05. Mai 2006
Die deutsche OL-Elite hautnah, Teil 1: Christian Teich
Ab diesem Jahr wird es eine neue Rubrik auf orientierungslauf.de geben. Wir wollen in einem bestimmten Rhythmus die deutsche Elite vorstellen, durchweg durch alle Altersgruppen. Hauptsächlich wird auf Kader-Leute eingegangen, aber möglicherweise werden wir auch den einen oder anderen „Oldie“ vorstellen. In der ersten Ausgabe möchten wir euch mit Christian Teich bekannt machen, der sowohl die deutsche Elitespitze aufmischt, als auch hin und wieder international ordentlich von sich hören lässt. Viel Spass beim Lesen.
Hallo Christian, sicherlich kennen dich die meisten Orientierungsläufer in Deutschland, doch stell dich trotzdem noch einmal kurz der Menge vor. Also ich bin 21 Jahre alt und wohne seit 1 1/2 Jahren in Leipzig und studiere Sportwissenschaften auf Diplom an der hiesigen Universität. Ursprünglich komme ich jedoch aus dem Großraum Dresden, aus Friedewald, einem kleinen Dorf, was direkt and der OL Karte Kreyern liegt, wo 2001 die DM Kurzstrecke stattfand. Meine erste Berührung mit dem Orientierungslauf hatte ich in der 5. Klasse, als ich ans Gymnasium kam und ich Thomas Schmalfeld begegnete. Fortan ging ich zum Training des SSV Planeta Radebeul, für den ich jetzt auch weiterhin laufe. Mir ist aufgefallen, dass du ziemlich schnell den Sprung in die deutsche Elitespitze geschafft hast, gib uns doch mal einen kleinen Einblick in dein Geheimrezept zum erfolgreichen Training. Eigentlich gibt es kein richtiges Geheimrezept. Man muss nur wissen was man will und wie man das gesetzte Ziel erreichen will. Dazu gehört auch viel im Leben für den Sport aufzugeben, was manchmal vielleicht schwer fällt, aber am Ende zahlt es sich eigentlich aus. Den Sprung in die Spitze der Deutschen Elite habe ich vor allem der Unterstützung meines Vereins, meiner Trainer, meiner Eltern und den Orientierungsläufern im Großraum Dresden und Leipzig zu verdanken, da sich mich in dem was ich mache unterstützen und mir Mut und Kraft geben weiter zu machen. Was fasziniert dich so am Orientierungslauf, und gab es nicht Zeiten wo du dachtest, du könntest in einem anderen Sport mehr erreichen? Diese Frage wurde mir vor ein paar Monaten schon mal gestellt. Ich finde es einfach schön, dass es soviel Abwechslung in den Geländebeschaffenheiten beim OL gibt und die Verbindung zwischen Konzentration und Ausdauerleistung abgefordert wird. Man muss einfach 2 Dinge gleichzeitig beherrschen um schnellstmöglich die Strecke zu absolvieren. Die Gewissheit bei einem Lauf immer zu wissen, wo man gerade ist gibt einem ein bestimmtes „Flow“-Gefühl und dies ist auch ein Grund dafür, dass ich OL gegenüber anderen Sportarten bevorzuge. Wäre ich in einem Wintersportort groß geworden, hätte ich sicherlich Biathlon gemacht. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit deinem schwedischen Verein? Ich habe eine Rundmail an ein paar Skandinavische Vereine geschickt, die ich interessant fand und die sich zugleich in guter Lage an Flughäfen befanden. Ich habe auch einige Angebote von anderen Vereinen erhalten, aber schließlich habe ich mich für den OK Hällen entschieden, weil es ein Verein ist, der zu mir passte. Die Leute in dem Verein sind jung, engagiert und motiviert, genau das hat mir gefallen. Außerdem ist das Gelände rund um Nyköping einfach eines der Schönsten in Schweden.
