14. August 2024
PreO-Sprint - Trail-O-Ausrichtung leicht gemacht
Deutschlands Präzisionsorientierer navigieren seit einigen Jahren bei Welt- und Europameisterschaften auf einer Welle des Erfolgs, mit Medaillen und Diplomplätzen in Serie. Weniger gut sieht es allerdings bei der Trail-O-Infrastruktur in Deutschland selbst aus: noch immer gibt es kaum Veranstaltungen. Eine neues Wettkampfformat könnte dies nun ändern.
Insgesamt gerade einmal zehn Trail-O-Veranstaltungen fanden in den vergangenen fünf Jahren hierzulande statt, allein acht davon organisierte der AGO-Verantwortliche für Trail-O Ralph Körner mit seinem Verein OLV Landshut im Südosten Bayerns. In den übrigen Teilen Deutschlands gibt es nach wie vor keinerlei Trail-O-Angebote. Neben dem fehlenden Know-How in vielen in Frage kommenden OL-Vereinen mag ein Grund auch der hohe Aufwand an Vorbereitungszeit, Material und Personal sein, der mit der Durchführung eines Wettbewerbs in den Trail-O-Wettkampfformaten PreO oder TempO einhergeht.
Nun gibt es jedoch ein Wettkampfformat, das von der IOF in den letzten drei Jahren getestet wurde und das seit diesem Jahr international geregelt ist: der PreO-Sprint. Diese Trail-O-Form ist sehr ausrichterfreundlich, da sie mit einem ganz kleinen Gelände, wenig Personal und Material auskommt und sich so hervorragend als Schnupperveranstaltung eignet, sei es am Rande einer bestehenden Veranstaltung im OL oder MTB-O, als Inklusionsangebot bei Sportfesten, oder aber um Gelände zu nutzen, die für andere O-Sport-Disziplinen nicht betreten werden dürfen und/oder zu klein sind.
Doch was sind die Charakteristika eines PreO Sprints, wo und wie organisiere ich eine solche Veranstaltung am besten und was benötige ich dafür? Auf all diese Fragen soll dieser Artikel erste Antworten geben und interessierte Ausrichter motivieren, sich näher mit dem Thema zu befassen und vielleicht ihr Veranstaltungs-Portfolio auch um den einen oder anderen Trail-O zu erweitern.
Das Wettkampfformat PreO-Sprint
Der PreO-Sprint unterscheidet sich vom PreO, der klassischen Trail-O-Disziplin, vor allem darin, dass es pro Aufgabe (d.h. pro Posten) nur eine einzige Postenmarkierung gibt. Es muss also bei allen Posten vom Weg aus "lediglich" entschieden werden, ob die Postenmarkierung mit dem auf der Karte eingezeichneten Posten übereinstimmt (Antwort ist "A") oder nicht (Antwort ist "Z"). Für jeden korrekt gelösten Posten gibt es wie beim PreO einen Punkt. Auch beim PreO-Sprint gibt es eine Maximalzeit, deren Überschreitung pro angefangener Minute einen Punkt Abzug bedeutet.
Darüber hinaus gibt es beim PreO-Sprint keine Zeitkontrolle, bei der Aufgaben sitzend unter Zeitdruck im Beisein eines Kampfrichters gelöst werden müssen. Als Binnendifferenzierung bei Punktgleichheit zählt die für das Lösen aller Posten benötigte Gesamtzeit. Indem für Starter mit nachgewiesener körperlicher Beeinträchtigung ein Faktor in die benötigte Zeit eingerechnet wird, kann auch diese Trail-O-Form inklusiv ausgetragen werden.
Karte und Gelände
Der PreO-Sprint erfordert selbst verglichen mit den anderen Trail-O-Wettkampfformaten nur ein sehr kleines Gelände. Die von den Teilnehmern zurückzulegende Wegstrecke soll 300 Meter nicht übersteigen, sondern wo immer möglich sogar darunter liegen. Allerdings sollte das Wettkampfgelände, das von einem geeigneten barrierefreien Weg einsehbar sein muss, auch entsprechend detailreich sein, da beim PreO-Sprint mindestens 15 bis 20 Posten angeboten werden sollten. Bei reinen Schnupperveranstaltungen kann diese Zahl natürlich auch reduziert werden, hier reichen oft sechs bis zehn Posten aus.
