24. Juni 2022
Vorstellungsrunde WM Teil 2 – Damen
Anders als bei den Herren, wo zumindest Colin in den letzten Jahren vor allem als Sprinter in Erscheinung getreten ist, geht das Damenteam mit Allroundern in die Wettkämpfe. Susen Lösch (USV Jena) wird bereits zu ihren neunten Weltmeisterschaften reisen. Gemeinsam mit Birte Friedrichs (MTV Seesen) wird sie den Damenpart in der Sprintstaffel laufen. In den Einzelwettbewerben wird Patricia Nieke (USV TU Dresden) das Aufgebot vervollständigen.
Was machst du gerade beruflich? Wo lebst du? Wie sieht dadurch dein Trainingsumfeld aus?
Birte: Ich wohne aktuell in Seesen und arbeite im Katasteramt Goslar als Vermessungsingenieurin. Dadurch, dass ich wieder in Seesen wohne, bin ich wieder in meinem gewohnten Trainingsumfeld. Die meisten Trainings absolviere ich hier alleine. Mein Fokus liegt dabei auf normalen Lauftrainings. Die O-Technik trainiere ich hauptsächlich in Trainingslagern.
Patricia: Ich bin Ingenieurin für Maschinenbau und arbeite bei der Firma Fabmatics an Automatisierungslösungen. Ich wohne im Dresdner Norden zusammen mit Pepa Neumann - ich hab also meinen Trainingspartner bei der Hand, die Dresdner Heide direkt vor der Haustür und einen sehr flexiblen Arbeitgeber. Ideal - find ich. :)
Susen: Ich lebe nördlich von Stockholm und arbeite als Entwicklungsingenieurin bei einer kleinen Medizintechnik-Firma. Ich bin nur 80% angestellt, um genug Überstunden für Trainingslager und Wettkämpfe zu sammeln.
In der Gemeinde gibt es einen großen OL-Verein mit vielen schnellen Junioren und Eliteläufern, mit denen ich oft gemeinsam trainiere.
Mit welchen Erwartungen gehst du in die WM? An welchen Ergebnissen möchtest du dich messen lassen? Was ist deine beste Platzierung in einer Sprintdisziplin bisher?
Birte: Einerseits habe ich natürlich gewisse Erwartungen an meine Leistung und möchte möglichst gute Läufe zeigen. Da gehört es auch dazu, dass ich gerne im Sprint oder KO-Sprint die Qualifikation überstehen möchte. Andererseits habe ich noch nicht so viele Erfahrungen im Sprint bei wichtigen Wettkämpfen in der Elite gesammelt. Da bin ich bisher nur beim Weltcup in Schweden diesen Mai gelaufen sowie bei zwei Sprintstaffeln. Die beste Leistung in Schweden war der 55. Platz im KO-Sprint, bei dem 19 Sekunden für das Viertelfinale gefehlt haben.
Patricia: Im Sprint lief es bei mir die letzten Jahre eher holprig. Umso mehr freut es mich, dass ich da dieses Jahr so gute Fortschritte machen konnte, dass ich mich tatsächlich für die WM empfehlen konnte.
Entsprechend ist die Auswahl an bisherigen Erfolgen im Sprint eher dürftig. Bei den Qualiläufen in Dänemark und beim Weltcup in Schweden verpasste ich die Qualifikation für die Knockoutfinals relativ knapp um 6 bzw. 12 Sekunden. Bei der WM ist mein Ziel eben diese wenigen Sekunden besser zu sein, um bei den Knockoutfinals zu starten.
Ebenso knapp (12 s) verpasste ich bei den Qualiläufen in Dänemark das A-Finale im Einzelsprint. Auch hier ist also das Ziel eine Finalteilnahme.
Susen: Sprint war bisher nicht unbedingt meine Parade-Disziplin, doch ich konnte mich im Laufe des Jahres doch deutlich verbessern. Ich denke das hat der Weltcup in Schweden im Mai auch bestätigt. Der Einzug ins KO-Viertelfinale und ins Sprint-Finale bei der WM sollte für mich möglich sein. Letztes Jahr bin ich 26. im Sprint-Finale geworden. Das hat mich ehrlich gesagt, selber etwas überrascht. Mal schauen was dieses Jahr möglich ist.
Birte, du bist ja ein bisschen als Waldspezialistin „verschrien“ und profitierst vor allem von deiner Konstanz und guten Technik. Stimmt das? Wie sehr hast du im letzten Jahr dein Training umgestellt, um auch im Sprint international konkurrenzfähig sein zu können und die nötige Spritzigkeit zu bekommen?
Es stimmt, dass ich bisher meinen Fokus auf den Walddisziplinen hatte und durch jahrelanges Training eine Konstanz erlangen konnte. Für dieses Jahr, war es daher notwendig möglichst viele Sprinttrainings zu absolvieren sowie ein höheres Lauftempo zu erlangen. Die Sprinttrainings konnte ich vor allem in Trainingslagern mit dem Bundeskader machen. Für eine bessere Spritzigkeit und ein höheres Lauftempo habe ich mit den Intervalleinheiten früher im Jahr angefangen und auch deutlich kürzere Intervalle als sonst gemacht.
Patschi, Thema Vorstartroutine, die letzten Gedanken vor dem Start. Wie bringst du dich in den optimalen Aktivierungszustand? Läufst du einfach drauf los oder überlegst du dir eine taktische Maßgabe vor dem Rennen? Gibt es da einen Unterschied zwischen Wald und Sprint?
Die Vorstartroutine ist tatsächlich ein bisschen ein Schwachpunkt bei mir. Da hab ich dieses Jahr auch einiges hinterfragt, bei den anderen im Team abgeguckt und ausprobiert. Auf jeden Fall ist sie im Sprint deutlich wichtiger und umfangreicher als bei Waldwettkämpfen. Wenn man am Sprintstart nicht schon voll im Sprintmodus und auf "Betriebstemperatur" ist, hat man quasi schon beim Startschuss Rückstand.
Tatsächlich dachte ich im Vorstart zuletzt immer an Leonore, die im Sprint definitiv mein Vorbild ist. Ich muss immer dran denken, wie schnell sie startet und wie sie scheinbar ohne an Tempo zu verlieren an Posten wendet und durch verwinkelte Gassen läuft. Und genau so versuche ich dann auch zu laufen.
Susen, in diesem Jahr läufst du deine letzte WM und du hast inzwischen einen großen Erfahrungsschatz an internationalen Wettkämpfen. Wie gehst du mit der Situation um, dass es das erste Mal eine reine Sprint-WM ist? Verspürst du durch die Ankündigung nach den Worldgames aufzuhören einen größeren Druck als sonst?
Mein Erfahrungsschatz hilft vielleicht, um mit der Aufregung und ungewöhnlichen Situation etwas besser klar zu kommen, aber am Ende ist es am wichtigsten, das man sich physisch, mental und technisch gut vorbereitet hat.
Nach diesem Jahr mit super vielen Sprint Trainings und Wettkämpfen ist mir doch sehr bewusst geworden, dass ich Wald-OL doch irgendwie schöner finde. Sprint hat seinen Reiz und als Leistungssportlerin bereite ich mich so professionell wie möglich vor, egal ob Lieblingsdisziplin oder nicht, aber ich freue mich auch schon auf nächstes Jahr.
Ehrlich gesagt fühle ich eher eine Leichtigkeit für meine letzten Einsätze im Nationaltrikot. Ich hatte viele tolle Wettkämpfe während meiner Zeit im Nationalteam und habe absolut nichts zu verlieren egal wie diese WM und die World Games laufen.