Welche Disziplin liegt dir am Besten und welche magst du überhaupt nicht? Am besten gefallen mir Mitteldistanz und Staffel. Obwohl Langdistanz und Sprint auch ihren Reiz für sich haben. Bei der Mitteldistanz gefällt mir einfach, dass man wirklich die ganze Zeit volle Kontrolle und schnelle Entscheidungen treffen muss. Es ist einfach abwechslungsreich und schön. Die Staffel mag ich, weil ich den Kampf „Mann gegen Mann“ im Wald mag und man in dieser Disziplin meist an seine oberste Grenze gehen muss um gut durch zu kommen. Wie sieht eine normale Trainingswoche bei dir aus? Es beinhaltet meist 4-6 Laufeinheiten und mind. 2 O-Einheiten pro Woche. Dazu kommen noch Kraft-, Koordinationstraining und Ausgleichsport. In Leipzig ist es meist sehr schwierig O-Einheiten zu machen, somit muss ich immer erst eine Weile fahren um gute Techniktrainings machen zu können, aber die Not macht erfinderisch. Als Ausgleich gehe ich meist Radfahren und nehme an verschiedenen Spielsportarten teil. Im Winter kommt noch der Skilanglauf hinzu. So das ich am Ende einer Trainingswoche auf 12-16 Stunden komme. Die Saison 2006 ist voll gespickt mit den Europameisterschaften und den Weltmeisterschaften, wie schauen deine Ziele für 2006 aus und was für Ziele hast du dir in der Zukunft gesteckt? Das Ziel für dieses Jahr ist ganz klar die WM in Dänemark. Ich will die EM (5.-14.5.06 in Estland, Anm. d. Red.) nutzen um zu sehen, wie ich bei einem so hohen Tempo, das man nach erfolgreich absolvierten Training hat und welches meist höher ist als im Rest der Saison, orientieren muss und wie schnell man dann letztendlich im Verhältnis zur Weltspitze ist. Ich möchte mich natürlich auch für die WM (1.-5.8.06 in Dänemark, Anm. d. Red.) qualifizieren und dort bei Mittel und Staffel zeigen was ich kann. Das A-Finale und eine gute Platzierung in diesem sind mein primäres Ziel. Mein größtes Ziel ist es ein Diplom bei einer WM zu erkämpfen und bei Tiomila und Jukola um fordere Platzierungen mit zu kämpfen.
Orientierungslauf ist in Deutschland eher eine Randsportart, doch wie könntest du dir vorstellen OL populärer zu machen? Ich finde ein guter Weg ist es, wie man es auch schon bei Jukola und Tiomila in den letzten Jahren gesehen hat, mit dem System Trac trac und Videoleinwänden den Sport für Zuschauer interessanter zu machen. Und somit vielleicht einen Effekt auf steigende Wettkämpfer zahlen zu erreichen. Ich denke die World Games haben ein gutes Stück Arbeit geleistet um den OL populärer zu machen. Daran müsste jetzt weiter gearbeitet werden und in jedem Verein in Deutschland sollte sich jemand bereit dafür fühlen den OL in seiner Region voran zu treiben mit z.Bsp.: Schulprojekten, Jugendarbeit und Zeitungsartikeln. Zum Beispiel hat Daniel Härtelt es in Radebeul geschafft den Orientierungslauf den Leuten in die Gedanken zu bringen durch wöchentliche Berichterstattung und dadurch wissen die Leute was wir im SSV Planeta machen, wenn wir im Training durch den Wald oder durch die Strassen laufen. Ich finde dies ist ein guter Weg, der natülrich sehr viel persönliches Engagement erfordet. Jetzt noch einige Stichwortfragen: Daumenkompass (r/l) oder Plattenkompass? Daumenkompass L Tiomila oder Jukola? Jukola Pizza oder Pasta? Pasta Ein Zitat deiner Wahl? Give me a map and I am magic! Welchen OL-Schuh trägst du? Jalas Black Technischer- oder „Heizer“ -Wald? technischer Heizerwald (Trassenheide/Usedom oder Sosnova!) Massenstart oder Einzelstart? Einzelstart OL steht persönlich für dich für: Spaß, Freunde, Natur erleben! Ich danke dir für das wirklich interessante Interview und wünsche dir eine erfolgreiche Saison 2006. Als Abschluss hast du noch das freie Wort: Wer sich ein Ziel steckt, kann dieses nur durch harte Arbeit erreichen. Wer nicht hart an sich arbeitet, der erreicht auch seine Ziele nicht. Ziele sind jedoch dazu da, erreicht zu werden. Das Interview führte Torben Wendler Kritik und Anregung bitte an hskdancer@gmail.com
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