Häufig eignen sich ehemalige Bergbaugebiete, eiszeitlich geformtes Terrain oder Felsengebiete mit zahlreichen Sandstein-, Kalkstein- oder Granitformationen bestens als Trail-O-Gelände. Die Karte sollte nach Norm ISSprOM2019-2 aufgenommen, im Maßstab 1:4000 erstellt und im Maßstab 1:3000 gedruckt werden. Mit Sicherheit findet sich am Rande der einen oder anderen OL-Zielwiese ein geeignetes kleines Areal. Bei einem Schnupper-Trail-O nahe Landshut im Vorjahr waren 16 Posten in einem Areal von nur 100 x 60 Metern verteilt (siehe Bild), der technischen Qualität des PreO-Sprints tat dies keinen Abbruch.
Benötigtes Personal und Material
Die beste Nachricht vorneweg: für die Durchführung eines PreO-Sprints werden in aller Regel nur eine oder zwei Personen benötigt. Zwei Personen bieten sich insoweit an, dass eine Person das Wettkampfzentrum samt Auslesen übernehmen kann, die andere Person den Start. Das Ziel kann still gestaltet werden. Stehen mehr Helfer zur Verfügung, kann man natürlich Anmeldung und Auslesen trennen, das Ziel ebenfalls "bemannen" oder auch eine Person abstellen, die sich ausschließlich um Erklärung und Einweisung kümmert.
An Material benötigt man vor allem die Postenständer und Postenschirme für die Postenmarkierungen. Für die Zeitnahme empfiehlt sich SPORTident, so dass man eine START-, eine ZIEL- und eine LÖSCHEN-Station, sowie eine Auslesestation mit kleinem Drucker oder Smartphone benötigt. Auf CHECK kann bzw. sollte man verzichten, da dann auch SIAC verwendet werden können.
Die Postenkontrolle erfolgt am einfachsten mittels Lochzange und Kontrollkarte. Kontrollkartenvordrucke für PreO-Sprint stehen auf o-sport.de zur Verfügung, Zangen haben viele OL-Vereine ohnehin noch in ihren Altbeständen oder an ihren Trainingsposten, oder aber die Teilnehmer bringen ihre eigenen Lochzangen mit. Diese sind bei den bekannten OL-Shops preiswert verfügbar.
Neben allgemeinem Material, wie einem Tisch und Stuhl für Org-Büro/Auswertung, Kartenboxen für den Start oder Trassierbändern zum Markieren oder Ausschildern, wie man es von anderen O-Sport-Veranstaltungen ohnehin kennt, wird darüber hinaus für einen PreO-Sprint nichts Spezielles mehr benötigt.
Vorbereitung
Während bei Veranstaltungen in den anderen Orientierungssportarten in der Regel ausreichend ist, den Postenstandort zu sichten und vorzumarkieren, muss beim Trail-O jeder Posten im Vorfeld schon einmal gesetzt werden, um die Sichtbarkeit und Sichtachsen vom Weg aus zu überprüfen. Hier hat der PreO-Sprint aufgrund seines kleinen Geländes und seiner geringen Zahl an benötigten Postenmarkierungen einen großen Vorteil gegenüber den übrigen Trail-O-Wettkampfformaten, so dass selbst das Setzen, Einmessen und wieder Einsammeln der Posten vergleichsweise zügig über die Bühne gehen sollte. Generell gilt beim Trail-O: lieber weniger und hochqualitative Aufgaben, als zu viele Posten, von denen einige nicht gut gewählt sind. Weniger ist also manchmal mehr. Auf die Bahnlegungs-Richtlinien für Trail-O-Wettbewerbe sei an dieser Stelle verwiesen.
Keine Kompromisse gibt es hingegen bei der Kartenqualität. Während beim MTB-O und Ski-OL keine hohen Anforderungen an den Detaillierungsgrad gestellt werden, sind diese beim OL schon höher. Trail-O wiederum besteht ausschließlich aus Feinorientierung, so dass eine auch in der Detailtiefe korrekte Karte im Bereich um die Postenstandorte unabdingbar ist. Es bietet sich an, die Optimierung der Karte mit dem vorherigen Setzen und Einmessen der Posten im Rahmen der Veranstaltungsvorbereitung zu verbinden. Insofern sollte man sich ausreichend Zeit nehmen, um eine gute Qualität zu erreichen und so den Teilnehmern positive Erlebnisse zu ermöglichen.
