15. Juli 2022
Top-Ergebnis der Herren bei inoffizieller JWOC-Sprintstaffel
Die Sprintstaffel in der traditionellen, geschlechtergetrennten Besetzung gehörte zwar nicht zu den offiziellen Medaillenentscheidungen bei dieser JWOC. Das Starterfeld blieb das gleiche und die deutschen Herren übertrafen als sechste alle Erwartungen. Die Damenteams liefen auf Platz 19 und 32.
Nachdem die Waldentscheidungen der JWOC wegen der akuten Waldbrandgefahr auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wurden, bestand das auf die Schnelle überarbeitete Programm nur noch aus Sprint und Sprintstaffel. Um den von weither angereisten JuniorInnen eine würdige Wettkampfwoche zu bieten, organisierte der Veranstalter noch eine weitere Sprintstaffel in dem Örtchen Dornelas, einem Nachbarort des zentralen JWOC-Ortes Carapito. Den LäuferInnen war das Gelände zwar schon bekannt, da Dornelas als eine der Trainingskarten zur Verfügung stand, die Bahnen konnten aber trotzdem noch einige LäuferInnen überraschen, wie an vielen Fehlern zu erkennen ist. Der Ausweichtermin für die Walddistanzen der JWOC ist noch nicht offiziell bekannt, der Veranstalter klärt, ob es an einem der ersten beiden Novemberwochenenden möglich sein könnte.
Das Örtchen Dornelas zeichnete sich durch zwei enge, verwinkelte Areale aus, die durch etwas gröber strukturiertes Siedlungsgebiet voneinander getrennt waren. Genau zwischen diesen beiden Arealen war die Arena gelegen, wodurch es zu einem schnellen Wechsel o-technisch anspruchsvoller, kurzer Postenverbindungen und längeren, physischen Routenwahlen kam. Die Strecken waren etwas länger als für einen Sprint üblich, was vor allem die jüngeren AthletInnen auch spürten.
Der Wettkampf startete mit den Herren. Dabei kam das deutsche Team zwar gut weg, lag nach etwa zwei Dritteln mit 50 Sekunden auf Rang 20. Einen Anteil daran hatten schon die ersten beiden Posten. Sie waren so gelegen, dass es zu einem Stau an einer kleinen Treppe kam, was das ganze Feld schon zu Beginn auseinander zog. Konstantin Kunckel, der die erste Strecke für das deutsche Trio lief, fühlte sich läuferisch zwar gut, musste sich aber erstmal nach vorn arbeiten. Bis kurz vor Schluss konnte er fehlerfrei bleiben, verlor zu Posten 15 in den kleinen Gassen jedoch kurzzeitig den Kartenkontakt und brauchte eine ganze Weile, bis er ihn wiedergefunden hatte. Entsprechend ärgerte er sich über die 1:10 Minuten, die ihn dieser Fehler kostete. Auf Rang 34 übergab er mit 2:18 Minuten Rückstand.
An der Spitze konnte sich bis zur Arenapassage das Team aus Israel absetzen. Matan Ivri wählte als einziger der Startläufer die optimale Route zu seinem Gabelposten und lief an der Spitze davon. In der Folge konnte der Brite Peter Molloy zu ihm aufschließen und gemeinsam zogen sie bis auf 27 Sekunden Vorsprung an Posten 11 davon. Erst gegen Ende kamen einige Favoritenteams wieder näher, namentlich Norwegen, Schweiz und Schweden. Andere Favoritenteams waren schon fast aussichtslos zurück, Tschechien hatte 1:14 Minuten Rückstand, Finnland sogar 2:23 Minuten. Die starken Ungarn waren schon mit einem Fehlstempel aus der Wertung gefallen.
Auf Position 2 für das deutsche Team lief Lucas Imbsweiler ein starkes Rennen. Für ihn lief es sowohl physisch als auch o-technisch gut, sein Lauf war flüssig und fehlerlos. Er hatte Läufer um sich herum, entschied aber immer für sich selbst – ein gutes Vorgehen, wenn man sah, wie viele Fehler von Trams und Fehlstempel einzelner Läufer um ihn herum passierten. Physisch war es durch Tempo, Höhenmeter und Hitze von wieder über 30°C hart, doch er hatte sich die Strecke gut eingeteilt und sich schon durch zwei vorangegangene Trainings mit dem Gelände angefreundet. Lucas verlor nur 11 Sekunden auf die inzwischen gewechselte Spitze und lief die Staffel bis auf Rang 18 vor.
