Sprintentscheidung im Park sind in dem typischen Mittelgebirgswald Ausdauer und Kraft auf dem weichen Untergrund die entscheidenden Elemente. Ruppige Geländeabschnitte wechseln sich mit schnellen Passagen ab. Die Ruinen einer Munitionsfabrik und einer alten Bahntrasse sind Zeugnisse einer ehemals industriellen Nutzung des Geländes.
Einer besonderen Bedeutung kommt dem Wettkampfwochenende zu, da die Läufe sowohl in den Jugend- als auch in den Hauptklassen der Sichtung für praktisch alle internationalen Meisterschaften dienen.
Nach einem langen, schneereichen Winter und einer mehrjährigen Organisationsphase freuen sich der OSC Kassel und der SC Helsa über 600 Orientierungsläufer in Nordhessen begrüßen zu dürfen und bei hoffentlich gutem Wetter erstklassige Wettkämpfe durchführen zu können.
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