Wie jedes Orientierungssport-Event steht und fällt die Qualität einer Trail-O-Veranstaltung auch mit der gedruckten Karte. So sollte auch bei der Vorbereitung eines PreO-Sprints der Erstellung des Drucklayouts besondere Aufmerksamkeit gelten. Die nicht störende Positionierung von Beschriftungen, das Ausschneiden und/oder der Transparenzdruck von Postenkreisen, die korrekte Symbolik der Postenbeschreibung etc. wären hier als Beispiele zu nennen, die aber ohnehin jeder gute Ausrichter mit Sicherheit im Blick haben dürfte.
Die Maximalzeit, die den Teilnehmern zur Verfügung steht, berechnet sich aus einer Minute je Posten plus einer Minute je 30 Meter zurückzulegender Wegstrecke zwischen Start und Ziel. Bei 15 Posten auf 150 Metern wären dies somit beispielsweise 20 Minuten. Die Maximalzeit muss den Teilnehmern vorab klar kommuniziert und auf der Karte aufgedruckt werden.
Auch beim Trail-O bietet sich für den Druck der Karten Pretex oder vergleichbares wasserfestes Papier an, die Kontrollkarten sollten ebenfalls wasserfest oder zumindest auf verstärktem Papier gedruckt sein. Alternativ sind natürlich Folien eine Möglichkeit, um wasserfeste Karten und Kontrollkarten zu generieren.
Beim Trail-O freuen sich Teilnehmer nach Ende des Wettkampfes immer über Lösungskarten (ggf. in nochmals vergrößertem Maßstab), in die die Standorte aller Postenmarkierungen im Gelände, sowie die korrekte Antwort bei jedem Posten eingedruckt sind. Die Lösungskarten sollten entsprechend separat gestaltet und gedruckt werden. Hier reicht Normalpapier, ggf. kann in nochmals vergrößertem Maßstab gedruckt werden.
Durchführung
Wie immer beim Orientierungssport startet der Wettkampftag mit dem Postensetzen. Mit entsprechender Vormarkierung sollte das Setzen der rund 10 bis 20 Posten beim PreO-Sprint im kleinen, überschaubaren Areal vergleichsweise zügig vonstatten gehen. Dennoch sollte man ausreichend Zeit hierfür einplanen. Wichtig ist die metergenaue, korrekte Platzierung der Posten und die Überprüfung von deren Sichtbarkeit vom zurückzulegenden Weg aus.
Beim PreO-Sprint ist wie beim Sprint-OL ein Startabstand von einer Minute in aller Regel ausreichend. Der Startablauf ist wie beim OL, Ski-OL oder MTB-O. Vorab löscht der Wettkämpfer seinen Chip, im Startaugenblick stempelt er die START-Station und erhält seine Karte.
Die Ausgabe der Kontrollkarte, sowie ggf. der Lochzange und der SI-Card (für alle Teilnehmer ohne eigene Ausrüstung) erfolgt am Org-Büro, die Ausgabe der Wettkampfkarte im Startaugenblick am Start. Bei Schnupperveranstaltungen ist das Einsammeln der Karten im Ziel in aller Regel entbehrlich, ein Appell an die Fairness der Teilnehmer sollte ausreichend sein.
Weiterführende Informationen
Weitere hilfreiche Informationen für die Durchführung eines PreO-Sprints bzw. von Trail-O-Veranstaltungen generell bieten die Wettkampfbestimmungen Trail-O und die Bahnlegungs-Richtlinien, die jeweils auf o-Sport.de veröffentlicht sind.
Darüber hinaus steht Ralph Körner als Verantwortlicher für Präzisionsorientieren (Trail-O) in der AGO allen interessierten Ausrichtern unter trail-o@o-sport.de mit Rat und Tat zur Seite, sei es bei der Frage der Geländeauswahl, den Postenstandorten oder den Abläufen. Vielleicht gelingt es ja gemeinsam, die Zahl der Trail-O-Veranstaltungen in Deutschland signifikant zu erhöhen und somit ein durchgängiges Wettkampfangebot zu schaffen, das als Grundstein für die Einführung von Deutschen Meisterschaften dienen kann.
Mehr:
Was ist Trail-O?
Wettkampfbestimmungen Trail-O Deutschland
Bahnlegungs-Richtlinien Trail-O Deutschland
Weitere Trail-O-Dokumente und Vorlagen auf o-sport.de
Karten und Lösungskarten deutscher Trail-O-Veranstaltungen als Beispiele