13. April 2011
Internationales Trainingscamp in Dänemark
In der vergangenen Woche waren sieben Deutsche Athleten im MTBO Trainingscamp in Skive (Dänemark) unterwegs. Bei dem mit rund 180 internationalen Teilnehmern nahezu ausgebuchtem Trainingslager wurden in acht Trainingseinheiten die Orientierung geschult,einige hundert Trainingskilometer gesammelt und im Sand und Unterholz einiges an Material kaputt gefahren. Einen Bericht von Mark Huster und die Meinungen der Teilnehmer gibt es hier zu lesen.
Pünktlich 16:22 Uhr ging am 06.04. der Direktflug von Zwickau nach Skive ins MTBO-Camp. Um Mitternacht erreichten wir unser Ziel in der Kaserne von Skive. Unsere Zimmermitbewohner (2 Österreicher) waren auch gerade angekommen. Sie sind auf dem Weg dahin, an uns vorbei geflogen. Auch für sie hatten Verkehrsschilder rein informativen Charakter.
Am Donnerstag waren dann das erste Training, Sprint und Nacht-MTBO. Am Posten 10 vom Training lösten sich ca. 150 EUR (XTR-Schaltwerk) in Wohlgefallen auf. Das ist halt nicht als Kleinolzhächsler geeignet.
Der Sprint am Nachmittag wurde mit XT-Schaltwerk Bj. 1994 bewältigt. Danach ging es dann auf die Suche nach Ersatz. Fündig wurden wir in Viborg, wo stolze 70 EUR fällig wurden (take it or leave it). Dafür bekommt man in Deutschland einen ganzen LKW voll. Am Abend machten wir uns bereit zur dritten Trainingseinheit des Tages: Der Nacht-MTBO, wo man mit wenig Licht schon recht im Dunkeln steht. Auf der Elite Distanz mussten hier insgesamt 30 Posten angefahren werden.
Am Freitag ging es dann zum Training und zur Langdistanz nach Süden auf ein Übungsgelände der Armee. Vormittags war ein Routenwahl-Training (lange Postenverbindungen bei vielen kleinen Wegen) und am Nachmittag war die Langdistanz dran. Auf die Frage: "Warum den die Wege so zerfahren und sandig sind" kam: "Das liegt an den Deutschen, deren Leopard II ist zu schwer und zu stark" (Gute deutsche Technik halt). So mühten wir uns durch den tiefen Sand und haben von diesem Tier leider kein Exemplar gesehen.
Am Samstag fuhren wir nun in den Norden nach Handsholm. Der Sturm der Vortage hatte sich gelegt und die Sonne zeigte sich auch in Dänemark. Am Vormittag stand die Mitteldistanz auf dem Programm, hierbei zeigten kleine Orientierungsfehler große Wirkung, wodurch schnell Bonusminuten gesammelt wurden. Am Nachmittag war dann Camp-Special. Was nichts anderes als
Score-MTBO über 1,5 Stunden bedeutete. Die große Postenjagd ging im Massenstart los, wodurch es zu einigen Staus an den ersten Posten kam. Drei in Qualität und Größe unterschiedliche Karten (OL-Karte, Stadtplan und Umgebungskarte) sorgten für das Special.
Am Abend war noch Päällikkoos Diavolo Challenge - ein Postenstempelwettbewerb, der jedoch dank fehlende akustischer Rückmeldung vom EMIT leicht zum Lotteriespiel wird. Kevin Stehling und Benjamin Michael schafften es ins Finale und hatten damit eine Extraportion Training im Umgang mit EMIT. Die Überraschung bei diesem Training bestand darin, dass ein Brückenpanzer während der Veranstaltung noch ein zusätzliches Hindernis aufbaute.
