27. Juni 2022
Schweden gewinnt die WM-Sprintstaffel
Mit einem Sieg der favorisierten schwedischen Staffel starteten heute die Sprintweltmeisterschaften im dänischen Kolding. Das britische Team erlief die Silbermedaille, Norwegen kämpfte erst auf der Schlussstrecke die Konkurrenz nieder und sicherte sich die Bronzemedaille. Ein absurder Fehler einer ganzen Tram zerriss auf der zweiten Strecke das Favoritenfeld, sodass es lange Zeit nach einer riesigen Überraschung aussah. Das deutsche Team wurde 17., zufrieden mit ihren Läufen und dem Gesamtergebnis war das Team aber nicht.
Startläuferin Susen Lösch lief einen Auftakt nach Maß. Bis zur Sichtstrecke nach knapp der Hälfte des Rennens lag sie nur neun Sekunden hinter der Spitze. Sie schob es auch darauf, dass aufgrund der kniffligen Gabelung eher verhalten begonnen wurde. Auf dem laufbetonten Zwischenstück gaben die Damen vorn dann ordentlich Gas und Susen musste abreißen lassen. Mit einem Rückstand von 1:09 Minuten kam sie auf Platz 15 ins Ziel. „Viel besser hätte es bei mir nicht laufen können“, so ihr Fazit nach dem Rennen.
Nach krankheitsbedingtem Ausfall von Bojan Blumenstein wurde die Herrenbesetzung mehrfach umgestellt. Sollte zuerst Colin Kolbe den seit der DM Mittel leicht verletzten Erik Döhler ersetzen, rotierte Erik nun doch wieder für Bojan ins Team. Auf der zweiten Strecke übergab er mit einem Rückstand von 2:42 an Position 18 auf Colin. Erik zeigte sich froh, dass die Verletzung keine Probleme bereitete und er schmerzfrei laufen konnte. Physisch allerdings war das Gefühl leider nicht gut, das hohe Tempo setzte zusätzlich dem Kopf zu und prompt landete er zu bei einer falschen Gabel. Zwanzig Sekunden Fehler waren die Folge. Als im weiteren Verlauf durch den bereits erwähnten Fehler plötzlich die Teams aus Norwegen und der Schweiz vor ihm auftauchten, hatte er kurzzeitig das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein, doch er war bereits zu kaputt, um dranbleiben zu können.
Als schlecht wollte auch Colin seinen Lauf nicht bewerten, richtig zufrieden fühlte er sich aber auch nicht. Von kleinen Zeitverlusten musste auch er berichten, so änderte er zu Posten 13 spontan die geplante Route. Auszurichten vermochte er aber nicht mehr wirklich etwas, nach vorn war bereits eine Lücke entstanden, die nicht zuzulaufen war. In der Tram mit Australien war also das Ziel, das Rennen bestmöglich zu absolvieren.
Einen vorallem physisch schlechten Tag erwischte Schlussläuferin Birte Friedrichs. Sie startete gemeinsam mit Australien und kurz hinter der Ukraine, merkte aber schnell, dass sie an diesem Tag einfach nicht mitrennen konnte. So musste sie die Tram ziehen lassen, der sie an einem besseren Tag vielleicht hätte folgen können. Außerdem machte sie zusätzliche Meter, indem sie Abkürzungsmöglichkeiten übersah. Im Ziel überwog dann die Enttäuschung über den eigenen Lauf.
Mit dem 17. Platz hat das Team das ausgegebene Top15 Ziel verfehlt. Es fehlten schlussendlich 35 Sekunden. Die Herren hatten von Fehlern zu berichten, zusätzlich erwischte Birte einen denkbar schlechten Tag, sodass sie die Tram im Kampf um Platz 12 nicht halten konnte. Dieser lag letztendlich 54 Sekunden vor dem deutschen Team, hätte Birte an einem besseren Tag eine Leistung nur wenig hinter Susen gezeigt, die ihr nach den bisherigen Ergebnissen in diesem Jahr zugetraut werden kann, wäre das deutsche Team in diesem Bereich geendet. Deshalb bewertet ihr Trainer die Leistungen durchaus positiv, auch wenn das persönliche Fazit der Athleten anders klingen mag.
Nach dem verhaltenen Beginn der Damen auf der Startstrecke ging gegen Ende der ersten Runde die Post ab. Für das schwedische Team lief Lina Strand an. Sie versuchte zu Beginn etwas Energie zu sparen, um ihre Stärke am Ende auszuspielen. Dass das gelang bewies sie eindrucksvoll – sie fand die „extra gear“ und schickte Max Peter Bejmer auf Position zwei mit 17 Sekunden Vorsprung los. Auf Rang zwei wechselte die Schweizerin Simona Aebersold. Lange in der Führungstram war auch die Drittplatzierte Britin Charlotte Ward. Die Sauerstoffschuld am Ende, als sie nicht wusste, wo ihr Wechselläufer wartete, spülte sie noch bis ans Verfolgerfeld – angeführt von der Ukrainerin Olena Babych – zurück.