Bis Posten 2 war die Spitze bereits zusammengelaufen, sodass sich eine Tram von 5 Läufern gebildet hatte. Dahinter drehte aber ein Franzose auf. Basile Basset, von Rang 10 mit 51 Sekunden Rückstand gestartet, setzte zur Aufholjagd an. An Posten 11 war er an die Spitze herangelaufen, bis zum Ziel konnte er sogar noch einen Vorsprung von 12 Sekunden auf die Schweiz herauslaufen. Dabei profitierte er auch noch zusätzlich von der Konkurrenz: Schweden, Norwegen 2 und Großbritannien fielen durch Fehlstempel aus dem Klassement. Die Abstände waren groß, schon mehr als eine Minute war es bis Rang 3.
Anselm Reichenbach lief die Schlussstrecke der deutschen Staffel. Er konnte schnell bis auf Rang 12 vorlaufen, ihm folgte eine ganze Tram. Auch, als er nach der Arenapassage zu Posten 9 statt zu 8 orientierte, es aber noch auf dem Weg zu Posten 10 merkte. So gingen zwar keine Platzierungen, aber fast 30 Sekunden auf die Spitze verloren. Nach dem Lauf sprach er davon, dass das unnötige Berglaufen ziemlich viel Kräfte gekostet habe und es eine Weile gedauert habe, bis er sein Tempo wiedergefunden habe. Im Ergebnis merkte man davon nichts. Er holte diese knapp 30 Sekunden bis ins Ziel wieder zurück und sammelte dabei Läufer um Läufer ein.
An der Spitze tat sich nichts mehr. Guilhem Verove lief den Sieg für Frankreich nach Hause, dahinter klassierten sich die Schweiz (+0:17) und Norwegen (+1:08). Deutschland landete auf einem hervorragenden 6. Rang, profitierte dabei natürlich auch von vielen Fehlstempeln im Feld. Ein unglücklicher Fehler von Konstantin kostete eine bessere Platzierung. Lucas Leistung auf 2 ist gar nicht stark genug einzuschätzen. Nach drei Sprints in dieser Woche ist man von Anselm fast schon nichts anderes mehr gewohnt als einen so starken Lauf, auch wenn es mit seinem großen Fehler „nur“ Platz 9 aller Laufzeiten ist, 23 Sekunden hinter der Bestzeit.
Auf der gleichen Bahn wie die Herren waren anschließend die Damen unterwegs. Die Deutschen erreichten in der Besetzung Marlene Fritz, Lone Pompe, Julia Fritz den 19. Rang. Damit lagen sie exakt auf dem Platz, den sie nach den Ergebnissen aus den letzten Tagen in der teaminternen Hochrechnung auch belegen würden. Vor allem die Startstrecke von Marlene wie auch von Emma Caspari für das zweite Team sind dabei besonders hervorzuheben. Beide verloren nur gut zwei Minuten auf die Spitze.
Vor dem Start fühlte sich Marlene nicht gut erholt, konnte aber trotzdem eine auch läuferisch ansprechende Leistung zeigen. Gleich zum ersten Posten wich sie von ihrer Routenwahl ab, folgte der Tram, um dort mitschwimmen zu können, anstatt allein zu laufen und möglicherweise Zeit zu verlieren. An Posten 8 machte sie gemeinsam mit Emma und sehr vielen anderen einen Parallelfehler, sie lief in die falsche Gasse zwischen zwei Häusern und stand aufeinmal in einem oliv kartierten Gebiet, in dem es auch noch Dornen gab.
Bis zur Arenapassage lag Emma sogar noch 10 Sekunden vor Marlene. Nur 19 Sekunden trennten sie von der Spitze. Sie berichtete davon, dass es unglaublich stressig im Massenstart war und sie einfach gelaufen sei, um wieder ein bisschen Platz für sich zu haben. Nach ihrem Gefühl mussten alle Konkurrentinnen vor ihr sein, sie fand sich an Posten 2 aber auf Position 14 wieder. In der Tram ging das Orientieren schneller, sodass sie deutlich schneller lief als ihr Maximaltempo für diese Streckenlänge wäre. Entsprechend war sie bereits an der Sichtstrecke recht platt. Marlene übergab an Position 23 (+2:10), Emma kurz dahinter als 24. (+2:27).
Nach Marlene folgten Lone und Julia. Beide zeigten solide Läufe, wenn auch immer mal wieder kleinere Fehler. Beide verloren rund 4 Minuten.