Der Sonntag rundete nun das Camp mit der Ultralang-Distanz ab. Ausgeschrieben waren 55 km für die Elite. Wir alle waren uns[nbsp]alle einig, dass dies die Fahrstrecke ist. Wir sollten die Rechnung ohne den Wirt gemacht haben. Nach Massenstart rasten alle Kreuz und quer zur ihrem jeweils ersten Posten, der durch drei Runden unterschiedlich war. Die drei Runden gingen schnell vorüber. Dann wurde es aber ernst. Die Karten wurden mehr und mehr und größer und größer. Nach fast 4 Stunden, 6 Karten und ca. 80 km deuteten zwei konzentrische Kreise endlich auf das Ziel hin. Der Wirt hatte da schon abgerechnet und so hieß es, vom Ziel zum Auto schleppen und dort nach Nahrung suchen. Völlig platt kam einem Goethe in den Sinn: ""Er erreicht den Hof mit Müh und Not ... der Fahrer ist fast tot"" - oder so. Gestärkt und den Tiger im Tank startete der Heimflug 14:48 Uhr in Richtung Heimat, welche zur Mitternacht erreicht wurde.
Welche Lehren die Deutschen Teilnehmer aus dem Trainings-Camp gezogen haben:
Mark Huster: "Zusammenfassend war das Camp wieder ein Erlebnis, fordernd und sehr lehrreich. Die Dänen haben da wieder einmal WM-verdächtige Trainingstage präsentiert. Am nächsten Wochenende wird sich zum Welt-Cup in Ungarn zeigen, wie erfolgreich das Camp gewesen ist."
Anne Gassner: "Ich habe durch das Camp vor allem gelernt, dass MTBO eine Kopfsache ist. Man muss ruhig, permanent hochkonzentriert sein und auch eine gewisse Portion Selbstvertrauen haben. Doch das alles nützt nichts, wenn man im Rennen keinen Spaß hat, denn nur dann kann man sich bei Gegenwind durch tiefsten Sand quälen oder mit seinem Rad mal fix über einen Bach oder einen umgefallenen Baum springen. Wobei bei Letzterem auch ein bisschen Körperbeherrschung und Mut dazu gehört, sonst sieht man im Vergleich zu den Profis schnell wie eine Oma mit künstlichem Hüftgelenk aus."
Tino Hamann: "Am Punkt stehen und auf die Karte gucken, kostet viel Zeit und wirkt sich in den Eliteklassen nicht so gut auf die Platzierung aus. Wenn ich überholt wurde, hab ich immer gemerkt, dass ich noch einiges schneller fahren kann.
Außerdem kann ich stolz berichten, dass ich mich von keiner Elite-Frau überholen lies. Nagut, einmal aber da habe ich sofort erfolgreich zurück attackiert..."
Olaf Kaden: "Das intensive und dicht gepackte Training von verschiedenen Orientierungsaufgaben hat extrem zur Sicherheit beim Umgang mit der Karte beigetragen. Insbesondere der Nacht-MTBO mit begrenzter Sicht und das Routenwahltraining für lange Distanzen in einem Gelände mit extrem dichtem Wegenetz haben mich da vorangebracht.
Auch die Auswertung der Routen im Team war ein wichtiges Element.
Die Orientierungsfehler wurden von Event zu Event geringer. Sicher gibt es nach wie vor nicht das "optimale Rennen", aber der Abstand dahin wurde definitiv verkürzt.""
Harald Männel: "Das MTBO-Camp Dänemark um Ostern ist eigentlich Pflicht für alle, die nach dem Winter heiß auf das "O" sind. Für MTB-Freaks (nicht nur Mittelsachsen), die immer noch O-Schwächen haben, ein ideales Trainingslager. Immer 7 bis 9 super organisierte Trainingswettkämpfe bei bester Konkurrenz auf verschiedenen Karten, mit verschiedenen Maßstäben und Anforderungen, incl. ein toller Nacht-MTBO. Hut ab vor der immensen Arbeit der wenigen Organisatoren!"
Benjamin Michael: "Ich war das erste Mal im MTBO Camp in Dänemark. Mir hat es sehr viel Sicherheit im Umgang mit der Karte gebracht, sodass ich denke, dass ich nun meine volle Leistung endlich auch bei internationalen Einsätzen abrufen kann. Der Vergleich zu internationalen Spitze zeigt, dass der Abstand nach ganz vorn ein wenig geringer geworden scheint. Nun heißt es hart weiter arbeiten und nicht auf den Lorbeeren ausruhen."