Der Schwede Bejmer absolvierte seine Staffelstrecke unaufgeregt und souverän. Eine falsche Routenwahl verringerte kurzzeitig seinen Rückstand, näher als 15 Sekunden kam der stark laufende Brite Ralph Street aber nicht heran. Und dafür, dass die Abstände deutlich wurden, sorgten die Verfolgerteams selbst. An einer eigentlich harmlos wirkenden Stelle bog eine ganze Tram an Läufern – unter ihnen Joey Hadorn für die Schweiz, Lukas Liland für Norwegen, Tomas Krivda (Tschechien) und Miika Kirmula (Finnland) – falsch ab. Erst nach zwanzig bis dreißig Sekunden bemerkten sie ihren Fehler, sie waren in eine oliv gezeichnete Einfahrt hineingelaufen. Nur, dass sie diese auf dem gleichen Weg verließen wie sie gekommen waren, bewahrte die Teams vor einer Disqualifikation. Im Ziel fand sich der Litauer Algirdas Bartcevicius mit 42 Sekunden Rückstand auf Platz drei wieder.
Schon der Blick, den der Brite Kris Jones seinem schwedischen Konkurrenten Gustav Bergman hinterherwarf, zeigte, was folgen sollte. Beide Läufer machten kleinere Fehler, trotzdem saugte sich Jones immer näher an den Schweden heran, im Zielsprint überholte er ihn schließlich sogar noch, fast zeitgleich wechselten beide. Angepeitscht von dem heimischen Publikum arbeitete sich in der Verfolgertram der Däne Jakob Edsen nach vorn. Er übergab an Position drei mit nur 39 Sekunden Rückstand auf die Spitze. Eine Ansage an die Konkurrenz in Hinblick auf die Einzelläufe sandte auch der Neuseeländer Tim Robertson aus. Seine Einzelzeit war ganze 29 Sekunden schneller als die nächstbeste Herrenzeit.
Und auch bei den Damen schickte sich die große Favoritin an, gleich ein Zeichen zu setzen. Tove Alexandersson und Megan Carter Davies gingen fast zeitgleich auf die Strecke. Bis zur Sichtpassage konnte die Britin den Kontakt noch halten, dann ging Alexandersson aber davon. Während Carter Davies sich mehrere kleine Fehler erlaubte, zog die Schwedin ohne sich umzuschauen vorn ihre Bahnen. Mit unglaublichem Tempo rannte sie dem Ziel entgegen, was zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr nötig gewesen wäre, zu groß war der Vorsprung bereits. Doch sie ging davon aus, dass es zehn, vielleicht fünfzehn Sekunden waren, die durch einen Fehler bei einer kleinen Unachtsamkeit leicht wieder verloren gehen könnten. Letztendlich lag sie 1:02 Minuten vor ihrer direkten Konkurrentin und lief sogar 39 Sekunden schneller als jede andere Starterin. Der Kampf um Platz drei gestaltete sich bis zum Ende umso spannender. Andrine Benjaminsen für Norwegen, Elena Roos für die Schweiz und Cecile Calandry für Frankreich konnten die Dänin Miri Thrane Ödum schnell stellen. Auf der zweiten Hälfte der Strecke brachte Andrine Benjaminsen die entscheidenden Sekunden zwischen sich und die Konkurrenz und konnte den Sprint um Platz drei für sich entscheiden, was nach dem Zeitverlust auf Strecke zwei zwischenzeitlich fast unmöglich erschienen war. Am Berg zur Zielarena hinauf attackierte Thrane Ödum unter der lautstarken Anfeuerung des Publikums Elena Roos – zu früh vielleicht, denn auf den letzten Metern konnte die Schweizerin sie abfangen. Frankreich mit Cecile Calandry komplettierte das Podium.
Weiter geht es am Dienstag mit den Entscheidungen im KO-Sprint. Die Qualifikation startet um 9:30 Uhr, die Viertelfinals gehen um 16:00 Uhr los. Das Web-TV beginnt mit dem Halbfinale um 17:30 Uhr.
Ergebnis:
1. Schweden (L. Strand, M.P. Bejmer, G. Bergman, T. Alexandersson) 58:39
2. Großbritannien (C. Ward, R. Street, K. Jones, M. Carter Davies) +1:02
3. Norwegen (A. Dyrkorn, L. Liland, K. Harlem Fosser, A. Benjaminsen) +1:41
17. Deutschland (S. Lösch, E. Döhler, C. Kolbe, B. Friedrichs) +6:15
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