Ähnlich lief auch Franka Klein als Schlussläuferin im zweiten Team. Sie verlor etwa 5 Minuten auf die Spitze. Keinen guten Lauf erwischte Anna Mühlstädt als zweite Läuferin im zweiten Team. Ihr passierten mehrere größere Fehler, läuferisch sollte ihre Leistung aber nicht bewertet werden, war sie doch gerade erst von einer Coronainfektion genesen, wegen der sie den Einzelsprint noch ausgesetzt hatte.
Die erste Strecke gewann – sehr zur Überraschung und Freude bei den Kommentatoren – die Läuferin aus Spanien. Ein enges Feld lag zuerst vorn, darunter Tschechien mit Anna Karlova, Alva Bjork (SWE), Vera Moser (SUI) und Boglarka Czako (HUN). Durch sehr geschickte Routenwahlen zu Posten 14 und 17 konnte sich Nerea Gonzalez allerdings einen Vorsprung bis ins Ziel verschaffen. Die Mitfavoritinnen aus Norwegen lagen zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als eine Minute zurück.
Auf Strecke zwei bildete sich schnell eine Spitzengruppe aus Ungarn, Schweden und der Schweiz. Dahinter holte Elisa Mattila für Finnland langsam Zeit auf. Durch eine falsche Route zu acht ging dieser Zeitgewinn aber wieder verloren, gleichzeitig verlor auch Tschechien viel Zeit. Die Ungarin Viktoria Mag zog unaufhaltsam davon, lief die mit Abstand beste Zeit am heutigen Tag, eine halbe Minute schneller als die nächstbeste Zeit. Mattila folgte auf Rang zwei, die Schweiz schied mit einem Fehlstempel aus. Auf Rang drei folgte also Schweden, schon 1:31 Minuten zurück, dicht gefolgt von Norwegen, die aufeinmal wieder im Rennen ums Podium waren.
Mit einem beruhigenden Vorsprung und einer läuferisch so starken Rita Maramarosi auf der Schlussposition sollte der Sieg für Ungarn eigentlich schon im Sack sein. Und wieder sorgte die Jugendeuropameisterin für reichlich Drama. Denn hinter ihr holte die Finnin Silva Kemppi Sekunde um Sekunde auf, hatte an Posten 17 gar die Führung übernommen. Im Zielsprint war Maramarosi aber zu stark. Diesmal ging das Drama also zum Guten für sie aus. Ähnlich ging es um Rang drei zu. An der Arenapassage wirkte es, als habe die Norwegerin Pia Young Vik mit mehr als 30 Sekunden genug Vorsprung. Dann kam allerdings die Schwedin Elsa Sonesson begünstigt durch einen Fehler ihrer Konkurrentin zurück und sicherte Rang 3.
Nach unter diesen Umständen hervorragend organisierten Juniorenweltmeisterschaften bleibt zunächst die Hoffnung, dass die Walddistanzen wie zurzeit geplant im November nachgeholt werden können. Das ist natürlich eine riesige finanzielle Belastung, für Athleten und teilnehmende Nationen einerseits, für den Ausrichter aber noch viel mehr. Die Portugiesen haben mit dem Ersatzprogramm, das sie in wenigen Tagen aus dem Boden gestampft haben, bewiesen, dass sie ein würdiger Ausrichter sind. Die finanziellen Rücklagen des Ausrichters sind allerdings aufgebraucht, und um im November ein ebenso gutes Event auf die Beine stellen zu können, braucht der Ausrichter Unterstützung. Die große Bitte also: „Please Donate“! Für die leistungssportlich ambitionierte Jugend ist es das wichtigste Event des Jahres.
Es wird in naher Zukunft außerdem ein Crowd-funding ins Leben gerufen, mit dem finanziell schwach aufgestellte Nationen unterstützt werden sollen, damit sie sich eine Teilnahme an der JWOC 2022 Teil 2 leisten können.
Ergebnis:
Herren
1. | FRA | M. Barros Vallet, B. Basset, G. Verove | 49:15 Minuten |
2. | SUI | B. Wey, D. Müller, P. Schärer | +0:17 |
3. | NOR | M. Holt, B. Takle, T. Alstad | +1:08 |
6. | GER | K. Kunckel, L. Imbsweiler, A. Reichenbach | +2:42 |
Damen
1. | HUN | B. Czako, V. Mag, R. Maramarosi | 57:41 Minuten |
2. | FIN | H. Hilo, E. Mattila, S. Kemppi | +0:03 |
3. | SWE | A. Bjork, E. Alinder, E. Sonesson | +1:17 |
19. | GER | M. Fritz, L. Pompe, J. Fritz | +11:38 |
32. | GER | E. Caspari, A. Mühlstädt, F. Klein | +20:47 |