14. Januar 2011
Highspeed Trail-O
Der Trail-O fristet im Umfeld des Orientierungslaufes mehr oder weniger ein Schattendasein. Parallel zur Orientierungslauf-WM im norwegischen Trondheim dieses Jahr wurde zwar ebenfalls die Trail-O WM ausgetragen. Die Siegerehrung vor Ort fand aber genauso wie der Wettkampf fernab vieler Zuschauer statt. Erstmals wurde in Norwegen auch die immer populärere Sprint-Form des Trail-O bei einer großen Meisterschaft ausprobiert – die World TempO Trophy.
Beim klassischen Trail-O spielt die Zeit für die Bestimmung der Posten nur bei den wenigen Zeitkontrollen eine Rolle, die bei Punktgleichheit den Ausschlag in der Ergebnisliste geben. Sonst hat jeder Teilnehmer eine Gesamtzeit, in der er zu Fuß oder per Rollstuhl die Strecke absolvieren kann. Das Überschreiten der Zeit führt zu empfindlichen Punktabzügen. Die Schwierigkeit für die Veranstalter besteht oft darin, geeignete, anspruchsvolle Gelände und Rundkurse zu finden, die auch für Rollstuhlfahrer bzw. körperlich beeinträchtigte Teilnehmer zu absolvieren sind. Auch steht die geringe Anzahl der Wettkämpfe wohl mit dem zu betreibenden Aufwand in Zusammenhang. Die Karte muss für einen Trail-O sehr exakt sein. Im Gegensatz dazu steht der TempO. Dort geht es ausschließlich darum, die Postenpositionen in der schnellstmöglichen Zeit zu bestimmen. Die Anzahl der richtigen Posten ist auch hier entscheidend. An jedem Standort sind eine Reihe von Posten sichtbar, welche mit A bis E bzw. Z, sofern keiner korrekt ist, zugewiesen werden müssen. Beim Absolvieren der Aufgabe erhält jeder Teilnehmer am Standort nacheinander mehrere Karten, welche fast identisch sind. Lediglich die dargestellten Positionen und Beschreibungen der Posten auf der Karte sind unterschiedlich. Nun muss der Athlet, von der ersten Karte angefangen, die Position und Beschreibung der Posten in Verbindung mit der jeweiligen Karte überprüfen und verbal oder elektronisch die Buchstaben für die Posten mitteilen. Dieser Prozess wird am jeweiligen Standort für alle ausgeteilten Karten durchgeführt. Notiert wird für die Endabrechnung jeweils die benötigte Zeit vom Betrachten der Karten bis zum Treffen der letzten Entscheidung. Für jeden Fehler wird in der Gesamtwertung ein Zuschlag von 45 Sekunden berechnet. Der gesamte TempO-Kurs umfasst mehrere Standorte.
Bei dieser Form des Orientieren werden Teilnehmer und Bahnleger gleichfalls stark gefordert. Absolute Konzentriertheit und Exaktheit und die umfangreiche Kenntnis der Postenbeschreibung sind für die Teilnehmer – egal welche sonstige körperlichen Einschränkungen bestehen – unentbehrlich. Immer wieder sind Neulinge erstaunt, welche mentale Anstrengung der Trail-O, gerade aber der TempO bedeutet. Die Bahnleger haben den Vorteil, dass schon in einem kleinen Areal verschiedenste Aufgaben gestellt werden können. Im norwegischen Trondheim reichte als Wettkampfgelände das kleine Festungsareal oberhalb der Stadt. Nur durch ein leichtes Anpassen der Postenbeschreibung ist es möglich, den Unterschied zwischen richtig und falsch bei der Postenzuweisung zu erzwingen. Damit ist diese Form des Orientieren beim technischen Anspruch aktuell wohl kaum zu überbieten. Auch dieses Jahr sucht das deutsche Trail-O-Team rund um Anne Straube und Christian Gieseler Verstärkung, um für Deutschland auch im Team antreten zu können.
Mehr:
Homepage Trail-O in Deutschland
Link O-Zine 4, 2010, mit Artikel TempO